Martin fährt nur hinterher

La Caverne du Pont-D'Arc · Er hatte alles auf diese Etappe ausgelegt, doch am Ende ging sein Plan nicht auf. Tony Martin ist beim Einzelzeitfahren der Tour de France nur auf Rang neun gefahren und war danach bitter enttäuscht.

 37,5 anspruchsvolle Kilometer alleine gegen die Zeit: Der Niederländer Tom Dumoulin ist beim Einzelzeitfahren der Tour über eine Minute schneller als der Zweite Chris Froome. Foto: Ludbrook/EPA

37,5 anspruchsvolle Kilometer alleine gegen die Zeit: Der Niederländer Tom Dumoulin ist beim Einzelzeitfahren der Tour über eine Minute schneller als der Zweite Chris Froome. Foto: Ludbrook/EPA

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Als ein entfesselter Tom Dumoulin selbst Chris Froome in Grund und Boden fuhr, hockte Tony Martin bereits ratlos im Teambus: Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister ist bei der Tour de France in seiner Spezialdisziplin nur Neunter geworden. Den Sieg auf der 13. Etappe sicherte sich der Niederländer Dumoulin, Titelverteidiger Froome sorgte als Zweiter einen Tag nach seiner unfreiwilligen Jogging-Einlage am Mont Ventoux für eine Vorentscheidung im Kampf um Gelb.

"Natürlich überwiegt die Enttäuschung, denn ich wollte hier um den Sieg mitfahren", sagte Martin, der sich nach 37,5 km zwischen Bourg-Saint-Andéol und La Caverne du Pont-d'Arc satte 2:05 Minuten Rückstand auf Dumoulin einhandelte: "Es war ein ordentliches Zeitfahren, aber kein herausragendes, mit dem ich ganz vorne reinfahren konnte. Die Form ist da, ich muss nach Gründen suchen, warum es nicht geklappt hat."

In gedrückter Stimmung nach dem Attentat von Nizza fuhr Dumoulin das Rennen seines Lebens. Der 26-Jährige vom Team Giant Alpecin lag bei jeder Zwischenzeit klar vorne, steigerte sich aber immer weiter und sicherte sich souverän seinen zweiten Etappensieg nach dem Triumph im Hagelsturm von Andorra am vergangenen Sonntag. Nach 50:15,14 Minuten lag Dumoulin im Ziel stolze 1:03 Minuten vor Froome. "Dieser Sieg hat zwei Gesichter. Ich wollte ihn und freue mich natürlich, aber bin in den Gedanken auch bei den Geschehnissen von Nizza", sagte Dumoulin: "Das überschattet diesen Tag."

Froome kam seinem dritten Tour-Sieg ein großes Stück näher. In der Gesamtwertung führt er nun mit 1:47 Minuten vor dem Niederländer Bauke Mollema (Trek-Segafredo) und 2:45 Minuten vor dem Briten Adam Yates (Orica-BikeExchange). Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar), am Freitag nur 20., liegt auf Rang vier (+2:59). Bester Deutscher im Gesamtklassement ist Emanuel Buchmann (Ravensburg/Bora-Argon 18), der am Freitag 56. (+5:32) wurde, auf Rang 20 (+19:02).

Martin lag schon bei der ersten Zwischenzeit mehr als eine halbe Minute hinter dem zu diesem Zeitpunkt führenden Portugiesen Nelson Oliveira (letztlich Dritter) zurück. Seinen vierten Sieg in einem großen Tour-Zeitfahren, den der 31-Jährige als erklärtes Ziel ausgegeben hatte, hatte der Cottbuser da praktisch schon verspielt. Martin kämpfte zwar, konnte aber nicht mehr nennenswert Boden gutmachen.

Allerdings war das einzige lange Zeitfahren der laufenden Tour auch immens anspruchsvoll. Die hügelige Strecke, aber vor allem der steife Wind verlangten den Fahrern einiges ab - teilweise im Grenzbereich. "Ich bin froh, dass ich hier im Ziel bin", sagte beispielsweise Sprint-Ass André Greipel (140. mit 8:11 Minuten Rückstand).

Zum Thema:

Auf Einen Blick 14. Etappe: Das fast schnurgerade nordwärts in Richtung Alpen führende Teilstück könnte am Samstag die vorletzte Chance für die Sprinter um Marcel Kittel und André Greipel werden - danach ist nur noch auf den Champs-Élysées ein Massensprint möglich. 15. Etappe: Spektakel ist garantiert: Die Tour-Organisatoren haben am Alpenrand eine Berg- und Talfahrt zusammengebastelt, die es richtig in sich hat. Auf 160 Kilometern haben sie sechs Bergwertungen eingebaut. Ein schwacher Moment kann sich am Sonntag bitter rächen. sid

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