FCS-Spieler vergeben gegen Stuttgarter Kickers beste Torchancen

Saarbrücken · Der Abstieg ist wohl kaum mehr zu verhindern. Da bringt es wenig, wenn der Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken beim 0:1 (0:0) bei den Stuttgarter Kickers eine seiner besten Saisonleistungen ablieferte. Der Rückstand zum Nichtabstiegsplatz beträgt neun Punkte.

Fußball-Fans sind eine besonders leidensfähige Spezies. Gerade Anhänger des Drittligisten 1. FC Saarbrücken brauchten in dieser Spielzeit eine fast schon masochistische Veranlagung. So ist es eigentlich bewundernswert, dass etwa 350 von ihnen am vergangenen Freitag nach Stuttgart gereist waren - zum Spiel des Tabellenletzten Saarbrücken im Gazi-Stadion bei den Stuttgarter Kickers. Dort angekommen, lieferten sie ein nahezu groteskes Schauspiel: Statt ihren Club im Abstiegskampf zu unterstützen, nahmen sie fast schweigend zur Kenntnis, wie die Mannschaft von Trainer Fuat Kilic eine ihrer besten Saisonleistungen ablieferte.

"Ich möchte das nicht Boykott nennen, vielleicht eher Hilflosigkeit", sagte Aufsichtsratsmitglied Florian Kern, der am Freitag - so wie bei jedem FCS-Spiel - im Fanblock stand: "Die Enttäuschung bei uns allen über den Saisonverlauf ist groß. Aber nach so einem Spiel über Söldnertum zu reden, ist nicht in Ordnung."

Die FCS-Mannschaft zeigte, was in ihr steckt, setzte den Gegner früh unter Druck, ließ den Stuttgartern keine Zeit, das Spiel zu entwickeln - und erspielte sich viele gute Einschussmöglichkeiten. "Wir treffen dann aber die falschen Entscheidungen", bemühte sich Kilic um eine Erklärung für die Abschlussschwäche: "Wenn wir den Torwart ausspielen können, schließen wir ab. Wenn wir den Ball quer legen können, suchen wir das Dribbling. Wir belohnen uns einfach nicht für den Aufwand, den wir betreiben."

Besonders sichtbar ist das Problem bei Raffael Korte. Er war an fast jeder Offensivaktion beteiligt. Zum Erfolg führte keine. Seine Schussversuche verfehlten das Tor, sein Lupfer über Kickers- Schlussmann Mark- Patrick Redl war um Zentimeter zu flach angesetzt. Auch der beste FCS-Stürmer Marcel Ziemer (sieben Treffer) brachte den Ball nicht im Tor unter. Und einen Flugkopfball von Kevin Pezzoni konnte Redl reflexartig abwehren.

"Ich habe so ein Spiel noch nie erlebt. Wir waren die eindeutig bessere Mannschaft", sagte FCS-Verteidiger Tim Stegerer beim Auslaufen am Samstag. Da war die Stimmung am Tiefpunkt, die Enttäuschung fast mit Händen greifbar. Denn die Kickers machten mit einer einzigen Möglichkeit in der Nachspielzeit das, was dem FCS nicht gelungen ist: das 1:0-Siegtor durch den Ex-Elversberger Marco Calamita. "Das passte dann einfach zu unserer Situation", sagte Saarbrückens Stürmer Patrick Schmidt mit Tränen in den Augen. Tränen der Wut und Enttäuschung. So wie bei vielen leidgeprüften Fußball-Fans auch.

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