Autofabriken verändern sich bald völlig

Schiffweiler · Die Autowerke erlauben schon in den kommenden Jahren eine deutlich individuellere Produktion von Fahrzeugen. Den Möglichkeiten sind kaum noch Grenzen gesetzt, wie beim Siemens-Wirtschaftsforum deutlich wurde.l

. Die Automobilproduktion von morgen wird mit den Montagebändern von heute wie etwa bei Ford in Saarlouis nicht mehr viel gemeinsam haben. Vielfalt und Komplexität der Fertigung werden weiter zunehmen, der Kunde kann künftig unter einer unendlich größeren Zahl von Kombinationsmöglichkeiten und Modellvarianten wählen als es heute schon möglich ist. Es wird das ,,Auto à la carte" geben.

Deshalb werden sich Auslegung und Produktionsarchitektur in den Autowerken ändern. "Ein neues Autowerk nochmals so zu bauen wie bisher, macht angesichts der steigenden Komplexität keinen Sinn mehr", sagte Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart, beim "Siemens Wirtschaftsforum". Es fand vor Saar-Unternehmern an einem traditionellen Ort statt, der Ausstellung "Das Erbe" in Schiffweiler /Landsweiler- Reden. Die Zukunft im Autobau steht unter dem Motto "Industrie 4.0", kurz gesagt der vierten industriellen Revolution nach der Mechanisierung, der Elektrifizierung und der Einführung von Elektronik und Informationstechnologien (IT) in die Produktion. "Der Idealfall für einen Autohersteller wäre, alle Modelle in einer einzigen Fabrik zu bauen", sagte Bauernhansl. Das sei aber gegenwärtig noch Zukunftsmusik. Die wird aber beim jüngst in Stuttgart gestarteten Projekt Arena 2036 schon getestet, wo die künftige Autoproduktion erforscht wird. "Industrie 4.0 heißt, Menschen, Maschinen und Computer wachsen mehr zusammen, reale und virtuelle Welt werden miteinander verbunden", betonte Siemens-Deutschland-Chef Rudolf Martin Siegers. Noch ist "Industrie 4.0" vielfach Vision, aber der Umwandlungsprozess hat in vielen Fabriken schon begonnen. Bauernhansl und Siegers rechnen bis zum Endausbau mit einem Zeitraum von bis zu 20 Jahren: "Es wird eine Evolution, keine Revolution. Kein Unternehmen wird 4.0 allein schaffen." Es betreffe die gesamte Wirtschaft, vom Mittelständler bis zum Riesenkonzern.

"Industrie 4.0" werde auch an die Mitarbeiter in den Fabriken neue Anforderungen stellen. Einfache Tätigkeiten verschwinden, der Mensch wird mehr als Gestalter arbeiten. Mit "Industrie 4.0" hätten die deutschen Unternehmen die Chance, ihren weltweiten technologischen Vorsprung noch weiter auszubauen, so das Fazit des Siemens-Forums.

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