Flughafen Zweibrücken ist nicht mehr zu retten

Zweibrücken/Saarbrücken · Die letzte kleine Hoffnung für eine Rettung des Zweibrücker Flughafens ist geplatzt. Vom Aus des Nachbarflughafens dürfte der Standort Saarbrücken-Ensheim profitieren. Damit rechnet die IHK Saarland.

 Bald schließen die Türen am Zweibrücker Flughafen. Foto: Udo Rau

Bald schließen die Türen am Zweibrücker Flughafen. Foto: Udo Rau

Foto: Udo Rau

Das Schicksal des Zweibrücker Airports ist besiegelt: Die Flughafen GmbH wird heute "im Laufe des Vormittags" einen Insolvenzantrag stellen, sagte Geschäftsführer Werner Boßlet gestern im Zweibrücker Stadtrat. Dies sei unvermeidlich, nachdem die EU-Kommission in ihrer Sitzung gestern die Entscheidung zu den aus ihrer Sicht illegalen Beihilfen (wir berichteten) für den Flughafen nicht zurückgenommen habe. Damit stehen für die Flughafen GmbH weiter Rückzahlungsforderungen von bis zu 56 Millionen Euro im Raum. Diese Forderungen haben eine "bilanzielle Überschuldung" zur Folge, erläuterte Boßlet. Juristisch gesehen besteht damit für den Flughafen "keine positive Fortführungsprognose mehr".

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD ) wies gestern im Mainzer Landtag den Vorwurf der Steuerverschwendung zurück. Das Geld "ist ganz bewusst in die Region investiert worden". Sie sagte der Westpfalz ihre Unterstützung zu, ließ Details aber offen. "Ich versichere Ihnen: Wir lassen die Region nicht allein."

Der Saarbrücker Flughafen muss, wie berichtet, keine Subventionen zurückzahlen. Nicht nur die saarländische Landesregierung, auch die Wirtschaft ist darüber erleichtert. "Das Signal aus Brüssel ist ein wichtiger und notwendiger Schritt zur dauerhaften Sicherung des Flughafens", sagte Volker Giersch, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Die EU-Entscheidung sei auch positiv für den Wirtschaftsstandort. Denn "unsere international tätigen Unternehmen brauchen weiterhin direkte Flugverbindungen nach Berlin und Hamburg sowie eventuell auch wieder nach München." Mit Blick auf die bevorstehende Schließung des Zweibrücker Flughafens sagte Giersch, dass "ein starker Flughafen in der Region besser ist als zwei notleidende".

Aus Sicht der IHK eröffnet das Aus für den Standort Zweibrücken Chancen für den Saarbrücker Flughafen - insbesondere im Geschäft mit Ferienflügen. Giersch hofft, dass ein großer Teil des bisher in Zweibrücken abgewickelten Charterflüge künftig von Saarbrücken aus starten. Mittelfristig könnte der Flughafen Saarbrücken dadurch eventuell bis zu 80 000 Reisende mehr pro Jahr zählen. Im vergangenen Jahr nutzen 408 000 Fluggäste den Airport Saarbrücken-Ensheim, rund 221 000 den Flughafen Zweibrücken.

Die Fluggesellschaft Tuifly hat schon in Aussicht gestellt, sich wieder stärker in Ensheim zu engagieren. Mario Köpers, Sprecher von Tui Deutschland, sagte: "Wir überlegen, auch wieder nach Saarbrücken zurückzukehren." Mit welchem Angebot, sei aber noch unklar. Zunächst gehe er davon aus, dass der Sommerflugplan reibungslos über Zweibrücken abgewickelt werde. Dieser Plan endet am 31. Oktober. Wer bis dahin einen Flug ab Zweibrücken gebucht hat, für den ändert sich aller Voraussicht nach nichts.

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