Ein Meer voller Tränen

Edmonton · Durch ein Eigentor in der Nachspielzeit hat England sein Halbfinale bei der Frauenfußball-WM gegen Titelverteidiger Japan unglücklich mit 1:2 verloren. Die Trauer bei den Britinnen war dementsprechend groß.

25 Jahre nach Paul Gascoigne weint England wieder bittere Tränen. Laura Bassetts unglückliches Eigentor in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 1:2 (1:1) im WM-Halbfinale der Frauen gegen Titelverteidiger Japan lässt im ohnehin gepeinigten Fußball-Mutterland alte Wunden von der Coppa del Mondo 1990 in Italien wieder aufbrechen. "Laura ist mutig und stark, hat dieses Team zusammengehalten, sie hat das nicht verdient", sagte Team-Manager Mark Sampson nach dem Halbfinal-Thriller: "Aber Laura ist eine absolute Heldin, ohne sie hätten wir nie das Halbfinale erreicht." Pechvogel Bassett war jedoch untröstlich nach ihrem Missgeschick. In Tränen aufgelöst schlich die 31-Jährige fassungslos vom Platz, konnte kaum getröstet werden.

Die Szene erinnerte an die Weltmeisterschaft 1990 in Italien, als die Three Lions im Halbfinale im Elfmeterschießen gegen Deutschland den Kürzeren zogen. Englands damaliger Star Paul Gascoigne konnte seine Tränen damals nicht unterdrücken. Ähnlich bitter war die Niederlage für die Engländerinnen in Edmonton . Aber nicht nur Bassett weinte hemmungslos. Auch ihre Mitspielerinnen konnten die Enttäuschung nach dem Abpfiff nicht zurückhalten, und Trainer Sampson erschien mit geröteten Augen auf der Pressekonferenz. Selbst die TV-Kommentatoren rangen um Fassung. Denn die Three Lionesses hatten zum ersten Mal überhaupt die Möglichkeit, ein WM-Finale zu erreichen. Bisher kamen die Engländerinnen bei allen ihren drei Endrunden-Teilnahmen nicht über das Viertelfinale hinaus.

Dabei sah eigentlich alles schon nach einer Verlängerung aus. Kapitänin Aya Miyama hatte die Japanerinnen im Commonwealth-Stadion von Edmonton durch einen unberechtigten Foulelfmeter (33.) in Führung geschossen. Claire Rafferty brachte Saori Ariyoshi deutlich vor der Strafraumgrenze zu Fall. Die Engländerinnen kamen ebenfalls durch einen Foulelfmeter durch Fara Williams (40.) zum Ausgleich, ehe Bassett in der Nachspielzeit mit ihrem unglücklichen Klärungsversuch ins eigene Tor zur tragischen Figur wurde. "Fußball kann so grausam sein", sagte Kapitänin Steph Houghton, blickte aber auch schon mit erhobenem Kopf auf das Spiel um Platz drei gegen die deutschen Fußballerinnen am Samstag in Edmonton (22 Uhr/ARD und Eurosport): "Wir müssen uns jetzt für das Spiel gegen Deutschland zusammenraufen", forderte sie.

Sampson lobte sein Team, das in der K.o.-Runde Norwegen und Gastgeber Kanada (beide 2:1) aus dem Turnier geworfen hatte: "Ich bin so stolz. Diese Spielerinnen haben eine ganze Nation inspiriert und verdienen es, als Heldinnen nach Hause zu reisen." Die Bilanz gegen Deutschland ist jedoch eindeutig: In 20 Vergleichen konnte England noch kein einziges Mal gewinnen (18 Niederlagen, zwei Remis).

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