„Wir brauchen die Reform“

Berlin · Weltklasse ist der deutsche Sport nicht mehr in allen Disziplinen. In Rio zeigte sich, dass deutsche Athleten teilweise deutlich von der Spitze entfernt sind. Ein neues Förderkonzept soll das nun ändern.

 DOSB-Präsident Alfons Hörmann (links) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière stellen das neue Konzept zur Spitzensportförderung in Deutschland vor. Foto: stache/dpa

DOSB-Präsident Alfons Hörmann (links) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière stellen das neue Konzept zur Spitzensportförderung in Deutschland vor. Foto: stache/dpa

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Entschlossen hielt Bundesinnenminister Thomas de Maizière das fertige Konzept zur Spitzensportförderung in den Händen und lächelte in die Kameras. Auch Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) neben ihm wirkte erleichtert. Nach zweijährigen Beratungen und unzähligen Diskussionen ist das Papier, das dem deutschen Sport mehr Medaillen bringen soll, gestern in Berlin vorgestellt worden.

Ein Scheitern darf es trotz aller Kritik nicht geben. "Wir brauchen die Reform, um uns zielstrebiger nach oben zu orientieren. Rio hat gezeigt: Stillstand oder ein bloßes ,Weiter so' wäre ein Rückschritt", sagte de Maizière (CDU ): "Mein Ziel ist es, dass sich Deutschland als Sportnation noch besser präsentiert - erfolgreicher, aber zugleich fair und sauber." Die entscheidende Neuerung liegt darin, dass nicht mehr die Erfolge bei vergangenen Olympischen Spielen für den Geldfluss an die Verbände entscheidend sind, sondern das Potenzial, die Perspektive, die ein Sportler oder eine Disziplin hat.

Zu mehr Effizienz im Sport soll das neue Förderprogramm der Reform verhelfen - mit teils drastischen Einschnitten. Von den bisher 204 Bundesstützpunkten soll es in Zukunft nur noch etwa 165 geben. Die Olympiastützpunkte sollen von 19 auf 13 gekürzt werden, konkrete Standorte wurden noch nicht genannt. "Wir streben eine wesentlich bessere und engere Kooperation der Stützpunkte an", sagte Hörmann.

Bei Olympia soll es künftig wieder mehr Edelmetall geben und der Anschluss an den Rest der Welt nicht verpasst werden - das sind zentrale Ziele der Bemühungen. Das werde jedoch erst mittelfristig in vier, acht oder zwölf Jahren wie geplant funktionieren, sagte Hörmann. De Maizière sprach von einer "perspektivischen, potenzialorientierten Förderstruktur, die den Athleten mit seinem Trainer im Fokus hat".

Seit Beginn des Jahres 2015 wurde unter Beteiligung des DOSB, des Bundesministeriums des Inneren, von Vertretern der Länder und der Spitzensportverbände sowie von Athleten und Wissenschaftlern an dem Konzept gearbeitet. "Die Länder unterstützen das Vorhaben. Wir wissen, wie wichtig dieser Prozess und das Konzept sind. Wir müssen enger zusammenarbeiten", sagte auch Christina Kampmann, die Vorsitzende der Sportministerkonferenz (SMK) der Länder.

De Maizière gab ein klares Bekenntnis "zum sauberen Sport mit eindeutiger Zielorientierung auf Exzellenz, Leistung, Förderung und Forderung, Transparenz und Konsequenz" ab. Nun müsse die Reform gemeinsam umgesetzt werden - "in gemeinsamer Verantwortung für den Spitzensport in Deutschland".

Die Leistungssportreform hatte in den vergangenen Wochen bereits vielfach für Kritik gesorgt. Besonders das neu eingeführte Berechnungsmodell "PotAS" (Potenzial-Analyse-System) kommt nicht gut an. "PotAS" ermittelt die Zukunfts-Chancen der Athleten und deren Disziplinen, die im Anschluss mit Hilfe von Attributen (Erfolg, Perspektive, Strukturen und andere) in drei unterschiedliche Fördergruppen, sogenannte Cluster, eingeteilt werden. Wer im dritten Cluster landet, hat nur wenig Perspektiven für die Zukunft.

Die PotAS-Kommission soll bald ihre Arbeit aufnahmen, die gesamte Reform greift nach zwei Übergangsjahren wohl 2019. Im nächsten Schritt soll die Reform am 3. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Magdeburg verabschiedet werden. Anschließend wird sie dem Bundeskabinett vorgelegt und 2017 auch Thema im Bundestag werden.

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