Sie halten die Erinnerung wach

Völklingen · Stolpersteine erinnern in Völklingen an Opfer des Nazi-Terrors. Am Sonntag hat die Gruppe, die die Gedenksteine initiiert hat, sie wieder geputzt – um das Gedenken aufzufrischen und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

 Stolperstein-Putz in Völklingen, von links: Peter Spaniol, Ulrike Krüger, Edmund Barth, Caroline Conrad, Doris Frey, Tesfaldet Tesfaselassie, Dieter Blaesy, Mohamed Ahmed Kefira und Walter Barth. Foto: Jenal

Stolperstein-Putz in Völklingen, von links: Peter Spaniol, Ulrike Krüger, Edmund Barth, Caroline Conrad, Doris Frey, Tesfaldet Tesfaselassie, Dieter Blaesy, Mohamed Ahmed Kefira und Walter Barth. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Schwarze Patina hat sich über den Stolperstein aus Messing gelegt, der in der Moltkestraße an Josef Schirra erinnert. Der wurde 1941 von den Nazis nach Dachau deportiert und im Juni 1942 in Mauthausen ermordet. Dies verrät die Gravur. Buchstaben und Zahlen waren zuletzt aber kaum noch zu entziffern - der Patina wegen. Zeit also, den Gedenkstein zu reinigen. Das erledigen die Mitglieder des Aktionsbündnisses Stolpersteine/Frieden in Völklingen stets am 8. Mai. "Ja, wir haben den Tag des Kriegsendes zum Anlass dafür genommen", sagt Bündnissprecherin Caroline Conrad.

Etwa ein Dutzend Männer und Frauen ist dabei. Ein bisschen Politur auf ein Schwämmchen, und nach weniger als einer Minute ist die Patina zu einem schwarzen, flüssigen Film geworden. Noch ein paar Spritzer mit der mitgebrachten Wasserflasche hinterher, und der Stolperstein funkelt wieder wie neu. Dunkel ist jetzt nur noch die Gravur und die Inschrift ist wieder mühelos zu lesen. Fehlt nur noch frischer Blumenschmuck: Selbstverständlich eine weiße Rose, seit jeher Symbol für den Widerstand gegen das Nazi-Regime.

In Völklingen erinnern 27 Stolpersteine und eine Stolperschwelle an Opfer des Faschismus - Juden , Widerstandskämpfer, Zwangsarbeiter, Behinderte. Die meisten davon hat die Völklinger Gruppe in der Innenstadt gesäubert. Die Ausnahme bildet der Stolperstein am Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) für den einstigen Schüler Fritz Lieser: Den haben jetzige Gymnasiasten geputzt. Um die Stolpersteine in den Stadtteilen außerhalb haben sich Bündnismitglieder aus den jeweiligen Orten gekümmert.

Conrad mahnt: "Wie wichtig es ist, gegen Rassismus und Intoleranz aktiv zu werden, zeigen die enormen Stimmengewinne für die AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen , Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg." Gleichzeitig soll die Aktion zum Ausdruck bringen, dass die nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhobene Forderung "Nie wieder Krieg" auch heute noch aktuell ist - Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Krieg und Terror. "Viele von ihnen leben in Völklingen und brauchen unsere Solidarität", sagt Conrad. Deshalb freut sie sich, dass sich auch zwei junge Leute an der Aktion beteiligen, die aus Eritrea nach Völklingen geflüchtet sind. "Mohammed Ahmed Kefira ist Moslem, Tesfaldet Tesfaselassie ein Christ", stellt Conrad sie vor. ."Wir besuchen regelmäßig die Treffen im Café Valz. Als wir von der Aktion hörten, war klar: Da machen wir mit", sagt Tesfaselassie.

Nach erledigter Putzaktion hat sich die Gruppe noch auf den Weg nach Forbach gemacht, zum interreligiösen Gebet. Seit mittlerweile 21 Jahren beten Juden , Christen, Muslime, Buddhisten und Menschen guten Willens von beiden Seiten der Grenze für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen und Nationen.

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