Die Oberligisten proben den Aufstand

Jägersburg · Die saarländischen Vereine schließen sich einer Initiative aus dem Rheinland an und fordern mehr Unterstützung durch die Verbände.

 Unsere Szene zeigt den Neunkircher Ruddy M'Passi (Mitte) im Zweikampf mit Julian Flamann (links) und David Seibert vom SV Saar 05. Im Hintergrund: die trotz eines Saarderbys gähnend leeren Tribünen im Ellenfeldstadion. Mit geringen Zuschauerzahlen haben praktisch alle Vereine in der Oberliga zu kämpfen. Foto: Burgardt

Unsere Szene zeigt den Neunkircher Ruddy M'Passi (Mitte) im Zweikampf mit Julian Flamann (links) und David Seibert vom SV Saar 05. Im Hintergrund: die trotz eines Saarderbys gähnend leeren Tribünen im Ellenfeldstadion. Mit geringen Zuschauerzahlen haben praktisch alle Vereine in der Oberliga zu kämpfen. Foto: Burgardt

Foto: Burgardt

Es rumort in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Kümmerliche Zuschauerzahlen, zu hohe Kosten und der sinkende sportliche Wert machen die fünfthöchste Spielklasse für viele Clubs unattraktiv. In der vergangenen Woche schlossen sich die sechs saarländischen Oberligisten einer möglicherweise wegweisenden Initiative der Vereine aus dem Rheinland an.

Ausgehend von der SG Mülheim-Kärlich, die im Frühjahr 2016 als erster von insgesamt vier Rheinlandligisten (6. Liga) schon vor dem Saisonende auf den möglichen Aufstieg in die Oberliga verzichtete, proben die Vereine des Fußballverbands Rheinland den Aufstand. Der sportliche Leiter der SG, Wilfried Zils, bündelte mit Peter Rauen (FSV Salmrohr) die Kräfte und erwirkte eine Resolution. In der wird gefordert, dass die Landesverbände "zwei Prozent der jährliche Einnahmen aus den medialen Vermarktungsrechten der 1. und 2. Bundesliga" zur Unterstützung der unterklassigen Vereine erhalten sollen. Außerdem sollen zehn Prozent von den 60 Millionen Euro, die dem DFB als Prämiengelder für den DFB-Pokal zur Verfügung stehen, den Amateuren zu Gute kommen.

Der Grundlagenvertrag zum Zahlungsfluss zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) wurde gerade bis 2023 verlängert. Die Rekordeinnahmen aus dem neuen Fernsehvertrag betragen in den kommenden vier Jahren 4,64 Milliarden Euro. Nach Angaben des DFB gibt es davon fünf Millionen Euro jährlich für die Landesverbände "zur Stärkung ihrer finanziellen Grundlage und Entlastung der Vereine" und drei Millionen jährlich "für bessere Rahmenbedingungen der Arbeit an der Basis". Die 2,5 Millionen für den sogenannten "Masterplan Amateurfußball" sind zweckgebunden fließen an die Regional- und Landesverbände.

Das reicht den Oberligisten bei weitem nicht. Deshalb schlossen sich auch die sechs saarländischen Oberligisten der Resolution der Rheinländer an. Sie trafen sich vergangene Woche in Jägersburg - auf Initiative von Ralf Weiser, der als gewählter Vertreter der Vereine Mitglied des Spielausschusses beim für die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zuständigen Fußball-Regionalverband Südwest ist.

Die Vereinsvorsitzenden oder Abteilungsleiter Werner Finken (FSV Jägersburg), Wolfgang Brenner (Röchling Völklingen), Frank Seibert (SV Saar 05 Saarbrücken), Ralf Jung (FV Diefflen) und Dirk Klein (FC Hertha Wiesbach) nahmen den Termin wahr. Martin Bach (Borussia Neunkirchen) war beruflich verhindert, ist aber involviert. Die Saarländer prangern zu hohe Verbandsumlagen und Schiedsrichterkosten an und fordern größere Anteile an Fernsehgeldern und konkrete Unterstützung der Jugendarbeit.

"Nicht nur für die Nachwuchsleistungszentren, sondern auch für die kleineren Vereine, die noch ursprüngliche, richtige Jugendarbeit betreiben", sagt Weiser: "Generell geht es uns um eine bessere Vermarktung der Oberliga. Von Verbandsseite kommt nichts."

Um das zu ändern, wollen sich die Saar-Oberligisten innerhalb der kommenden sechs Wochen mit dem Saarländischen Fußball-Verband (SFV) treffen. "Wir wollen wissen, wie der SFV die Oberligavereine in Zukunft konkret unterstützen kann", kündigt Weiser an: "Außerdem soll es darum gehen, dass seitens des Verbands mehr Transparenz gegenüber den Vereinen praktiziert wird." Beispielhaft nennt Weiser das Thema Saarlandliga, die offiziell Karlsberg Liga Saarland heißt: "Es gibt ja einen Vertrag zwischen dem Verband und der Firma Karlsberg, aber kein Mensch weiß, was drinsteht und was wirklich gezahlt wird", sagt Weiser. Adalbert Strauß ist Vorstandsmitglied des SFV und Mitglied des Spielausschusses im Regionalverband Südwest und verspricht: "Ich kann die Initiative der Vereine nachvollziehen. Wir wissen, dass die Vereine Schwierigkeiten haben. Wir werden uns der Probleme, die uns vorgetragen werden, annehmen."

Die nächste Wegmarke stellt ein Treffen mit den Rheinland-Oberligisten und Vertretern aller darunter liegenden Klassen im Rheinland dar, das heute in Mülheim-Kärlich stattfindet und an dem auch der für Amateurfußball zuständige DFB-Vizepräsident Rainer Koch teilnimmt. Wolfgang Brenner und Ralf Weiser werden dort stellvertretend für die saarländischen Oberliga-Clubs die Resolution unterzeichnen.

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