Sogar ein Mathe-Lehrer mischt beim World Cup mit

Dimitrij Ovtcharov ist der große Hoffnungsträger auf einen deutschen Sieg beim World Cup am kommenden Wochenende in der Saarlandhalle. Aber er hat harte Konkurrenz aus Asien, auch wenn Ma Long nicht am Start ist. Alle 20 Teilnehmer sind echte Typen und absolute Könner an der Platte. Die SZ stellt sie vor.

Quadri Aruna: Spätestens seit Rio ist der Nigerianer den deutschen Tischtennis-Fans ein Begriff. Der 28-jährige Afrikameister warf Timo Boll im Achtelfinale mit 4:2 aus dem Turnier. Schon beim World Cup 2014 hatte Aruna auf sich aufmerksam gemacht. Er war bis ins Viertelfinale vorgestoßen. Mit Platz 25 belegt er auch den höchsten Weltranglisten-Rang, den ein Afrikaner je erreicht hat. Anteil an seinen Erfolgen hat auch ein Deutscher: Ex-Frauen-Bundestrainer Martin Adomeit ist technischer Direktor des nigerianischen Verbandes.

Xu Xin: Die ehemalige Nummer eins der Welt, inzwischen die Nummer drei, fiel bei den Olympischen Spielen in Rio der starken Konkurrenz im eigenen Lager zum Opfer. So musste er Olympiasieger Ma Long und Zhang Jike im Einzel den Vortritt lassen. Im Mannschaftswettbewerb durfte er für China an die Platte und konnte sich nach dem 3:1-Finalsieg gegen Japan mit der Goldmedaille trösten. Der 26-Jährige gewann 2013 in Belgien den World Cup und zählt in Saarbrücken zu den Topfavoriten.

Hugo Calderano: Der Brasilianer ist eines der gößten Talente im Tischtennis-Zirkus. Der 20-jährige Rechsthänder spielt in der Bundesliga für die TTF Ochsenhausen und kämpfte sich bei seinem olympischen Heimspiel in Rio im Einzel bis ins Achtelfinale vor. Dort war gegen den Weltranglisten-Fünften Jun Mizutani aus Japan beim 2:4 Endstation. Vom amtierenden Lateinamerika-Meister (31. der Welt) wird in Zukunft viel zu erwarten sein. Nach der letzten Bundesliga-Saison, in der er von 14 Spielen nur vier verlor, ist er in der aktuellen Spielzeit noch unbesiegt.

Yijun Feng: Der Rechtshänder ist mit 19 Jahren der jüngste Teilnehmer am World Cup - und einer der Außenseiter. Gänzlich unerfahren ist der gebürtige Chinese nicht. Der Nordamerika-Meister war bei den Olympischen Spielen am Start, und ist in der Weltrangliste der bestplatzierteste US-Amerikaner (Nummer 291). Außerdem konnte er 2015 durch einen Sieg gegen Quadri Aruna ein Ausrufezeichen setzen.

David Powell: Im Alltag ist der Australier gar kein Tischtennis-Profi, sondern Mathematik-Lehrer. Nachdem er die Qualifikation für die Spiele 2012 in London verpasst hatte, spielte er sich in den darauf folgenden vier Jahren an die Spitze der australischen Rangliste. Er ist Ozeanien-Meister und ging in Rio im Einzel und mit der Mannschaft an den Start - und schied jeweils in Runde eins aus. In Saarbrücken spielt der 25-Jährige (Nummer 299 der Weltrangliste) ohne jeden Druck.

Dimitrij Ovtcharov: Er ist die deutsche Nummer eins, der beste Nicht-Asiate der Welt (Position 6) und der Hoffnungsträger auf einen Heimsieg in der Saarlandhalle. Und: Ovtcharov hat einen neuen Lebensmittelpunkt. Ehefrau Jenny brachte Tochter Emma zur Welt. Das sollte ihm einen Motivationsschub bringen. Bei den Spielen in Rio lief es für den 28-Jährigen trotz Bronze mit der Mannschaft nicht optimal. Im Einzel schied der Europameister im Viertelfinale gegen seinen Mannschaftskollegen bei Fakel Orenburg, Altmeister Vladimir Samsonov, mit 2:4 aus.

Wong Chun Ting: Für den 25-Jährigen aus Hongkong gab es in diesem Jahr schon einiges zu bejubeln. Er steht erstmals unter den besten Zehn der Weltrangliste (aktuell Neunter) und feierte in Rio seine olympische Premiere. Durch seinen dritten Platz bei den Asienmeisterschaften sicherte er sich auch das Ticket für den World Cup.

Gao Ning: Er ist einer der wenigen Asiaten, die in Europa ihr Geld verdienen. Der 33-jährige gebürtige Chinese ist die Nummer eins des französischen Erstligisten Chartres ASTT. Der Rechtshänder aus Singapur durfte 2016 bereits bei seinen dritten Olympischen Spielen teilnehmen, kam aber nie über das Achtelfinale hinaus. Von seiner Top-Platzierung in der Weltrangliste (Rang acht, 2008) ist er mittlerweile weit entfernt (40.).

Joao Monteiro: Der 33-Jährige - von 2010 bis 2013 beim Bundesligisten 1. FC Saarbrücken unter Vertrag - ist hinter Marcos Freitas und Tiago Apolonia nur noch die Nummer drei in Portugal. Mit seinem Club Chartres ASTT spielt die Nummer 42 der Welt aber immer noch Champions League. In Gruppe D trifft er unter anderem auf Borussia Düsseldorf um Timo Boll .

Alexander Shibaev: Der 26-Jährige vom UMMC Jekaterinburg hatte Timo Boll in der dritten Runde der olympischen Einzelkonkurrenz am Rande einer Niederlage. Er führte 3:2 und musste sich schließlich doch 3:4 geschlagen geben. In Saarbrücken zählt der Russe (24. der Weltrangliste) eher zu den Außenseitern.

Simon Gauzy: Der 21-Jährige ist die Nachwuchshoffnung aus Frankreich. Der Rechtshänder, der in der Bundesliga bei den TTF Ochsenhausen spielt, musste in Rio allerdings früh die Segel streichen. Mit der Mannschaft schied er in der ersten Runde gegen Großbritannien aus, im Einzel unterlag er in Runde drei dem Ukrainer Kou Lei. Doch mit seinen Leistungen in der Bundesliga hat die Nummer 18 der Welt bereits für Aufsehen gesorgt.

Sangsu Lee: Der 26-jährige Rechtshänder ist eigentlich nur die Nummer drei in Südkorea. Trotzdem durfte er bei den Spielen in Rio auch im Einzel an den Start. In Runde drei unterlag er dem Rumänen Adrian Crisan 3:4. Im Teamwettbewerb machte es die Nummer 19 der Welt besser, musste sich nach der Niederlage gegen Deutschland aber mit Platz vier zufrieden geben. Beim World Cup ist er erstmals dabei.

Kristian Karlsson: Den Schweden werden die Tischtennis-Fans im Saarland in Zukunft öfter zusehen bekommen. Der 25-Jährige (27. der Weltrangliste) wechselte vor der Saison vom französischen Club AS Pontoise-Cergy, mit dem er das Double aus Meisterschaft und Champions League gewann, zu Borussia Düsseldorf (am 9. Oktober in Saarbrücken zu Gast). Bei den Spielen in Rio war im Einzel in der dritten Runde gegen Vladimir Samsonov Schluss.

Vladimir Samsonov: 40 Jahre alt und noch kein bisschen müde. Der Altmeister aus Weißrussland spielt nicht nur für Fakel Orenburg auf höchstem internationalen Niveau, er sorgt auch bei Ranglisten-Turnieren und zuletzt bei Olympia für Aufsehen. Bei seiner sechsten Teilnahme schaltete er Dimitrij Ovtcharov aus und musste erst den übermächtigen Asiaten den Vortritt lassen. In Saarbrücken ist der Nummer acht der Welt durchaus der Turniersieg zuzutrauen.

Stefan Fegerl: 2015/2016 war seine Saison. Mit dem Portugiesen Joao Monteiro wurde er Europameister im Doppel, mit Österreich Mannschafts-Europameister. Zudem holte der 28-Jährige mit Weinviertel Österreich das Triple aus ETTU-Cup, Meisterschaft und Pokal. In dieser Saison spielt die Nummer 21 der Welt für Borussia Düsseldorf, konnte bisher aber nicht überzeugen. Am vergangenen Wochenende gewann er beim 3:0-Sieg gegen Werder Bremen gegen Kirill Skachkov sein erstes Spiel für den neuen Verein. Das gibt ihm Aufschwung für den World Cup.

Tiago Apolonia: Die Nummer eins des 1. FC Saarbrücken kommt in dieser Saison nicht so recht in Schwung. Alle vier Partien hat er bisher verloren. Wohl auch, weil es in Rio schlecht lief. Mit der Mannschaft schied er in der ersten Runde gegen Österreich aus, im Einzel unterlag er seinem Saarbrücker Mannschaftskollegen Bojan Tokic mit 1:4. Dabei kann Apolonia, die Nummer 17 der Welt, an einem guten Tag jeden schlagen - erst recht vor Saarbrücker Publikum.

Bastian Steger: Für den Ex-Saarbrücker (2010 bis 2014) ist es die erste Teilnahme am World Cup - und die hat er sich durch die starken Leistungen in Rio durchaus verdient. Dort gewann er nach London 2012 seine zweite Bronzemedaille mit dem Team. Auch wenn die Saison für den 22. der Welrangliste noch nicht besonders gut läuft, die gute Form von Rio müsste noch da sein.

Youngsik Jeoung: Erst 24 Jahre alt und schon die Nummer zehn der Welt. Bei den Spielen in Rio hatte der Südkoreaner Pech mit der Auslosung, schon im Achtelfinale wartete mit Ma Long der beste Spieler der Welt. Trotz großem Kampf verlor er mit 2:4. Im Spiel um Platz drei im Teamwettbewerb brachte er Südkorea gegen Deutschland durch ein 3:2 gegen Bastian Steger in Führung, es reichte aber nicht zu Bronze. In Saarbrücken kann er dank einer Wildcard mitspielen.

Pär Gerell: Der 34-Jährige (Nummer 39 der Welt) ist einer der Erfahrensten im Feld und profitierte von den Absagen von Ma Long und Jun Mizutani. Als Nachrücker geht der Schwede ohne Druck in das Turnier. Nach Olympia-Teilnahmen in Peking 2008 und London 2012 war er in Rio zum dritten Mal dabei. Für den französischen Erstligisten Chartres ASTT zeigt er regelmäßig seine Klasse.

Fan Zhendong: Er ist ein Nachrücker, der es in sich hat. Der Chinese, der nach den Absagen von Ma Long und Jun Mizutani doch noch einen Startplatz ergattert hat, ist mit 19 Jahren die Zukunft des chinesischen Tischtennis. Bei seiner World-Cup-Premiere im vergangenen Jahr wurde er nach seiner Finalniederlage gegen Ma Long Zweiter. Die Nummer zwei der Welt ist in der Saarlandhalle einer der Topfavoriten.

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