Kampfabstimmung hinter verschlossenen Türen

Frankfurt · Auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Eishockey-Bundes an diesem Samstag tritt Franz Reindl bei der Präsidentenwahl gegen Amtsinhaber Uwe Harnos an. Es geht um die Zukunft des Eishockey-Sports in Deutschland.

Franz Reindl will an diesem Samstag Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) werden. Doch wann er in die Mitgliederversammlung in Frankfurt darf, weiß der Ex-Nationalspieler noch gar nicht. Denn die Veranstaltung findet hinter verschlossenen Türen statt, nicht nur die Medien sind ausgesperrt - auch der Kandidat.

"Ich war 23 Jahre Generalsekretär beim DEB, bin aktuell Generalsekretär der WM 2017, langjähriger Nationalspieler und Bronzemedaillengewinner", sagte Reindl, "ich denke schon, dass man mich teilnehmen lässt." Weil der 59-Jährige kein Verbandsmitglied ist, darf er eigentlich nicht mit Versammlungsbeginn um 10 Uhr in den Saal.

Das Präsidium um den umstrittenen Amtsinhaber Uwe Harnos ließ im Vorfeld mitteilen, dass die Versammlung inklusive der Wahlen "nicht öffentlich" sei. Somit dürfte Reindl erst zur Kandidatenvorstellung voraussichtlich am Nachmittag dazukommen.

Dass die Öffentlichkeit komplett ausgeschlossen wird, ist neu. Es liegt an einigen heiklen Themen, die schon vor der Präsidentenwahl Brisanz versprechen. So fragt beispielsweise der EV Landshut, ob Harnos den DEB in seiner Funktion als Rechtsanwalt juristisch vertreten oder beraten habe, und fordert die Offenlegung etwaiger Zahlungen. Der REV Bremerhaven möchte Auskunft über die Liquidität des Verbandes, bislang nicht bekannte Verbindlichkeiten und Mittelkürzungen wegen der verpassten Olympia-Qualifikation. Harnos wollte sich auf Anfrage vor der Versammlung nicht äußern.

Die Finanzlage des DEB ist offenbar besorgniserregend. Nach einem Überschuss 2010 - wegen der Heim-WM - in Höhe von 1,283 Millionen Euro verbuchte der Verband in den drei Folgejahren deutliche Fehlbeträge: 2011 659 000, 2012 169 000 und 2013 552 000 Euro. Der WM-Gewinn, der eigentlich bis zur nächsten Heim-Weltmeisterschaft 2017 reichen sollte, ist längst aufgebraucht. Zudem sollen Rechnungsprüfer festgestellt haben, dass der Landesverband NRW Forderungen "in sechsstelliger Höhe" gegenüber dem DEB habe.

Reindl will, wenn er gewählt wird, zunächst "die Finanzen von unabhängiger Stelle durchforsten lassen". Dann will der langjährige DEB-Sportdirektor, der 2011 von Harnos entmachtet worden war, alle im Eishockey an einen Tisch holen. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat er schon als Partner im Boot, denn Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim und DEL-Aufsichtsrat, soll Vizepräsident werden.

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