„Die 3. Liga ist realistisch“

Homburg · Herbert Eder ist als Vorsitzender des Fußball-Regionalligisten FC Homburg schon lange im Geschäft. Im Interview mit SZ-Mitarbeiter Ralph Tiné spricht der Steuerberater über die Risiken eines Trainingslagers in der Türkei, die Rahmenbedingungen in Homburg und einen Aufstieg in die 3. Liga.

Nach den Anschlägen in der Türkei haben viele Vereine entschieden, ihr Trainingslager woanders zu absolvieren. Der FCH fährt dennoch hin. Haben Sie keine Sicherheitsbedenken?

Herbert Eder: Wir haben uns mit der Sicherheitslage in der Türkei intensiv beschäftigt. Auf einer Skala von null bis 100 liegen die Risiken in der Türkei vielleicht bei 20, in anderen Ländern vielleicht bei zehn. Berlin hat gezeigt, dass solche Dinge in Großstädten immer möglich sind. Aber dort, wo wir hinreisen (nach Side, Anm. d. Red.), haben wir eine Bedrohung ausgeschlossen - soweit man das rational tun kann.

Bisher war die Saison eine Berg- und Talfahrt. Der FCH steht auf Tabellenplatz elf - mit weniger Spielen als andere Clubs. Was erwarten Sie in der Restsaison?

Eder: Ich erwarte immer noch, dass das vor der Saison postulierte Ziel erreicht wird. Das heißt, eine Verbesserung unseres Tabellenplatzes gegenüber dem sechsten Platz im vergangenen Jahr um einen Rang. Vielleicht auch um zwei Plätze, wobei das nicht sehr realistisch ist. Aber der Platz sollte in jedem Fall nicht schlechter sein.

Wie überrascht waren Sie, dass Co-Trainer Pascal Bach seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird?

Eder: Gar nicht, weil Pascal schon sehr früh mitgeteilt hat, dass er sich sportlich noch einmal steigern und Cheftrainer werden möchte. Ich finde das eine gute Sache, weshalb das überhaupt kein Problem ist.

Vor der Saison wechselte Torjäger Patrick Schmidt zum 1. FC Saarbrücken , nun haben Timo Cecen und Jaron Schäfer das Interesse Ihres Ligakonkurrenten geweckt. Ist es das Schicksal eines Vereins, der finanziell nicht zur ersten Garde gehört, seine besten Spieler gehen zu lassen?

Eder: Ich glaube, man sollte das Thema nicht so überhöhen. Gute Spieler sind ligaübergreifend immer für andere Vereine ein Thema. Da bildet der FC Homburg keine Ausnahme.

Gibt es in Ihrer Liga Möglichkeiten, in solchen Fällen Transfer-Erlöse zu erzielen? Oder ist das Risiko, einem Spieler den dafür notwendigen mehrjährigen Vertrag zu geben, zu hoch?

Eder: Ich bin der Meinung, dass Transfer-Erlöse in der Regionalliga insgesamt kontraproduktiv sind, weil die Budgets der Vereine im wesentlichen am Anschlag sind. Ich will selbst keine Transfergelder im größeren Stil zahlen, erwarte auf der anderen Seite aber auch keine. Da würde ein Geschäftsmodell entwickelt, bei dem es wenige Gewinner gibt.

Die FCH-Fans träumen vom Aufstieg. Ist es für Vereine mit einem guten, aber nicht spitzenmäßigen Etat realistisch, mittelfristig den Aufstieg zu planen?

Eder: Es ist für Vereine wie den FC Homburg wichtig, in Zeiträumen zu denken, die über eine oder zwei Saisons hinausgehen. Wir würden gerne diese Liga verlassen. Weil das Erreichen sportlicher Ziele auch natürlich die Frage nach dem Lebenselixier darstellt. Ich sehe das Ziel 3. Liga als realistisch an, und wir arbeiten daran. Ich gehe aber lieber kleine Schritte vorwärts als drei große Schritte vor und zwei zurück.

Der 1. FC Saarbrücken und die SV Elversberg arbeiten am Aufstieg in die 3. Liga. Was würde eine Regionalliga ohne die Saar-Konkurrenten bedeuten?

Eder: Wenn die zwei Vereine nach vorne marschieren würden und der FC Homburg etwas abgehängt wäre, wäre das schon ein gewisser Stachel in meinem Fleisch. Und ich glaube, auch im Fleisch der Fans. Gleichwohl würde ich nie eine Harakiri-Aktion starten, um das in ein oder zwei Jahren aufzuholen. Der Weg von Elversberg und Saarbrücken hat ja gezeigt, dass er programmatisch und strukturell nicht ganz ausgereift war, weil er nicht auf Dauer ausgelegt war. Es geht nicht nur um den Aufstieg, es geht darum, sich in der 3. Liga zu etablieren. Ich bin mir sicher, dass man dazu vier bis sechs Jahre braucht.

Das Trainingsgelände hinter dem Waldstadion soll ausgebaut werden. Wie wird es aussehen?

Eder: Wir haben dann ein komplettes Spielfeld, an dessen hinterer Seite ein halbes Spielfeld angedockt ist. So kann man den Platz in zwei Richtungen bespielen, während ein Drittel regenerieren kann. Sobald die Witterungsverhältnisse es zulassen, soll der Umbau anfangen. Wenn die Vorbereitung zur nächsten Saison losgeht, soll alles fertig sein.

Ihre U23 ist Tabellenführer der Verbandsliga. Auch die Junioren liefern ordentliche bis gute Ergebnisse. Wie bewerten Sie die Situation im Nachwuchs?

Eder: Sehr positiv. Um den Nachwuchs in vernünftige Bahnen zu lenken, muss man Zeit mitbringen. Wir haben uns kontinuierlich mit der zweiten Mannschaft nach oben bewegt und vor allem auch mit der A-, B- und C-Jugend die Regionalliga erreicht. Und das ohne Leistungszentrum, mit schwierigen Problemen in der Infrastruktur und bei überschaubarem Mitteleinsatz.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Infrastruktur-Probleme im Nachwuchsbereich des FC Homburg zu beheben?

Eder: Mittelfristig ist unser Ziel, den FCH-eigenen Sportplatz in Erbach wieder in ein nutzbares Spielfeld umzuwandeln. Das Gebäude muss abgerissen, der Platz völlig erneuert werden. Ich war auch schon mit Jugendkoordinator Oliver Müller Trainingshallen anschauen. Es gibt etwa in Sonnenhof eine überdachte Arena, die man das ganze Jahr nutzen kann. So etwas würden wir gerne als witterungsunabhängige Trainingsmöglichkeit mittelfristig anschaffen.

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