Zweieinhalb Kapitäne für den WM-Sieg

Doha · Die Chance auf den ersten deutschen WM-Titel im Straßenrennen seit 1966 ist so groß wie lange nicht. Auf dem flachen Kurs in Doha haben die Topsprinter André Greipel, Marcel Kittel und John Degenkolb allesamt Chancen.

 André Greipel soll der Kapitän des deutschen Rad-Teams im Straßenrennen der WM sein, doch so ganz klar ist das nicht. Foto: Nogier/dpa

André Greipel soll der Kapitän des deutschen Rad-Teams im Straßenrennen der WM sein, doch so ganz klar ist das nicht. Foto: Nogier/dpa

Foto: Nogier/dpa

Rudi Altig hatte einen sehnlichen Wunsch. Der Altmeister aus Mannheim wollte seinem deutschen Nachfolger auf dem WM-Thron gratulieren. Ihm war es nicht mehr vergönnt, im Juni dieses Jahres starb er an einem Krebsleiden. Bei der Straßenrad-WM in Doha jährt sich Altigs Triumph auf dem Nürburgring nun zum 50. Mal. Und so groß, wie in diesem Jahr, war die Chance auf ein Ende der langen Wartezeit wohl noch nie. Der Kurs in Doha durch die Wüste und auf der künstlichen Luxus-Insel "The Pearl" über 257,3 Kilometer an diesem Sonntag (12 Uhr/Eurosport) ist komplett flach. Dazu verfügt Deutschland seit Jahren über die besten Sprinter der Welt.

"Wir wollen Weltmeister werden", sagen André Greipel und Marcel Kittel unisono. Und genau darin liegt die Problematik im deutschen Team, das quasi mit zweieinhalb Kapitänen an den Start geht. Greipel ist offiziell zum Anführer benannt worden, Kittel zum Joker und Degenkolb eine Option für besondere Fälle.

Das ist soweit klar, doch klar ist gar nichts. "Die Nominierung ist für mich nichts Endgültiges. Keiner weiß, was im Rennen passiert", sagt Kittel . So glaubt auch Greipel nicht, dass sein langjähriger Rivale ihm im Fall der Fälle den Sprint vorbereiten wird: "Ich denke, Marcel ist kein klassischer Helfer. Er wird seine eigenen Ambitionen für Sonntag haben."

Mit dem WM-Aufgebot ist Greipel nicht zufrieden, er hätte die Konzentration auf einen Kapitän besser gefunden. "Ich kann niemandem befehlen, zu Hause zu bleiben", sagt der 34-Jährige, der 2011 bei der WM in Kopenhagen schon einmal auf Platz drei gesprintet war. Doha ist für ihn eine der letzten Chancen, eines seiner großen Karriereziele zu erreichen. Dass sein wichtigster Helfer Marcel Sieberg (fiebriger Infekt) ausgefallen ist, macht es nicht einfacher. Trotz der großen Rivalität untereinander sei die Stimmung im Team allerdings gut, betonen alle Beteiligten. "Es ist nicht so, dass wir schweigend am Tisch sitzen", sagt Kittel . Greipel pflichtet bei: "Wir gehen zusammen Kaffee trinken, ein Bierchen trinken. Wir verstehen uns und respektieren uns."

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Auf einen Blick Das Straßenrennen der Frauen findet an diesem Samstag ab 11.45 Uhr deutscher Zeit statt. Der Bund Deutscher Radfahrer schickt sechs Fahrerinnen ins Rennen - darunter auch die Lauterbacherin Lisa Klein. Nach der Bronzemedaille im Mannschafts-Zeitfahren am vergangenen Sonntag soll sie im Straßenrennen als Helferin überzeugen. Neben ihr gehen die Medaillenkandidatinnen des BDR, Lisa Brennauer und Trixi Worrack, sowie Stephanie Pohl, Mieke Kröger und Romy Kasper in der Hitze Katars an den Start. dko

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