Franzose greift nach T-Mobile USA

Paris · Mit Rotlicht und Computerhacken begann Xavier Niels Karriere als Medienunternehmer. Inzwischen ist er Multimilliardär und mischt den französischen Telekommunikationsmarkt auf – und bald vielleicht auch den amerikanischen.

Er gilt als französischer Steve Jobs . Wie der Apple-Mitgründer fing Xavier Niel ganz klein an. Aus dem Computerhacker und Erotikdienst-Betreiber ist über die Jahre ein Internet-Milliardär geworden. Mit der Billigmarke Free der von ihm kontrollierten Iliad-Gruppe wirbelt Niel seit Jahren den zuvor behäbigen französischen Telekommunikationsmarkt auf. Jetzt greift der 46-Jährige nach dem US-Markt: Für 11,2 Milliarden Euro (15 Milliarden Dollar) will er einen Anteil von 56,6 Prozent an T-Mobile US, der amerikanischen Tochter der deutschen Telekom.

Damit würden die Franzosen die Kontrolle über T-Mobile US erlangen. Der US-Mobilfunkmarkt sei groß und attraktiv, hatte Iliad erklärt. "T-Mobile US hat den Markt erfolgreich aufgemischt." Weil man bislang noch nicht in den USA vertreten sei, dürfte die Transaktion "keine Wettbewerbsprobleme bereiten", also keinen Widerstand bei Kartellwächtern hervorrufen.

Die würden aber gewiss hinschauen, wenn der andere angebliche Interessent zum Zuge käme - der US-Wettbewerber Sprint haben, der seit einem Jahr mehrheitlich zum japanischen Softbank gehört. Die Bonner und der Kommunikationskonzern sollen schon vor dem Abschluss des Verkaufs von mehr als 50 Prozent der Telekom-Anteile an T-Mobile gestanden haben. Genannt wurde dabei eine Summe von 16 Milliarden US-Dollar. Bestätigt wurde diese Summe aber ebenso wenig wie Verkaufsverhandlungen. Durch den Zusammenschluss würde ein neuer Mobilfunkriese in den USA entstehen mit mehr als 100 Millionen Kunden. Erst vor wenigen Jahren war die Übernahme von T-Mobile durch AT&T am Einspruch der Aufsichtsbehörden gescheitert.

Als junger Computerfreak war Niel einer der frühen Protagonisten des in Frankreich legendären Minitel, des französischen Vorläufers des Internets. Mit "Minitel rose" offerierte Niel dort ein spezielles Angebot - einen Erotik-Chat für einschlägig Interessierte. 1999 gründete Niel die Iliad-Tochter Free, mit der er von 2012 an den französischen Telekommunikationsmarkt erschütterte. Das Billigangebot von Free sorgte für einen Preiskampf auch unter den französischen Riesen SFR, Bouygues und France Télécom. Inzwischen hat Free knapp 13,7 Millionen Kunden.

Lange Zeit haftete Niel das Schmuddel-Image des Rotlicht-Anbieters an, 2004 saß er wegen Verdachts der Zuhälterei sogar einen Monat in U-Haft. Spätestens seit 2010 hat sich das geändert. Gemeinsam mit anderen Investoren rettete er "Le Monde ", die führende Tageszeitung kommt einem Nationalheiligtum gleich.

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