Der schmale Grat zwischen Traum und Wirklichkeit

Homburg · Der FC Homburg will kommende Saison die Tabellenspitze angreifen. Dafür wurde nach Ex-Nationalspieler Tobias Weis der nächste Hochkaräter verpflichtet: Nando Rafael. Doch in der aktuellen Saison kämpft der FCH gegen den Abstieg. Die Gründe dafür sind klar.

 Homburgs Sportvorstand Angelo Vaccaro (links) und Geschäftsführer Rafael Kowollik (rechts) präsentieren stolz ihren prominenten Neuzugang Nando Rafael. Er kommt aber nur im Fall des Klassenverbleibs zum FCH. Foto: Verein

Homburgs Sportvorstand Angelo Vaccaro (links) und Geschäftsführer Rafael Kowollik (rechts) präsentieren stolz ihren prominenten Neuzugang Nando Rafael. Er kommt aber nur im Fall des Klassenverbleibs zum FCH. Foto: Verein

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Der FC Homburg träumt vom Aufstieg in die 3. Liga. Der soll kommende Saison in Angriff genommen werden. Mithelfen sollen prominente Neuzugänge wie Ex-Nationalspieler Tobias Weis (31). Gestern präsentierte der Fußball-Regionalligist den nächsten Hochkaräter: Nando Rafael. Der 33-Jährige bringt Erfahrung von 120 Bundesliga-Einsätzen für Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach und den FC Augsburg mit. FCH-Sportvorstand Angelo Vaccaro sagt: "Wir sind sehr froh, dass wir mit ihm den nächsten hochkarätigen Spieler in unseren Reihen haben werden, der uns mit seiner Erfahrung weiterhelfen wird. Wir erhoffen uns von ihm, dass er mit Leistung und Toren vorangeht und die jungen Spieler führen wird."

Rafael, der vereinslos war, erklärt: "Ich bin überzeugt, dass dieser Schritt absolut richtig ist. Ich werde mir schnellstmöglich eine Wohnung suchen, um mich zu akklimatisieren, die Mannschaft und das Umfeld kennenzulernen, und dann freue ich mich auf die neue Herausforderung. Darauf, dass ich meine Erfahrung weitergeben kann." Die wird er genauso wie Weis aber nur dann in Homburg weitergeben, wenn der FCH in der Regionalliga bleibt.

Der Club träumt zwar vom Aufstieg. Realität ist aber in dieser Saison der Abstiegskampf. Doch warum spielt Homburg gegen den Abstieg? Diese Frage wird heiß diskutiert. Kaum jemand hätte vor der Saison damit gerechnet. Das ausgerufene Ziel, den sechsten Tabellenplatz aus dem Vorjahr mindestens zu bestätigen, erschien realistisch. Doch nun steht der FC Homburg vor dem Heimspiel morgen um 19 Uhr gegen die TuS Koblenz auf dem zwölften Rang, nur zwei Plätze vor dem ersten möglichen Abstiegsplatz.

Mittelfeldspieler Steven Kröner, der 2014 mit Trainer Jens Kiefer von Eintracht Trier kam, sucht nach Ursachen für den schwachen Saisonverlauf. "Zum einen sind die Verletzungen ein wichtiger Punkt. Diese Spieler fehlen uns einfach", sagt er. Mit Thierry Steimetz (Krebserkrankung) und Jaron Schäfer (Kreuzbandriss) fehlen die besten Offensivakteure der Hinrunde. Abwehrchef Nils Fischer konnte seit November nicht mehr eingreifen und hat wegen eines Meniskusschadens mittlerweile seine Karriere beendet.

"Ein anderer Punkt ist, dass der Abgang von Patrick Schmidt ein herber Verlust war. Er hat zwar nicht so oft gespielt. Aber wenn, dann hat er meistens getroffen. So einen Stürmer findest du normalerweise nicht in der Regionalliga. Den kannst du nicht ersetzen", sagt Kröner. Für seinen neuen Verein 1. FC Saarbrücken hat Schmidt 20 Tore erzielt. Er führt die Torjägerliste der Liga an. Tatsächlich war vor allem in der Hinrunde die Abschluss-Schwäche das größte Problem. Kröner ist überzeugt, dass das Leistungsvermögen der Mannschaft weit größer ist, als der Tabellenstand vermuten lässt: "Vielleicht haben wir uns zu sehr auf der hohen Qualität ausgeruht, die wir zweifellos haben."

Dass der Verein im Januar für die nächste Saison den Angriff auf die Tabellenspitze ausgerufen hat, hält Kröner vom Zeitpunkt her für "schwierig": "Ziele muss man sich immer setzen. Die Frage ist nur wann. Ich glaube, dass zusätzlicher Druck auf die Spieler nicht leistungsfördernd ist. Der Druck von außen ist so schon enorm. Die Fans haben natürlich eine große Wirkung auf die Mannschaft."

Die Verletzungen zentraler Spieler sind für Trainer Kiefer ein Hauptpunkt für die schwierige Situation. "Dazu haben andere Zeit gebraucht, um reinzukommen", ergänzt er. Die Verteidiger Gévero Markiet und Kai Heerings, die im Winter gekommen sind, konnten in den ersten Wochen nicht die Lücke füllen, die das Stammduo Nils Fischer und der im Winter in Mazedoniens erste Liga gewechselte Jure Colak hinterlassen hat. Zuletzt präsentierten sich die Abwehrspieler, die beide über Erstliga-Erfahrung aus Holland verfügen, viel stabiler.

Als zweiten Punkt nennt Trainer Kiefer die vielen Fehler, die immer wieder zu Gegentoren führen. "Ich bespreche mit den Spielern diese Fehler im Einzelnen", sagt er und fügt an: "Das Wichtigste ist aber, dass die Mannschaft weiß, um was es geht und zusammenhält." Die Frage, ob die frühe Veröffentlichung der ambitionierten Pläne für die kommende Saison ein Fehler war, hält der Homburger Trainer für "absoluten Quatsch": "Die Leute wollen immer, dass man Ziele formuliert - und mit diesen auch offensiv umgeht. Das tun wir. Wenn es dann schlecht läuft und ich das um die Ohren gehauen bekomme, dann ist das halt so. Das ist mir allemal lieber, als den Kopf einzuziehen."

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Über Amsterdam nach Homburg: Nando Rafael Nando Rafael spielte in der Jugend bei Ajax Amsterdam. Im Alter von 18 Jahren wechselte er zu Bundesligist Hertha BSC. In der Bundesliga spielte der Stürmer zudem für Borussia Mönchengladbach, den FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf. Der 33-Jährige bringt es auf 120 Erstliga- und 56 Zweitliga-Spiele. Über HN Jianye in China kam er 2015 zu Zweitligist VfL Bochum. Sein Vertrag dort endete im Sommer 2016. Seither ist Rafael vereinslos. Für die deutsche U 21-Nationalmannschaft absolvierte der gebürtige Angolaner 13 Spiele. Ab 2012 spielte er für Angolas Nationalmannschaft.

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