Völklingen kämpft mit den Bergbau-Folgen

Völklingen · Der Bergbau in Völklingen ist beendet. Aber nicht seine Folgen. Das Grubenwasser wird ansteigen. In Fürstenhausen geht es um ein neues Ortszentrum. Und in Luisenthal um eine Zukunftsperspektive.

 Die Uhr am Luisenthaler Bahnhof ist bereits vor Jahren stehen geblieben. Und Stillstand herrscht auch auf der früheren Tagesanlage, die den ganzen Stadtteil prägt. Foto: Jenal

Die Uhr am Luisenthaler Bahnhof ist bereits vor Jahren stehen geblieben. Und Stillstand herrscht auch auf der früheren Tagesanlage, die den ganzen Stadtteil prägt. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Mit dem Bergbau-Ende im Juni 2005 sind über 3000 wohnortnahe Arbeitsplätze im Bergwerk Warndt-Luisenthal weggebrochen. Und dies traf auch die Zulieferbetriebe und Gewerbetreibenden im Umfeld bis hin zum Bäcker. Der Arbeitsmarkt hat sich, sagt Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), von diesem Rückschlag immer noch nicht erholt. Obwohl zum Beispiel im Gewerbepark Ost früheres RAG-Gelände erfolgreich einer neuen Verwendung zugeführt wurde.

Lorig war nie ein prinzipieller Gegner des Bergbaus, plädierte aber stets für schonendere Methoden. "Man hätte in Völklingen nicht mehr einen ganzen Stadtteil aufs Kreuz legen müssen", sagt er mit Blick auf Fürstenhausen, wo praktisch jedes Haus getroffen wurde. "Der Bergbau ist beendet, aber mit den Folgen haben wir noch sehr lange zu tun."

Lorig meint damit unter anderem den Anstieg des Grubenwassers: "Zur Zeit laufen die Pumpen auf Luisenthaler Seite noch. So lange dort Gas gefördert wird, haben wir noch relative Ruhe." Die Stadt hat Gutachten in Auftrag gegeben. Laut diesen können von Wehrden bis Fenne punktuell Vernässungen auftreten. Ein Frühwarnsystem mit Messstellen ist bereits auf den Weg gebracht. Ansonsten, so Lorig, werde die Stadt bei den Genehmigungsverfahren auf Landesebene darauf bestehen, "dass alles sehr sauber und transparent zugeht". Was auch eventuelle Altlasten in den Stollen betreffe.

Der Wiederaufbau in Fürstenhausen ist auf Lorigs Sicht auf einem guten Weg: "Die neue Dorfmitte ist gesichert." Der jetzt laufende erste Schritt, Sanierung des Fußballplatzes samt Verlegung des Clubheims, sei bereits seit dem Haushalt 2010 voll finanziert. Hier würden die 350 000 Euro, die die RAG als Entschädigung gezahlt habe, mit eingebracht. Die Sportplatz-Maßnahme sei Voraussetzung für den zweiten Schritt, der sich nahtlos im anliegenden Gelände anschließe: den Bau eines Festplatzes und eine Parkanlage mitsamt einem allgemein zugänglichen Multifunktions-Spielfeld. Dieses Vorhaben werde mit 1,1 Millionen Euro kalkuliert bei einem städtischen Eigenanteil von 366 000 Euro. Ein Zuschuss von 570 000 Euro sei bereits für 2015 bewilligt, so dass noch dieses Jahr erste Maßnahmen starten könnten.

Dagegen ist Luisenthal derzeit aus Sicht des Oberbürgermeisters das große Sorgenkind der Völklinger Politik. Die frühere Grube vor Ort wurde in einem offiziellen Gutachten als einer von vier Premium-Standorten im Saarland benannt. In dem Stadtteil herrscht aber Stillstand, seit sich die RAG vom Plan verabschiedete, dort einen großen Energiepark zu errichten. Eine Lenkungsgruppe zusammen mit der RAG hat ein Konzept erarbeitet, über das Lorig noch Stillschweigen wahrt: "Im Moment wollen wir mit dem Land abschließende Gespräche führen, wie weit es dieses Konzept mittragen und fördern kann."

Das dürfte noch ein Stück Arbeit werden, wie Lorig andeutet: "Eine 08-15-Gewerbefläche entspricht jedenfalls nicht der Qualität eines Premium-Standortes, und man kann einen Stadtteil mit 1600 Einwohnern nicht einfach hängen lassen." Lorig denkt an Wahrung der Erinnerungskultur einschließlich Gedenken an das große Grubenunglück von 1962, Naherholung auf einer allgemein zugänglichen Halde und Ansiedlung hochwertiger Technologie, zum Beispiel im Bereich neuer Energie, auch in Form von Forschungseinrichtungen. Gerade hier stehe auch zur Debatte, Völklingen einen Anteil an den zehn Millionen Euro zukommen zu lassen, die von der RAG-Stiftung jährlich ins Land flössen.

Lorig hat sich hier einen Zeitpunkt gesetzt:: "Ende der großen Ferien wollen wir das Ganze zum Finale bringen." Das Konzept solle dann Ende August vorgestellt werden.

< Die Serie wird fortgesetzt.

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