Alle wollen von Mega-WM profitieren

Frankfurt · Mit der Festlegung des Fußball-Weltverbandes Fifa auf 48 WM-Teilnehmer wird über die Verteilung der 16 zusätzlichen Plätze diskutiert. DFB-Präsident Reinhard Grindel will Europa bei den Startplätzen „stark abbilden“.

 DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht die Aufstockung der WM weiterhin skeptisch. Er war ein Gegner der Ausweitung des Teilnehmerfeldes von 32 auf 48 Mannschaften. Foto: Schutt/dpa

DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht die Aufstockung der WM weiterhin skeptisch. Er war ein Gegner der Ausweitung des Teilnehmerfeldes von 32 auf 48 Mannschaften. Foto: Schutt/dpa

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Auch Holland fährt jetzt immer zur WM - das lässt die Aufstockung der Endrunde von 32 auf 48 Teilnehmer jedenfalls vermuten. Denn während in Deutschland nach der Entscheidung des Fußball-Weltverbandes (Fifa) fast nur lamentiert wird, freuen sich weltweit die Profiteure in spe. Doch wer die Gewinner sind, ist offen. Das Geschacher um die 16 neuen Startplätze ist in vollem Gange - der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mischt mit.

"Bei allem Verständnis und Sympathie für die Bestrebungen, den Fußball auch weiter in Regionen Afrikas und Asiens zu entwickeln, muss jedem auch klar sein, dass es allen dient, den elementar wichtigen Kernmarkt Europa auch bei den Startplätzen weiterhin stark abzubilden", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. Er ergänzte: "Bei den offenen Fragen, beispielsweise der Zahl der Startplätze für die einzelnen Kontinentalverbände, müssen wir nun in der Uefa zusammenfinden und eine gute, gemeinsame Lösung entwickeln."

Internationaler Funktionär

Dass sich Grindel bereits als internationaler Funktionär gibt, kommt nicht von ungefähr. Schließlich wird der DFB-Chef, der mit seiner Ablehnung der "Mega-WM" gescheitert ist, im April ins Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und ins Fifa-Council, das höchste Gremium, gewählt. Dann wird er mit darüber entscheiden, welcher Kontinent wie viele der neuen Plätze bekommt. Gehandelt werden drei für Europa, zwei für Südamerika, zwei für Nord- und Mittelamerika, einer für Ozeanien und je vier für Asien und Afrika. Mit Blick auf die zurückliegende WM-Qualifikation hätten es dann Länder wie Island, Katar, Usbekistan, Neuseeland und Jamaika zur WM geschafft.

Der albanische Trainer Gianni De Biasi sieht sich bereits an die zurückliegende EM erinnert. "Die Aufstockung ist eine Gelegenheit, das Format zu ändern, wie es bereits mit der EM geschehen ist", sagte der Italiener: "Kleinere Mannschaften wie Island und Wales haben dort Großes geleistet." Bundestrainer Joachim Löw ist anderer Meinung. "Für mich hat die EM 2016 in Frankreich nicht zu einer Steigerung der Qualität beigetragen, im Gegenteil", sagte er: "Da gab es viele zähe Spiele, bei denen sich Mannschaften vor dem eigenen Tor geradezu verschanzt haben."

Die Uefa lässt sich beim Feilschen um die Plätze nicht in die Karten schauen. "Wir sind zufrieden, dass die Entscheidung über die Verteilung der 16 neuen Startplätze vertagt wurde", hieß es aus dem Hauptquartier in Nyon. In welchem Modus die Vorrunde mit je drei Mannschaften in 16 Gruppen gespielt wird, ist offen. Fest steht die Einführung einer K.o.-Zwischenrunde vor dem Achtelfinale, sodass am Ende 80 statt 64 Partien gespielt werden.

Da der Weltmeister wie bisher sieben Spiele zum Titel braucht, hat die Fifa der Kritik vonseiten der Ligen und Klubs zur Mehrbelastung der Spieler den Wind aus den Segeln genommen. "Wichtig ist, dass die WM-Dauer von 32 Tagen und die sieben Spiele zum Titel bestätigt werden", sagte Maurizio Beretta, Chef der Italienischen Serie A . Der spanische Liga-Verband LFP dagegen erwägt die Einleitung rechtlicher Schritte gegen die Fifa. Der Weltverband, der durch die aufgeblähte WM mit Mehreinnahmen von etwa 600 Millionen Euro kalkuliert, plant bis zu vier Partien pro Tag. Das könnte dafür sorgen, dass jeder Kontinent zu einem Spiel zur Haupt-Sendezeit kommt.

Zum Thema:

am rande Der Kanadier Victor Montagliani, Chef der Fußball-Konföderation von Nord- und Mittelamerika, macht sich für eine gemeinsame Bewerbung Kanadas mit den USA und Mexiko für die Weltmeisterschaft 2026 stark: "In manchen Regionen macht es nicht nur Sinn, es ist der einzige Sinn." Die Regeln des Weltverbandes Fifa erlauben eine Dreifachbewerbung. Den Weg dazu hatte die Fifa schon im vergangenen Jahr frei gemacht. Europäische und asiatische Länder sind laut Fifa-Statuten von einer Kandidatur für die WM 2026 ausgeschlossen, da sie 2018 (Russland) und 2022 (Katar) bereits den Gastgeber stellen. In Afrika, Südamerika und Ozeanien wird keinem Land der Kraftakt von 80 WM-Spielen in 32 Tagen zugetraut. Zwölf Stadien sind die von Fifa-Präsident Gianni Infantino formulierte Anforderung. Die Fifa hätte bei einer WM mit drei Gastgebern zu klären, ob wie bislang alle Ausrichter einen Startplatz bekommen. dpa

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