Erleichterung, Hoffnung, Frust

Bremen · Dank eines Tors in der 88. Minute im „Abstiegsfinale“ gegen Frankfurt feiert Bremen den Klassenverbleib. Die Eintracht muss in die Relegation. Stuttgart steigt ab – und sucht einen Trainer als Ersatz für Jürgen Kramny.

 Florian Grillitsch (links) versucht Anthony Ujah einzufangen, der überschwänglich seine Vorlage zum Treffer von Papy Djilobodji feiert. Durch das Tor bleibt Bremen in der Bundesliga. Foto: Jaspersen/dpa

Florian Grillitsch (links) versucht Anthony Ujah einzufangen, der überschwänglich seine Vorlage zum Treffer von Papy Djilobodji feiert. Durch das Tor bleibt Bremen in der Bundesliga. Foto: Jaspersen/dpa

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Werder-Kapitän Clemens Fritz wurde wie ein König vom Platz getragen, nachdem Fans auf den Rasen gestürmt waren. Ganz Bremen feierte am Samstag nach dem 1:0 (0:0)-Sieg im "Abstiegsendspiel" gegen Frankfurt den Klassenverbleib, während die Eintracht in die Relegation muss. "Es war das größte Ereignis meines Lebens", sagte Werder-Verteidiger Theodor Gebre Selassie. Zwei Minuten vor dem Ende der Partie fiel das Tor des Tages. Nach der Hereingabe von Anthony Ujah drückte Papy Djilobodji den Ball über die Torlinie. Werder-Trainer Viktor Skripnik sagte: "Dieser Treffer gehört in die Geschichtsbücher."

Als vielleicht passender Schlussakkord eines aus Bremer Sicht perfekten Fußball-Wochenendes zeichnete sich gestern Skripniks Weiterbeschäftigung ab. Der schwere Weg sei noch nicht beendet, aber "wir wollen ihn weiter mit Viktor Skripnik gehen", sagte Thomas Eichin . Der Bremer Sportchef ergänzte aber: "Natürlich war der Abpfiff pure Erleichterung. Aber insgesamt war es eine ganz schwierige Saison." Kapitän Fritz erklärte: "Jeder von uns muss sich hinterfragen. Wir sind weit hinter den Ansprüchen geblieben."

Das sind auch die Frankfurter, die als Bundesliga-Drittletzter in die Relegation müssen. Das Hinspiel zuhause gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg ist am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD). Die Eintracht ist aus ihren beiden Auftritten in der Relegation (1984 gegen den MSV Duisburg und 1989 gegen den 1. FC Saarbrücken ) als Sieger hervorgegangen. Das gilt auch für Nürnberg (2009 gegen Energie Cottbus und 2010 gegen den FC Augsburg ). "Wir haben schon vier Endspiele gehabt, jetzt sind es halt noch zwei mehr", sagte Eintracht-Torhüter Lukas Hradecky, dessen Mannschaft in Bremen ein Remis zur Rettung gereicht hätte. "Vor drei, vier Wochen wären wir doch glücklich gewesen, wenn man uns die Relegation versprochen hätte", erklärte er kämpferisch: "Wir müssen gegen Nürnberg zeigen, dass wir der Bundesligist sind. Derjenige, der mehr Angst hat, wird absteigen. Da müssen wir der Stärkere sein." Da kommt Alexander Meier ins Spiel. Der lange verletzte Torjäger, der beim Spiel in Bremen wieder auf der Ersatzbank saß, ist der Hoffnungsträger der Frankfurter.

Die Hoffnung erloschen ist beim VfB Stuttgart . Einen Tag nach der 1:3 (0:2)-Niederlage beim VfL Wolfsburg und dem ersten Abstieg seit 41 Jahren beendete der VfB die Ära von Trainer Jürgen Kramny. Präsident Bernd Wahler trat zurück. Sportvorstand Robin Dutt sagte: "Ich glaube eher, dass ich nicht zurücktrete." Er ergänzte: "Ja, wir müssen Fragen beantworten, auch: Welchen Teil der Verantwortung habe ich?" Eine Frage beantwortete er mit Blick auf den Trainer-Fehlgriff Alexander Zorniger und die Entscheidung für Kramny: "In Sachen Trainer muss ich komplett die Verantwortung übernehmen." Dutt will aber nicht herhalten für Fehler, die vor seinem Amtsantritt im Januar 2015 passiert seien. Der Verein sei "vier, fünf Jahre kontinuierlich an den Abgrund" gelenkt worden. "Zielgerichtet" habe der VfB Stuttgart auf den Abstieg hingearbeitet. Er habe eine "Entwicklung übernommen, die fast nicht mehr aufzuhalten war". Die Nachwuchsarbeit sei vernachlässigt worden, die strategische Kaderplanung nicht mehr zeitgemäß - und er sei der einzige der Entscheider, der über Erstliga-Erfahrung verfüge.

Es könne "Jahre dauern", bis die Fehler ausgemerzt seien. Dennoch: "Unser Ziel ist der Wiederaufstieg", sagte Dutt . Doch darf er bleiben? Seine wichtigste Personalie war gefloppt: Nach neun Niederlagen in den ersten 13 Spielen musste Zorniger gehen. Kramny übernahm, sah wie der Retter aus, ehe eine Niederlagenserie begann. Aus den letzten 13 Spielen holte Stuttgart nur sechs Punkte. Am Ende stand nach sechs Pleiten in Folge der Abstieg.

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