Er rechnet mit dem Schlimmsten

Gelsenkirchen · Julian Draxler will an diesem Samstag unbedingt in seiner alten Heimat auflaufen, obwohl ihm der Hass der Schalke-Fans entgegenschlagen könnte. Einzig eine Grippe könnte den Wolfsburger noch stoppen.

Weltmeister Julian Draxler droht bei seiner Rückkehr auf Schalke an diesem Samstag ein Spießrutenlauf - doch eine Grippe könnte den 22-Jährigen noch vor dem Höllenritt bewahren. "Wir haben den Grippevirus in der Mannschaft. Wir müssen sehen, wer am Samstag zur Verfügung steht", sagte Dieter Hecking , Trainer des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg . Auf die Nachfrage, wer betroffen sei, sagte Hecking: "Julian Draxler zum Beispiel." Auch Christian Träsch zeigte Symptome. André Schürrles Einsatz ist wegen Problemen an den Adduktoren fraglich.

Sollte Draxler auflaufen können, droht dem verlorenen Sohn nach eigener Einschätzung in der Heimat Ungemach. "Ich bin auf das Schlimmste vorbereitet", sagte Draxler: "Von den 60 000 werden 55 000 gegen mich sein." Er habe damals bei Manuel Neuer gesehen, wie eine solche Rückkehr verlaufen könne. "Ich weiß nicht, ob ich da meine Familie unbedingt ins Stadion mitnehmen muss", sagte Draxler. Klar sei, dass es weh tun werde. "Ich bin ja auch nur ein Mensch", sagte Draxler.

Offenbar will Draxler unbedingt gegen seinen alten Club spielen, für den er 14 Jahre das Trikot trug. Er hätte schon beim 1:1 am vergangenen Sonntag gegen den 1. FC Köln seine fünfte Gelbe Karte kassieren können, um den Spießrutenlauf zu vermeiden. Hat er aber nicht. "Ich kann nur hoffen, dass die Fans mit ihm fair umgehen. Es wäre gut, wenn er ein dickes Fell hat", sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer , der 2011 von Schalke zum FC Bayern ging und Ähnliches ertragen musste. Viele Fans haben ihrem Idol Draxler den Wechsel Ende August nicht verziehen. In den sozialen Medien muss der Youngster nach wie vor Anfeindungen ertragen. "Ähnlich wie bei Neuer werden ein paar Fans richtig sauer sein. Das wird heiß für ihn werden", vermutet Schalkes Mittelfeldspieler Johannes Geis.

Schalkes Trainer André Breitenreiter wollte die Bedeutung von Draxlers Rückkehr nicht so hoch hängen. "Hier spielt der FC Schalke gegen den VfL Wolfsburg und nicht gegen Julian Draxler", sagte der Trainer, meinte aber auch: "Es wird sicher kein leichtes Spiel für Julian. Er ist halt immer noch ein Schalker Jung."

In Wolfsburg hat man dagegen kein Verständnis für die aufgeheizte Stimmung. "Ich fände es nicht fair, wenn ein Spieler, der sich nach wie vor Schalke verbunden fühlt, ausgepfiffen würde", sagte Manager Allofs. Trainer Dieter Hecking hofft auf eine Zusatzmotivation bei Draxler: "Vielleicht lösen die Aktionen der Fans bei ihm ja die Reaktion aus: Jetzt zeige ich es euch erst recht."

Eine gute Vorstellung im eigenen Wohnzimmer würde Draxler sicherlich helfen. Bislang ist seine Bilanz in Wolfsburg bescheiden, trotz einer Rekordablöse von 35 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Zwar deutet der Nationalspieler sein Vermögen immer wieder an, zu einem echten Leistungsträger ist der Junge aus dem Ruhrpott in der VW-Stadt aber noch nicht gereift.

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