Jetzt schon besser als Hambüchen

London · Das ist selbst Reck- Olympiasieger Fabian Hambüchen nie gelungen: Die 17 Jahre alte Tabea Alt aus Ludwigsburg hat in London den Gesamt- Weltcup gewonnen.

 Turnerin Tabea Alt während ihrer Übung am Schwebebalken beim Weltcup-Finale in London. Foto: Paston/dpa

Turnerin Tabea Alt während ihrer Übung am Schwebebalken beim Weltcup-Finale in London. Foto: Paston/dpa

Foto: Paston/dpa

Als der Gesamtsieg im Weltcup feststand und das Publikum in der ausverkauften O2 Arena von London Tabea Alt bejubelte, wusste die 17-Jährige kaum, wie ihr geschah und wie sie ihren Erfolg angemessen feiern sollte. "Momentan sind wir ein bisschen überfordert", berichtete die Ludwigsburgerin nach dem bislang größten Triumph ihrer noch jungen Karriere als Kunstturnerin.

Was selbst Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen im Verlauf seiner phänomenalen Laufbahn nie gelungen war, schaffte die Gymnasiastin gleich im ersten Anlauf. Nach Rang eins beim DTB-Pokal in Stuttgart vor drei Wochen siegte Alt auch beim Weltcup-Finale in der britischen Hauptstadt.

"Dass ich jetzt hier stehe mit dem Pokal in der Hand und der Medaille um den Hals, ist unfassbar", sagte Alt, für die sich der Erfolg auch finanziell lohnte: Insgesamt werden 35 100 Euro auf ihr Konto fließen - im Turnsport eine beinahe sensationelle Summe. Die Schwäbin ist nach der Mannheimerin Elisabeth Seitz, der 2013 das gleiche Kunststück gelang, die zweite deutsche Gesamtsiegerin der aktuell aus drei Turnieren bestehenden Weltcupserie.

Dabei hatte ein Sturz vom Schwebebalken die Olympiateilnehmerin zwischenzeitlich zurückfallen lassen. Beeindrucken ließ sich Alt von diesem Malheur aber nicht und reagierte abgeklärt: "Davon darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen." Eine nahezu fehlerfreie Boden-Kür brachte sie wieder an die Spitze.

Abseits des Turnpodiums ist Alt schon seit dem vergangenen Jahr bei Hambüchens Manager Klaus Kärcher in guten Händen. Und es ist bereits angedacht, dass sich der einstige Reck-Weltmeister, der zuletzt in der Fernsehserie "Ewige Helden" mitwirkte, persönlich schon bald um die Vermarktung des Ausnahmetalents kümmert. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für weitere Erfolge.

Ohnehin ist seit Jahren schon alles auf die Karriere ausgerichtet. Vor den Sommerspielen hatte sie die Schule vernachlässigt. "Dafür wiederhole ich die zehnte Klasse. Aber Rio war jede Anstrengung wert", sagte Alt. Ihre Eltern unterstützen sie - trotz der schulischen Probleme. Sie waren auch Turner und haben Verständnis für ihre ehrgeizige Tochter. Denn auch sie bringt viele Opfer: "Abends einfach so weggehen ist nicht drin. Auch für einen Freund habe ich überhaupt keine Zeit."

Das könnte auch noch eine Weile so bleiben. Alt gehört zum vierköpfigen Aufgebot von Bundestrainerin Ulla Koch bei den Europameisterschaften in Cluj in Rumänien (19. bis 23. April). Dort wird Alt ihren Weltcup-Erfolg bestätigen müssen, denn in der nach-olympischen Saison hatten etliche Topathleten auf eine Teilnahme verzichtet.

Gemeinsam mit Seitz, Kim Bui und der Saarländerin Pauline Schäfer zählt Alt zur neuen, aufstrebenden Generation im deutschen Frauen-Turnen, die auch schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro und der WM im Jahr davor in Glasgow begeisterte. In Schottland hatte Schäfer sensationell die Bronzemedaille am Stufenbarren gewonnen. In Brasilien zogen die Turnerinnen, zu denen auch Sophie Scheder gehörte, erstmals seit der Wiedervereinigung ins Mannschaftsfinale ein und wurden Sechste. Zudem wurde Scheder überraschend Dritte am Stufenbarren. Gut möglich, dass man sich an diese Erfolge allmählich gewöhnen kann.

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Dauser wird Dritter beim Weltcup-Finale Lukas Dauser hat bei seinem dritten Start im Mehrkampf-Weltcup der Turner seine erste Medaille gewonnen. Beim Finale der Serie am Samstagabend in London belegte der 23-Jährige mit 81,698 Punkten Rang drei hinter dem Olympiazweiten Oleg Wernjajew aus der Ukraine (83,864) und dem Amerikaner Donnell Whittenburg (82,665). Dabei sorgte der deutsche Barrenmeister an seinem Spezialgerät mit 14,933 Punkten für die beste Note und ließ dort auch Rio-Goldmedaillengewinner Wernjajew, der in der Bundesliga für die TG Saar turnt und ab Mitte Mai wieder in Dillingen zu sehen sein wird, hinter sich. In der Weltcup-Gesamtwertung schob sich der Unterhachinger Dauser auf den zweiten Platz vor und kassierte insgesamt 23 000 Schweizer Franken.

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