Ludwigspark – Die Geschichte eines Stadions Ein Stadionleben zwischen Acimovic und Zappa

Saarbrücken · Im Ludwigsparkstadion in Saarbrücken spielten die ganz Großen. Nicht nur Fußballer – auch Musiker. Frank Zappa legte im weiten Rund zum Beispiel einen legendären Auftritt hin. Und auch Fürst Ludwig war bereits im Park unterwegs.

 Das Marathontor, die olympischen Ringe und die Feuerschale für die olympische Flamme: das Ludwigsparkstadion kurz nach seiner Eröffnung im Jahre 1953. Foto: lpm

Das Marathontor, die olympischen Ringe und die Feuerschale für die olympische Flamme: das Ludwigsparkstadion kurz nach seiner Eröffnung im Jahre 1953. Foto: lpm

Foto: lpm

1769: Fürst Ludwig von Nassau Saarbrücken (1745 bis 1794) hat derzeit offenbar ein Verhältnis mit der bürgerlichen "Gänsegretel aus Fechingen". So kommt es, dass er Generalbaumeister Friedrich Joachim Michael Stengel (1694 bis 1787) den Auftrag gibt, ein Lustschloss nebst Park zu planen. Etwas außerhalb, bitte, am Ludwigsberg. Schön war es dort. Doch am 7. November 1793 legen französische Revolutionstruppen alles in Schutt und Asche. Geblieben ist der Name Ludwigspark.

1919: Arbeitslose bauen für die Stadt Saarbrücken einen Sportplatz in ein Wiesental des Volksparks auf dem Ludwigsberg. So entsteht der "erste" Ludwigspark. Der FV Saarbrücken (FVS) beteiligt sich finanziell an der Platzanlage. Im Eröffnungsspiel am 31. August unterliegt der FVS dem SV Wiesbaden in einem Freundschaftsspiel mit 1:4. Bei strömendem Regen. Auf einem Hartplatz. Hernach bemüht sich der Stadtteilverein aus Malstatt um den Ausbau seiner vielfach bestaunten "Naturarena". Zu einer Tribüne sollte es aber zunächst nicht reichen.

1926 bis 1934: Am 4. April 1926 ist die Zuschauerzahl im Ludwigspark bei einem Spiel des FVS gegen Bayern München (3:8) um die süddeutsche Meisterschaft erstmals fünfstellig. Spieler wie Edmund Conen (1914 bis 1990), dem am 4. Juli 1934 im Ludwigspark zwei Tore gegen Real Madrid gelingen (2:3), oder "Bubi" Sold (1911 bis 1995) spielen sich an diesem Ort in den Kreis der Nationalmannschaft.

1945 bis 1951: Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwindet die Spielstätte unter 350 000 Kubikmetern Trümmerschutt. Am 25. November 1945 gründet sich der FVS als 1. FC Saarbrücken neu. Der Club will eine neue Spielstätte. Wieder im Ludwigspark. Architekt Peter Paul Seeberger entwirft ein Oval, das bis zu 100 Millionen Franc kosten soll. Als der FCS im Frühjahr 1949 nahezu ohne finanzielle Mittel damit beginnt, seine Stadionpläne in Eigenregie in die Tat umzusetzen, packen zahlreiche Mitglieder mit an - auch der spätere DFB-Präsident Hermann Neuberger.

1952: Die Stadt Saarbrücken wird Bauherrin des Ludwigsparks. Sie ist damals Hauptstadt eines von Frankreich abhängigen Mini-Staats. Auch die Landesregierung um Ministerpräsident Johannes Hoffmann ("JoHo") mischt kräftig mit, sie schießt 70 Millionen Francs zu. Das Stadion soll groß und repräsentativ werden, die Kosten steigen auf 195 Millionen Francs (heute: 5,3 Millionen Euro). Gründe gibt es genug: Das Saarland hat eine eigene Fußball-Nationalmannschaft, und der FCS wird 1952 deutscher Vizemeister.

1953: Pünktlich zum 50. Geburtstag des Vereins ist das Stadion fertig. Am 2. August schlägt der FCS im Eröffnungsspiel Rot-Weiß Essen vor 30 000 Zuschauern mit 3:1. Zur Eröffnung findet zudem ein Leichtathletik-Länderkampf zwischen dem Saarland und der Schweiz statt. Vor dem Fußballspiel. "Saarbrücken hat seinen Ludwigspark wieder" - so lautet am nächsten Tag die Schlagzeile auf der SZ-Titelseite.

1954: Der (offizielle) Zuschauer-Rekord im Ludwigspark. Beim Qualifikationsspiel Saarland gegen Deutschland (1:3) pilgern am 28. März 53 000 Fans in den Park. Doch Obacht: Angeblich sollen beim Gruppenspiel um die deutsche Meisterschaft am 27. Mai 1961 gegen den HSV (2:3) sogar weit über 54 000 Leute im Park gewesen sein. Am 5. Juni 1954 gastiert die uruguayische Nationalmannschaft, damals Weltmeister, im Stadion und bringt dem Saarland mit 1:7 die höchste Niederlage seiner kurzen Länderspiel-Geschichte bei.

1958: Am 4. und 5. Oktober 1958 startet bei einem Leichtathletik-Länderkampf Deutschland gegen Ungarn die junge saarländische Sprint-Hoffnung Armin Hary im Ludwigspark.

1960 bis 1962: Borussia Neunkirchen trägt 1960 und 1962 im Park die Heimspiele in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft aus, scheitert jeweils in der Vorrunde. 1961 geht es dem FCS genauso.

1963: Im Frühjahr spielt Borussia Neunkirchen die Endrunde um die deutsche Meisterschaft im Park, scheitert aber erneut in der Vorrunde. Am 24. August 1963 ist die Bundesliga erstmals im Ludwigspark zu Gast. Der FCS verliert gegen Köln mit 0:2.

1964: Weil das Ellenfeld-Stadion zu klein ist, trägt Neunkirchen seine Aufstiegsspiele zur Bundesliga im Ludwigspark aus. Am 28. Juni 1964 erleben 38 000 Zuschauer ein 1:0 gegen Tasmania Berlin. Damit schafft Neunkirchen den Sprung nach oben, das Nachsehen hat neben den Berlinern auch Bayern München.

1966: Am 25. Januar 1966 geht eine "WM-Probe" der deutschen Nationalmannschaft im Ludwigspark schief: Unter Flutlicht verliert die Elf von Bundestrainer Helmut Schön gegen Dukla Prag mit 0:2.

1967: Saarderby in der Regionalliga: Am 9. April kommen 40 000 in den Park und sehen ein 1:0 von Borussia Neunkirchen gegen den FCS. Das ist Rekord für ein Ligaspiel im Park.

1968: Am 17. Juni feiert der Saarländische Fußball-Verband eine Fußball-Gala. Eine Saar-Auswahl, verstärkt mit Bundesliga-Akteuren, trifft auf den FC Santos (Brasilien). Deren Kapitän: Edson Arantes do Nascimento, genannt Pelé . Endstand: 3:0 für Santos.

1973/1974: Röchling Völklingen trägt die Aufstiegsspiele zur Bundesliga im Ludwigspark aus, unterliegt unter anderem mit 1:3 den Offenbacher Kickers. Vor 30 000 Zuschauern.

1975: Am 20. Dezember kommen 36 000 Zuschauer zum Spitzenspiel der 2. Liga Süd in den Park. Felix Magath sorgt gegen Nürnberg für den 1:0-Sieg des FCS, der am Ende aufsteigt.

1976/77: Der FCS spielt Bundesliga, hat einen Besucherschnitt von 28 555. Am 16. April 1977 sehen 40 000 Zuschauer ein 6:1 gegen Bayern München, durch das der FCS die Abstiegsplätze verlässt. Der Ludwigspark wird nun erweitert: Die Gegentribüne an der Camphauser Straße, Baubeginn August 1977, ist nach 100 Arbeitstagen fertig.

1978: Am 3. September 1978 geht im Ludwigspark das Summertime-Open-Air-Festival über die Bühne. Vor 40 000 Zuschauern spielen Brand X (Phil Collins am Schlagzeug), die Scorpions, McLaughlin, Alvin Lee , Frank Zappa , Joan Baez und als Headliner Genesis.

1979: Am 18. August tritt die Band Queen im Ludwigspark auf.

1983: Am 20. November gastiert die deutsche Nationalelf im Park, schlägt Albanien nach einer Zitterpartie 2:1 und qualifiziert sich für die EM in Frankreich.

1985: Am 27. März 1985 wird anlässlich des Länderspiels Deutschland gegen Malta (6:1) die Anzeigentafel eingeweiht. Am 6. April verliert der damalige Zweitligist Saarbrücken das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Uerdingen mit 0:1. Legendär auch das Wiederholungsspiel im Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart , das der FCS nach Elfmeterschießen mit 5:2 gewinnt.

1989: Am 13. September 1989 findet im Park ein Spiel um den Europapokal der Landesmeister(heute Champions League) statt. Gastgeber Spora Luxemburg empfängt Real Madrid . Vor 6000 Zuschauern dirigiert Bernd Schuster Real zu einem 3:0-Sieg. Emilio Butragueño trifft zum 1:0.

1991: Am 2. Juni spielen die Bee Gees im Park.

1992: Der Park ist zum letzten Mal in einem Ligaspiel ausverkauft. Beim 1:1 gegen die Bayern am 17. Oktober 1992 (36 000). Zu Anfang des Jahres saniert die Stadt die Flutlichtanlage.

1993: Der FCS steigt zum vierten und bisher letzten Mal aus der Bundesliga ab. Das letzte Bundesligaspiel findet am 29. Mai statt. Der FCS verliert gegen den VfB Stuttgart 1:4. Torschütze für den FCS: Eric Wynalda (87. Minute. Der Ludwigspark sah insgesamt 233 Erstliga-Spiele.

1997: Rund 36 000 Zuschauer sehen am 24. September das DFB-Pokal-Spiel des FCS gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:4).

1998: Am 28. August 1998 ist Borussia Dortmund zu Gast in der ersten Runde des DFB-Pokals. Dritte Liga gegen Champions-League-Sieger. 25 000 werden Zeuge einer knappen 2:4-Niederlage im Elfmeterschießen .

1999: Das erste Football-Liga-Spiel im Park findet am 22. Mai statt: die Saarland Hurricanes gegen die Straubing Spiders.

2000: Am 2. April kommen 21 000 Fans zum Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga gegen die Sportfreunde Siegen in den Park, der FCS siegt mit 4:0, steigt auf.

2004: Den zweiten Aufstiegsplatz in die 2. Liga hinter Rot-Weiß Erfurt sichert sich in der Regionalliga Süd der 1. FC Saarbrücken durch einen 2:1 (0:1)-Heimsieg über Schweinfurt 05. Gefeierter Held ist der 40-jährige Torhüter Peter Eich , der in der 78. Minute einen Elfmeter von Veselin Popovic pariert.

2006: Im Frühjahr saniert die Stadt das Flutlicht zum bisher letzten Mal. Im Sommer ist der Katholikentag zu Gast im Park. Bereits am 14. Mai pfeift Schiedsrichter Christian Schößling das bisher letzte Zweitliga-Spiel des 1. FC Saarbrücken im Park an. Gegner ist Eintracht Braunschweig (2:0). Insgesamt hat der FCS 501 Zweitliga-Heimspiele im Park gespielt.

2007: Das Saarland feiert seinen 50. Geburtstag - und der FC Bayern gratuliert. Vor rund 35 000 Zuschauern schenkt er dem FCS ein 5:1. Mit von der Partie: Philipp Lahm , Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger (mit der Rückennummer 50).

2008: Der Tiefpunkt: Der FCS spielt in der Oberliga, die ab 2008 die fünfte Klasse ist.

2012: Am 19. August sind 28 000 Fans im Ludwigspark, sehen eine 0:5-Niederlage gegen Schalke im Pokal und schwitzen. Temperaturen von über 40 Grad bringen 80 Menschen zum Kollabieren. Weil zu wenig Wasser da ist. Ein schwarzer Tag.

2013/2014: In der Saison 2013/2014 trägt die SV Elversberg ihre Heimspiele im Park aus. Am 4. Dezember kommt Dortmund im DFB-Pokal zum 1. FC Saarbrücken . 30 000 dürfen in den Park. Sie sehen ein Feuerwerk über dem E-Block und eine 0:2-Niederlage des FCS auf dem Platz.

2015: Am 27. Mai sind zum Drittliga-Aufstiegsspiel gegen Kickers Würzburg (0:1) 10 247 Fans im Park - die bisher letzte fünfstellige Zuschauerzahl.