Der Königstransfer fiebert jetzt schon mit

Homburg · Der FC Homburg will mit Ex-Nationalspieler Tobias Weis (31) hoch hinaus. Doch dessen Vertrag ab Sommer ist im Fall des Abstiegs hinfällig.

 Ab Sommer 2017 trägt Tobias Weis das Trikot des Regionalligisten FC Homburg. Foto: Schlichter

Ab Sommer 2017 trägt Tobias Weis das Trikot des Regionalligisten FC Homburg. Foto: Schlichter

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Mit der Verpflichtung von Tobias Weis für die kommende Saison hat der FC Homburg ein dickes Ausrufezeichen hinter seine gestiegenen Ambitionen gesetzt. 98 Spiele in der Bundesliga, 30 in der 2. Liga und ein Einsatz in der deutschen Nationalmannschaft (2009 beim 7:2-Testspielsieg gegen die Vereinigten Arabischen Emirate) - die sportliche Vita des Mittelfeldakteurs kann sich sehen lassen. Wenn so jemand in die Regionalliga wechselt, liegt der Verdacht nahe, dass der jeweilige Verein dem Spieler nur als Sprungbrett zurück in höhere Gefilde dienen soll. Bei Weis ist das anders. Er hat in Homburg für drei Jahre unterschrieben.

"Es gibt keine Ausstiegsklausel in meinem Vertrag. Ich will hier nochmal drei Jahre alles aus mir herausholen und danach meine Karriere beenden. Es ist mein Ziel, mit dem FC Homburg nochmal eine Klasse höher zu spielen. Wenn im Sommer noch ein oder zwei gute Spieler dazu kommen, ist vieles möglich", sagt der 31-Jährige.

Daraus, dass der Wechsel in die Regionalliga für einen Spieler, der zuletzt bis Sommer 2016 für den Zweitligisten VfL Bochum gespielt hat, einen sportlichen Abstieg bedeutet, macht Weis keinen Hehl. "Natürlich denkt man auch daran, dass das die 4. Liga ist. Aber es geht mir letztlich um das Spiel Fußball. Ich habe ein Supergefühl bei der Sache, weil das Gesamtpaket stimmt", sagt der gebürtige Schwäbisch Haller, der FCH-Sportvorstand Angelo Vaccaro noch aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart kennt, wo er in der Jugend und zweiten Mannschaft ausgebildet wurde.

Dass der FCH nach dem mit zwei Niederlagen und einem Unentschieden verpatzten Start in die Restrunde aktuell nur noch vier Punkte vor dem ersten möglichen Abstiegsplatz 14 liegt, ist auch Weis nicht entgangen. Der bestätigt, dass sein Vertrag nur für die Regionalliga und höhere Klassen Gültigkeit besitzt. "Es ist natürlich klar, dass ich mitfiebere. Die Ergebnisse und Punkte müssen in den nächsten Wochen kommen", sagt der Spieler. Auch Vaccaro sagt: "Wir tun gut daran, uns auf das Jetzt zu konzentrieren und die nötigen Punkte einzufahren."

Nichtsdestotrotz bastelt Vaccaro zusammen mit Trainer Jens Kiefer an einem Aufgebot, das in der nächsten Saison "oben mitspielen" soll. Vaccaro bestätigt, dass der Etat der nächsten Spielzeit höher sein wird: "Wir werden in der nächsten Saison mehr Geld vom Hauptsponsor zur Verfügung haben. Aber wir geben keine Zahlen nach außen." Klar ist nur, dass Weis nicht der letzte Einkauf des FCH auf diesem Niveau sein soll. Schon die Winter-Neuzugänge Gevero Markiet und Kai Heerings hatten aufhorchen lassen.

Trainer Kiefer ist überzeugt, dass Mittelfeldrenner Weis trotz fehlender Spielpraxis in Homburg gleich eine Führungsrolle übernehmen kann: "Da habe ich keine Bedenken. Das wird er schnell kompensieren." Weis, der bei Vertragsbeginn ein Jahr nicht gespielt haben wird, sieht das ähnlich: "Das geht nicht in drei Tagen. Aber wenn ich die Vorbereitung absolviert habe, denke ich, dass ich dem Verein von Anfang an weiterhelfen kann."

In der öffentlichen Wahrnehmung hat Weis mitunter noch immer keinen leichten Stand, weil eine Erfahrung ihm bis heute nachhängt. "Ich höre immer wieder, dass die Leute mich für einen schwierigen Typen halten. Dann sage ich immer, lernt mich doch erst einmal kennen und urteilt dann." Weis ist vielen Fußballinteressierten als Teil der damaligen "Trainingsgruppe zwei" der TSG Hoffenheim in Erinnerung.

Nachdem er 2008 mit Hoffenheim, damals noch unter Trainer Ralf Rangnick, in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen war, wurde der Neu-Homburger 2013 als einer von acht Spielern von Trainer Markus Gisdol aussortiert. Die Gruppe, zu der auch der frühere Nationaltorwart Tim Wiese gehörte, musste unter schwierigen sportlichen Bedingungen von der Mannschaft getrennt trainieren und sollte zum Vereinswechsel gedrängt werden. Die Maßnahme war damals das Ergebnis einer völlig verfehlten Transferpolitik in Hoffenheim und wurde deutschlandweit kontrovers diskutiert.

"Es ist ein bisschen zur Mode geworden bei Bundesligavereinen, Spieler, die sie nicht mehr wollen, so abzuschieben. Da fehlt mir etwas die Menschlichkeit bei manchem Verein. Wenn man sich anschaut, wo die meisten heute spielen, muss man sagen, dass es bei allen dadurch fast zum Karrierebruch kam", sagt Weis.

Der heute 31-Jährige ließ sich im Januar 2014 zunächst an Eintracht Frankfurt ausleihen und wechselte später nach Bochum in die 2. Bundesliga, wo er bis Sommer 2016 blieb. Seither ist er vertragslos - und das auch noch bis Sommer 2017, ehe seine vermutlich letzte Station im Profifußball beginnt. Für seinen früheren Teamkollegen Wiese war Hoffenheim dagegen bereits die letzte Station im Fußball. Der ehemalige Nationalspieler legte seither gewaltig an Muskelmasse zu, füllt die Klatschspalten in der Boulevardpresse und tritt inzwischen als professioneller Wrestler auf ("the machine"). Tobias Weis bevorzugt dagegen die Arbeit mit dem Ball auf dem Rasen - ab Sommer im Trikot des FC Homburg.

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