WM-Affäre: FIFA sperrt Niersbach für ein Jahr

Frankfurt (dpa) · DFB-Präsident ist Wolfgang Niersbach seit acht Monaten nicht mehr. Jetzt verliert er in der WM-Affäre auch seine internationalen Ämter. Die Ethikkommission sperrt ihn für ein Jahr. Der DFB muss um seine Posten in den Gremien von FIFA und UEFA kämpfen.

Sein Verhalten in der WM-Affäre hat den früheren DFB-Präsident Wolfgang Niersbach nun auch seine beiden letzten einflussreichen Ämter gekostet. Die Ethikkommission des Weltverbandes FIFA sperrte ihn für ein Jahr von allen Tätigkeiten im nationalen und internationalen Fußball .

Der 65-Jährige verliert damit seine Ämter im Council der FIFA und dem Exekutivkomitee der europäischen Fußball-Union UEFA . Der deutsche Fußball wird damit vorerst nicht mehr auf der Regierungsebene der beiden wichtigsten internationalen Verbände vertreten sein, weil beide Ämter nicht automatisch wieder an den Deutschen Fußball-Bund fallen. Nach den nächsten Kongressen bei der FIFA und UEFA soll der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel aber auch dort die Nachfolge von Niersbach übernehmen, dies ist aber kein Selbstläufer. Angesichts des WM-Skandals wäre ein deutscher Kandidat nicht zwingend favorisiert.

„Dieser Entscheid trifft mich hart“, erklärte Niersbach . „Die nun verhängte Sanktion halte ich für unangemessen und überzogen. Ich lasse mich anwaltlich beraten, ob ich gegen diesen Entscheid Rechtsmittel einlegen werde.“ Dem Mitglied des früheren WM- Organisationskomitees (OK), dessen beispiellosem Aufstieg vom Sportjournalisten zum Pressesprecher, Generalsekretär und Präsidenten DFB in den vergangenen Monaten ein noch steilerer Absturz folgte, bleibt nur noch der Gang vor den Berufungsausschuss der FIFA und vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS.

Der DFB hatte trotz Niersbachs Verstrickungen und seines Verhaltens in der WM-Affäre nie Anstalten gemacht, ihn aus den internationalen Gremien abzuziehen. Auf seine Verbindungen und Kontakte wollte der Verband nicht verzichten. Am Montag aber ging der DFB spürbar auf Distanz zu seinem ehemaligen Chef. „Der DFB hat die Entscheidung der Beschlusskammer der Ethikkommission zur Kenntnis genommen“, meinte Grindel kühl. Man wolle nun abwarten, ob Niersbach gegen Berufung einlegt oder nicht. „Der DFB wäre jedoch dankbar, wenn wir möglichst bald in dieser Angelegenheit Rechtssicherheit hätten.“

Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission hatte im Mai sogar eine zweijährige Sperre für Niersbach gefordert. Dabei ging es in diesem Verfahren ausdrücklich nicht um die Frage, ob bei der Vergabe der WM 2006 Bestechungsgelder geflossen sind oder nicht. Niersbach wurde zunächst einmal nur zu Last gelegt, die dubiosen Geldflüsse rund um das deutsche Sommermärchen vertuscht haben zu wollen. „Er hat es versäumt, seine Erkenntnisse über mögliche Verfehlungen im Zuge der WM-Vergabe 2006 zu melden“, heißt es in dem Urteil.

Grundlage der Ermittlungen war der Untersuchungsbericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields zum WM-Skandal. Und aus dem geht hervor, dass Niersbach spätestens im Juni 2015 und damit bereits mehrere Monate vor der Aufdeckung der Affäre von einer dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro des deutschen WM-Organisationskomitees erfahren haben muss. Er informierte darüber aber weder seine Präsidiumskollegen beim DFB noch die Ethikhüter der FIFA . Genau das sei ein Verstoß gegen die Paragrafen 18 („Anzeige-, Mitwirkungs- und Rechenschaftspflicht“) und 19 („Interessenkonflikte“) des FIFA-Ethikcodes, teilte der Weltverband am Montag mit.

„Meinen Fehler habe ich eingeräumt und nochmals bedauert“, erklärte Niersbach . Trotzdem hat er im Zuge der WM-Affäre beinahe seine komplette Reputation und nun auch alle Ämter verloren.

Bereits im November 2015 musste er als DFB-Präsident zurücktreten. Im selben Monat wurden Ermittlungen gegen ihn und die weiteren WM-OK-Mitglieder Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall eingeleitet. Die WM-Macher hatten die ominösen 6,7 Millionen vor der WM 2006 zunächst vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus erhalten, das Geld später aber bewusst verschleiert zurückgezahlt.

In der WM-Affäre geht es bereits am 26. Juli weiter. Dann wird das Urteil des Arbeitsgerichts Frankfurt im Streit zwischen dem DFB und seinem langjährigen Vize-Generalsekretär Stefan Hans erwartet. Der enge Vertraute von Niersbach war im Zuge des Skandals fristlos entlassen worden. Pikant ist: Maßgeblich aus Protokollen von Hans geht hervor, dass Niersbach von den dubiosen Zahlungen des WM-Skandals schon d

Dokumentation:

Die schriftliche Stellungnahme von Wolfgang Niersbach , nachdem die rechtsprechende Kammer der FIFA den früheren DFB-Präsidenten für ein Jahr gesperrt hat.

„Dieser Entscheid trifft mich hart. Denn nach der mündlichen Verhandlung am letzten Donnerstag in Zürich war ich zuversichtlich, dass die Ethik-Kommission keine Sperre verhängt, sondern meinen Argumenten folgt, wonach es bei meinem Verschulden lediglich um eine verspätete Meldung der kritischen Zahlungsflüsse zwischen dem Organisationskomitee der WM 2006 und der FIFA im Jahre 2005 ging, die mir im Sommer 2015 sukzessive bekannt wurden, und ein anderes Strafmaß festsetzt.

Meinen Fehler habe ich eingeräumt und nochmals bedauert.

Die nun verhängte Sanktion halte ich für unangemessen und überzogen. Ich lasse mich anwaltlich beraten, ob ich gegen diesen Entscheid Rechtsmittel einlegen werde.“

eutlich früher erfahr hat, als er stets angab.

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