Ligazugehörigkeit wird zum Rechtsfall

Saarlouis · Nach der Entscheidung des unabhängigen Schiedsgerichts der Handball-Bundesliga, dem HSV Hamburg die Lizenz doch zu erteilen, muss die HG Saarlouis in die 3. Liga absteigen. Doch der Verein will sich dagegen wehren.

 Ob die Saarlouiser Handballer – sportlich eigentlich abgestiegen – in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen und Siege bejubeln dürfen, steht immer noch nicht fest. Foto: Ruppenthal

Ob die Saarlouiser Handballer – sportlich eigentlich abgestiegen – in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga spielen und Siege bejubeln dürfen, steht immer noch nicht fest. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Bei den Verantwortlichen und Fans der HG Saarlouis schlug die Nachricht am späten Mittwochabend ein wie eine Bombe: Das Schiedsgericht der Handball-Bundesliga (HBL) erteilte dem Erstligisten HSV Hamburg völlig überraschend in letzter Instanz "unter gravierenden Bedingungen und Auflagen" die Lizenz für die kommende Bundesliga-Spielzeit. Bleibt es dabei, steigt die HG von der 2. in die 3. Liga ab.

Und das unter Protest der HBL, wie Geschäftsführer Holger Kaiser auf SZ-Nachfrage erklärt: "Wir haben auf unserer Position beharrt und den Antrag des Gerichts abgelehnt. Aber das Gericht hat uns überstimmt, und dem müssen wir uns beugen." In einer Pressemitteilung der HBL von gestern heißt es zur Begründung: "Im Kern ist das Schiedsgericht der Meinung, dass die HBL in den ersten Verfahrensrunden statt einer Lizenzverweigerung den milderen Weg der Lizenzerteilung unter Bedingungen hätte wählen müssen."

Das Schiedsgericht, das lediglich den HSV-Einspruch gegen Formfehler der Lizenzierungskommission (1. Instanz) prüfte, bestand neben einem Vertreter der HBL aus einem Vertreter des HSV und dem Notar Frank Lau aus Stade. "Das Gericht verlangt bis zum 1. Juli den Nachweis, dass das Geld, das dem HSV bis 30. Juni 2015 fehlt, zur Verfügung steht. Das hätte der HSV allerdings auch schon vor drei Wochen machen können", sagt Kaiser: "Das ist alles sehr unglücklich. Ich glaube, das Gericht ist den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hat nicht den nötigen Mut bewiesen." Der HBL sind nun die Hände gebunden. Zudem stellt diese Entscheidung die Glaubwürdigkeit künftiger Lizenzierungsverfahren in Frage.

Die 1. und 2. Bundesliga aufstocken, um alle betroffenen Vereine zufrieden zu stellen, "kann die HBL alleine nicht", sagt Kaiser. Dass es Rechtsmittel für die betroffenen Vereine gibt, bestätigt er. Denkbar wäre das Erwirken einer einstweiligen Verfügung vor einem ordentlichen Gericht, um sich so in die jeweilige Liga zu klagen. Kontakt zu den Leidensgenossen von der HBW Balingen-Weilstetten hat der Saarlouiser Vorsitzende Richard Jungmann bereits hergestellt. "Wir werden um einen Rechtsbeistand nicht umhin kommen", sagt Jungmann, der nichts unversucht lassen will, die 2. Liga zu halten.

"Ich bin fassungslos", sagt Goran Suton, "das erinnert mich an die Doku-Soaps im Fernsehen: Es sieht real aus, aber ist doch gestellt." Der HG-Trainer sah sich auf Grund der Planungsunsicherheit gezwungen, den Trainingsauftakt vom kommenden Dienstag auf den darauf folgenden Montag (7. Juli) zu verschieben. "Wir standen kurz vor dem Vertragsabschluss mit zwei jungen deutschen Spielern und haben den Schiedsgerichts-Termin nur pro forma abgewartet", beklagt Suton, dessen Zweitliga-Kader mit diesen Verpflichtungen bis auf eine Position komplett wäre: "Jetzt wird alles wieder in Frage gestellt, und wir stehen statt mit 14 nur noch mit neun Spielern da." Die Verträge von Bartosz Janiszewski, Nikolaos Riganas und Jonas Faulenbach (käme vom TV Hüttenberg) gelten nur für die 2. Liga.

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