Auf den Spuren von Rocky

Kleinblittersdorf · Jürgen Doberstein hat sich gewandelt: Er kämpft aggressiver, sucht schneller die Entscheidung. „Am Samstag werden alle sehen, wie viel stärker er ist“, sagt Trainer Pedro Luis Diaz vor dem Titel-Duell mit Ruben Eduardo Acosta.

 Box-Profi Jürgen Doberstein spielt zum Ausgleich Klavier. Foto: Schlichter

Box-Profi Jürgen Doberstein spielt zum Ausgleich Klavier. Foto: Schlichter

Foto: Schlichter

Wer kennt es nicht, das Titel-Lied "Eye of the tiger" aus den Rocky-Filmen? In dem mehrteiligen Boxer-Epos glänzt Sylvester Stallone in der Rolle des Rocky Balboa. Der Amateur kämpft sich nach Rückschlägen bis zum Weltmeister-Titel durch. Der erste Teil der Filmreihe trägt den Titel "Rocky - Die Chance seines Lebens". Vor der Chance seines Lebens steht vielleicht Jürgen Doberstein. Der Profi-Boxer aus Kleinblittersdorf hat wie Balboa Rückschläge einstecken müssen. Trotzdem steht der 26-Jährige nun auf der Vorstufe zu einem WM-Kampf.

Am Samstag boxt Doberstein gegen den Argentinier Ruben Eduardo Acosta um den WBA-Intercontinental-Titel im Supermittelgewicht. An seiner Seite einer der besten Trainer der Welt: Pedro Luis Diaz. Der Kubaner, der Olympiasieger hervorgebracht hat, sagt über den Weltranglisten-41.: "Ich zweifele nicht daran, dass er in naher Zukunft um einen WM-Titel boxen wird, den er auch gewinnen wird, wenn er weiter so trainiert." Auf dem Weg bis dahin steht am Samstag Acosta im Weg. Diaz sagt über den Weltranglisten-51.: "Er hat eine gute Kondition und bewegt sich viel." Doberstein bewegt sich auch viel. Manchmal zu viel.

"Mir war wichtig, den Gegner unter Kontrolle zu haben", sagt er. War dies der Fall, spielte er gerne mal mit ihm, machte Show und Liegestütze im Ring. "Das sind meine Gefühle im Ring. So etwas plane ich ja nicht im Voraus", erklärt der 26-Jährige. Die Spielereien hat ihm Diaz in den acht Monaten, seit er ihn trainiert, ausgetrieben. Beim "Professor", wie er genannt wird, zählt in erster Linie Disziplin. "Ich bin noch ich", versichert Doberstein. Dennoch hat er sich gewandelt.

"Er hat mehr Kraft, ist aggressiver, schneller, hat mehr Widerstand gegen Schläge. Am Samstag werden alle sehen, wie viel stärker er ist", lobt Diaz, der seinen Boxer als "kompletter" beschreibt. "Früher habe ich versucht, über die lange Distanz zu boxen, über die kurze war ich unsicher", sagt Doberstein. Jetzt boxt er aggressiver. "Mein Trainer sieht so viele Kleinigkeiten, wie etwa kleine Stellungsfehler, woran ich nicht denke." An diesen Kleinigkeiten haben sie akribisch gearbeitet. Und an seiner Einstellung. "Früher war ich froh, wenn ich nach zwölf Runden gewonnen habe", sagt Doberstein. Er ergänzt mit Blick auf manch zweifelhaftes Urteil der Punktrichter: "Jetzt versuche ich, den Kampf sofort zu beenden, wenn es machbar ist."

Egal, wie der Kampf am Samstag enden wird: Der auslaufende Vertrag mit Diaz wird nach Angaben von Dobersteins Management um ein Jahr verlängert. Und im März wird Doberstein in den boxverrückten USA die ganz große Bühne seines Sports betreten und in Miami in den Ring steigen. Bis dahin will er übrigens wieder an seinem Show-Talent arbeiten. Zum Ausgleich lernt er neben Schlagzeug Klavier zu spielen. Welches Lied er als erstes lernt? Doberstein verrät: "Die ersten Töne von ,Eye of the tiger' kann ich schon."Box-Profi Jürgen Doberstein spielt zum Ausgleich Klavier. Foto: Schlichter

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Auf einen BlickDer Box-Abend in der Saarbrücker Saarlandhalle am Samstag beginnt um 19 Uhr. Die Reihenfolge der Kämpfe: Cruisergewicht: Michael Seitz - Matic Samastur (Slowenien). Halbschwergewicht: Magomed Bachaew (Russland) - Josef Obeslo (Tschechien). Federgewicht : Ruben Garcia (Mexiko) - Richard Voros (Ungarn). Fliegengewicht: Mirco Martin - Mikheil Shubitidze (Georgien). Schwergewicht: Agit Kabayel - Shalva Jomardashvili (Georgien). Supermittelgewicht: Roamer Alexis Angulo (Kolumbien) - Matingu Kindele (Belgien). Mittelgewicht: Rafael Bejaran (Dominikanische Republik) - Peter Orlik (Ungarn) um die internationale deutsche Meisterschaft. Supermittelgewicht: Jürgen Doberstein - Ruben Eduardo Acosta (Argentinien) um den WBA-Intercontinental-Titel. mak

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