Gigant Storl ist bereit

Rehlingen · Beim 50-jährigen Jubiläum des Rehlinger Pfingstsportfests am kommenden Montag trifft Europas Elite der Kugelstoßer aufeinander. Neben Weltmeister David Storl tritt auch Olympiasieger Tomasz Majewski an.

Es ist das Duell der Giganten. David Storl, zweimaliger Weltmeister im Kugelstoßen, trifft beim 50. Rehlinger Pfingstsportfest am kommenden Montag auf seinen wohl stärksten Konkurrenten in Europa: Tomasz Majewski, Olympiasieger von 2008 in Peking und 2012 in London.

Vor knapp zwei Jahren hatte der fast zehn Jahre ältere Pole die Nase im Olympia-Finale vorn, katapultierte die etwa 7,25 Kilo schwere Kugel im Finale der Kugelstoßer in seinem letzten Versuch drei Zentimeter weiter als Storl und verwies den damals 22-jährigen Deutschen auf den zweiten Platz. Storl fehlten zur Verwirklichung seines großen Traums, in London ganz oben zu stehen, nur vier Zentimeter. "Das war richtig ärgerlich", erinnert sich der heute 23-Jährige. Trotz seiner ellenlangen Erfolgsliste ist dem jüngsten Weltmeister der Geschichte des Kugelstoßens eben dieser Wettkampf immer noch präsent. "Es war eine bittere Niederlage", sagt der Chemnitzer, "gerade weil ich in London auch noch meine persönliche Bestleistung gestoßen habe." Doch selbst 21,86 Meter hatten am Ende nicht gereicht.

Seitdem liefern sich die Spitzenathleten auf der europäischen Bühne ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beim Diamond-League-Meeting in Shanghai am 18. Mai behielt Storl (21,09 Meter) gegen Majewski (20,93) die Oberhand. "Das soll auch in Rehlingen so bleiben", sagt Storl.

Doch so groß die Rivalität auch ist, so sehr schätzt Storl seinen großen Konkurrenten: "Tomasz gehört wohl zu den sympathischsten und fairsten Kugelstoßern weltweit", findet Storl. Allein deshalb blieb dem Sportsmann in London gar nichts anderes übrig, als ihm nach seinem goldenen Stoß anerkennend zu applaudieren. "Er hat einfach diese ruhige und gelassene Art", erklärt Storl, "und strahlt im Wettkampf unwahrscheinlich viel Sicherheit aus". Was das "Jahrhunderttalent", wie Nachwuchs-Bundestrainer Dietmar Chounard ihn einmal nannte, eigentlich eher beunruhigen sollte, wirkt auf ihn sogar positiv: Er profitiert von dieser Ruhe. "Ich brauche keine Psycho-Spielchen, ich will auch nur meinen Sport machen", sagt er.

Doch davon hielt ihn vergangene Woche noch eine Nackenblockade ab, weshalb er das Meeting in Eugene (USA) absagen musste. "Es ist ganz normal", sagt er, "dass bei der hohen Belastung auch mal ein Wirbel blockiert". Und wenn, dann geht eben nichts mehr. Aber Storl hat die Blockade kurz vor seinem dritten Freiluft-Wettkampf in Rehlingen überwunden. "Ich fühle mich sehr gut", sagt er, "21,40 oder 21,50 Meter will ich in Rehlingen schon stoßen, aber das ist auch immer abhängig von der Tagesform und wie man die Anreise verkraftet", sagt er. Leise Töne von einem, der schon in der Jugend und bei den Junioren Weltmeister wurde und die Hürde in den Erwachsenenbereich mühelos nahm.

Dabei wirkt er mit fast zwei Metern und "nur" 120 Kilo für einen Kugelstoßer sehr athletisch. "Ich komme über meine Geschwindigkeit", sagt Storl, "da wäre jedes weitere Kilo eher hinderlich." Zumindest, wenn man, wie er, noch etwas vorhat. Als amtierender Europameister will er seinen Titel in Zürich (12. bis 17. August) natürlich verteidigen. Deshalb spielt auch der Rehlinger Stadionrekord von Udo Beyer (1984/22,04 Meter) eine untergeordnete Rolle. "Ich will mich nicht unter Druck setzen", sagt Storl. Vielleicht käme die Weite zu früh. "Es ist mein Fernziel in dieser Saison", sagt Storl und lacht, "spätestens zur EM". Wenn er dann auf Majewski trifft, sollen ihm nicht wieder ein paar Zentimeter fehlen.

pfingstsportfest.de

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Auf einen BlickDas 50. Pfingstsportfest in Rehlingen glänzt mit einer Topbesetzung in beinahe allen Disziplinen - auch im Sprintwettbewerb der Frauen. So hat die deutsche Vizemeisterin von 2012 über 100 Meter, Tatjana Pinto von der LG Münster, gerade ihre Startzusage für kommenden Montag gegegeben. Die 22-Jährige weist eine Bestzeit von 11,19 Sekunden auf. Im vergangenen Jahr gewann sie mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel die Goldmedaille bei den U23-Europameisterschaften. Mit ihrer diesjährigen Bestzeit von 11,32 Sekunden führt sie die aktuelle deutsche Rangliste an. Im Bungertstadion wird Pinto unter anderem auf Lakeisha Lawson treffen, die Schlussläuferin der amerikanischen Weltmeister-Staffel, die am 25. Mai in Nassau auf den Bahamas Gold über 4x100 Meter gewann. red

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