Die Milliardengrenze ist gefallen

Frankfurt · Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat mit dem Verkauf der TV-Rechte ab 2017 bis 2021 die Milliarden-Schallmauer durchbrochen. Die Clubs kassieren jetzt so viel wie nie – und die Fans müssen umschalten.

 Christian Pfennig (links) und Christian Seifert von der Deutschen Fußball-Liga präsentierten gestern in Frankfurt die neuen Pakete der Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga. Foto: Rumpenhorst/dpa

Christian Pfennig (links) und Christian Seifert von der Deutschen Fußball-Liga präsentierten gestern in Frankfurt die neuen Pakete der Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga. Foto: Rumpenhorst/dpa

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Als DFL-Boss Christian Seifert im Frankfurter Kongresshaus mit ruhiger Stimme das Durchbrechen der Milliarden-Schallmauer verkündete, knallten bei den deutschen Fußball-Clubs die Sektkorken. Mit insgesamt 4,64 Milliarden Euro aus dem Verkauf der nationalen TV-Rechte bis 2021 kann der große Kaufrausch der 36 Profi-Clubs bald beginnen. "Das Ausschreibungsergebnis ist ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des deutschen Spitzenfußballs", sagte Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL ). Zusammen mit den Erlösen aus der internationalen Vermarktung winken für den Zyklus ab der Saison 2017/2018 sogar mehr als sechs Milliarden Euro (rund 1,5 Milliarden pro Saison) - was "ziemlich gut" sei , sagte Seifert.

Mehr Spielraum als bisher

Zwar reicht der DFL-Erlös erwartungsgemäß noch lange nicht an die englische Premier League heran. Dort kassieren die Vereine bis 2019 knapp 3,2 Milliarden Euro pro Saison. Dennoch bekommen die deutschen Clubs im Vergleich zu den jetzt fast mickrigen 835 Millionen Euro, die in der kommenden Spielzeit noch fließen, deutlich mehr Spielraum.

"Das ist ein ausgezeichnetes, ich würde sagen überragendes Ergebnis", sagte Bayern Münchens Vorstandschef und Chefkritiker Karl-Heinz Rummenigge . Wer was vom Kuchen bekommt, will die DFL nach der Sommerpause entscheiden. "Die Bundesliga hat nun beste Voraussetzungen, weiter zu den drei umsatzstärksten Fußball-Ligen der Welt zu gehören und damit Spitzensport auf höchstem Niveau zu präsentieren", sagte Seifert. Vor allem seien die Summen für den Bereich des frei empfangbaren Fernsehens "signifikant" gestiegen.

Das wichtigste Ergebnis: Die ARD-Institution Sportschau behält ihren Sendeplatz, ebenso das Aktuelle Sportstudio im ZDF und der Sport1-Doppelpass. Die Saisoneröffnung, der 17. und 18. Spieltag sowie der Supercup sind statt in der ARD ab 2017 im Zweiten zu sehen.

Im Bezahl-Fernsehen ist Schluss mit "Alle Spiele, alle Tore" bei Sky. 43 Partien, darunter alle Freitagsspiele (20.30 Uhr), die jeweils fünf neuen Ausweichspiele am Sonntag (13.30 Uhr) und Montag (20.30 Uhr), gingen an den US-Riesen Discovery, der in Deutschland mit Eurosport vertreten ist und auch die Relegation zwischen Bundesliga und 2. Liga sowie den Supercup zeigt. Das Milliarden-Unternehmen hat durch den Mega-Vertrag nun einen Fuß in der Tür zum deutschen Fußball - ebenso wie Konkurrent Amazon , der im Internet-Radio aus den Stadien berichten wird. Seifert deutete an, dass die Fans keinen zusätzlichen Decoder für das Eurosport-Angebot von Discovery benötigen könnten. Ab 2021 dürfte Sky, das mit dem Verlust der 43 Spiele den kleinstmöglichen Rückschlag erleiden musste (im Internet bleibt Sky Go das umfangreichste Angebot), zittern müssen.

"Egal, wer in den nächsten Jahren Meister wird: Gewonnen haben jetzt schon die Millionen Fußballfans", sagte die ARD-Vorsitzende und Intendantin des MDR, Karola Wille . Carsten Schmidt, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Sky, äußerte: "Wir sind mit einer klaren Zielsetzung in den Ausschreibungsprozess gegangen und mit dem Ergebnis ausgesprochen zufrieden."

Privatsender RTL ging bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte leer aus. Dennoch sehen sich die Kölner nicht als Verlierer im Bieterwettbewerb. "Wir haben alle auf dem Markt offerierten Fußball-Rechte sehr genau geprüft. Unter allen Abwägungen und mit den glänzenden Quotenerfolgen zuletzt bei der EM-Qualifikation im Rücken, haben wir mit den 28 Live-Spielen der Nationalmannschaft das für uns attraktivste Rechtepaket erwerben können", erklärte RTL-Sprecher Matthias Bolhoefer gestern.

Seifert nahm nach dem Abschluss des Rekord-Vertrags die Clubs in die Pflicht, die, angeführt von den Bayern, gerne immer mehr fordern. "Gleichzeitig sind die investierten Summen ein großer Vertrauensvorschuss", sagte Seifert: "Dem gilt es für die Clubs in den kommenden Jahren gerecht zu werden. Jetzt sind die Vereine dran, das Geld zu investieren." Der Spielraum für die Clubs, finanziell unmoralischen Angeboten aus England zu widerstehen, ist auf jeden Fall größer geworden.

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