Sie sind auf den Hund gekommen

Völklingen · Sie haben Macken wie die Menschen, vertreiben Alleinlebenden die Einsamkeit, sind anhänglich und meistens gehorsam. Hunde sind für ihre Besitzer oft unverzichtbare Begleiter.

 Der Schnauzermix Sam von Monika Roth hat einige gesundheitliche Probleme. Für einen Ball vergisst der Senior aber alles. Foto: Fertsch

Der Schnauzermix Sam von Monika Roth hat einige gesundheitliche Probleme. Für einen Ball vergisst der Senior aber alles. Foto: Fertsch

Foto: Fertsch

Monika Roth hat jetzt schon Angst vor dem Moment, wenn ihr Schnauzermix Sam - heiß geliebt von der Familie - das Zeitliche segnet. 13 Jahre alt ist der Vierbeiner und hatte ein schlimmes Schicksal, bevor er von den Roths adoptiert wurde. "Der Rücken vom Nacken bis zum Schwanz wurde kaputt geschlagen. Das Gebiss ist nicht richtig ausgebildet, weil er als Welpe nicht genug zu fressen bekam. Wer macht so was?", fragt die Völklinger Ortsvorsteherin. Dafür hat Sam verstanden, dass er jetzt ein gutes Leben führt. Für das flüssige Ei unter Brot gemengt, das er jeden Samstag bekommt, und für andere Wohltaten bedankt er sich bei seinem Frauchen mit einem Stupser in die Armbeuge.



Die innige Beziehung zu einem Tier erlebt Monika Roth auch in ihrer Nachbarschaft. Sie kenne einige, oft auch ältere Herrschaften, die sich das Geld für ihren Hund buchstäblich vom Mund absparen. "Vor allem, seit die Verwaltung die Hundesteuer erhöht hat." Monika Roth ist mit der Entscheidung nicht glücklich, das sei "etwas krass" gewesen. Immerhin konnte sie für die 2400 angemeldeten Völklinger Hundehalter "mit Unterstützung von Bürgermeister Bintz" durchboxen, dass die Steuer wenigstens in Raten gezahlt werden kann.

Vollwertiges Familienmitglied ist bei den Hilgers auf dem Heidstock die reinrassige Boxerhündin Molly von Santana. Die zehnjährige Hundedame ist ein ausgebildeter Schutz-, Gebrauchs- und Fährtenhund, wie Petra Hilgers stolz aufzählt. Alle Prüfungen habe Molly bestanden, Wettbewerbe gewonnen. Auch in Sachen Schönheit hat die Hundelady die Schnauze vorn. Würde man ihren Status mit einem Wettbewerb für Zweibeiner vergleichen, käme sie fast an den Tiel einer "Miss Germany " heran. Sogar in einem Kurzfilm spielte Molly mit: "Rauchzeichen" wurde für SWR und Arte auf dem Gelände der Völklinger Hütte gedreht.

Noch immer stehen die Hilgers unter dem Eindruck eines traurigen Erlebnisses vor drei Jahren: Von acht Welpen, die Molly geworfen hatte, starben sieben. "Fünf auch noch an Weihnachten", erinnert sich Petra Hilgers. Seitdem hat sie, nach vier Würfen Mollys, die Hundezucht aufgegeben. Das Hundebaby, das überlebt hatte, übernahm ihre Tochter.

Molly wird verwöhnt, darf aber längst nicht alles. "Am Tisch betteln gibt es nicht", berichtet Frauchen . Dafür bekommt Molly an ihrem Geburtstag einen halben Kringel Lyoner über den Tag verteilt.

Spür- und Wachhunde

Kreisjägermeister Heiner Kausch hat eher ein sachliches Verhältnis zu seinem vierjährigen Terrier Ludwig: "Er ist mein Kollege, mein Partner." Ludwig liegt in der Anwaltspraxis von Herrchen direkt hinter dem Schreibtisch, wartet jeden Mittag auf seinen Spaziergang und begleitet seinen "Rudelchef" auch in den Wald. Ausgebildet ist Ludwig als Nachsuchhund. Der eingesetzt wird, wenn Rehe oder Schwarzwild krank oder angeschossen aufzuspüren sind. Er spiele aber in der Amateur-Liga, versichert Kausch. "Ich vermenschliche ihn nicht. Er bekommt deshalb auch keine Geschenke. Weil er als Hund ja nicht weiß, was ein Ehren- oder Geburtstag ist."



Auch Pia Altpeter-Krämer ist längst auf den Hund gekommen. Die Vorsitzende zweier Hundevereine - des Polizei- und Gebrauchshunde-Sportverein Großrosseln "Am Sumpen" und der Ortsgruppe Großrosseln im Verein für Deutsche Schäferhunde - ist Frauchen von Untox vom Drei Birkenzwinger. Der Fünfjährige leidet erblich unter einer Dysplasie an den Ellbogengelenken, einer Fehlbildung: An den Gelenken sitzt kein Knorpel, der die Knochen abpolstert. Verzärtelt wird er trotzdem nicht. Untox lebt weitgehendst im Zwinger, bekommt eingeweichtes Trockenfutter in den Fressnapf und allenfalls ein Schafsohr oder eine Rindersehne, wenn er zu Gast im Haus ist und ihm dann der Zwinger wieder schmackhaft gemacht wird. "Er ist ein Wachhund", erklärt sein Frauchen .

Jeanette Henkel hat aus ihrer Berufung einen Beruf gemacht. Seit knapp 30 Jahren lebt und arbeitet sie mit Hunden zusammen. Im Jahr 2011 hat sie in Ludweiler die Hundeschule "Warndt-Tatzen" eröffnet. "Drei Mitbewohner bilden bei mir zu Hause ein kleines Rudel: der zehnjährige Paule, ein Malinois-Boxer-Mix, die siebenjährige Chantalle, ein Großer Schweizer Sennenhund, und der dreijährige Athos, ein Eurasier." Ihr Kredo: Nicht nur die Liebe zum Hund, sondern auch die artgerechte Erziehung und Auslastung sind wichtig. "Und das ein Hundeleben lang, was vor der Anschaffung eines Hundes überlegt sein sollte."

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Hintergrund Kein Verständnis hat Ortsvorsteherin Monika Roth für Hundehalter , die ihre Tiere ihr Geschäft verrichten lassen und es nicht entsorgen. Ihr Weg mit Schnauzermix Sam führt sie oft durch die Freiliggrathstraße: "Dort liegen Haufen auf dem Gehweg." Dabei gebe es überall Tütenspender. Eines findet Roth seltsam. Immer wieder werde ihr berichtet, es gebe keine Tüten in der Vorrichtung. red

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 Ein bildhübscher Kerl: Schäferhund Untox. Foto: Altpeter-Krämer

Ein bildhübscher Kerl: Schäferhund Untox. Foto: Altpeter-Krämer

Foto: Altpeter-Krämer
 Die zehnjährige Mona von Santana posiert mit ihrem Herrchen Klaus Hilgers vor dem Domizil der Familie. Foto: jenal

Die zehnjährige Mona von Santana posiert mit ihrem Herrchen Klaus Hilgers vor dem Domizil der Familie. Foto: jenal

Foto: jenal
 Jeanette Henkel sorgt dafür, dass ihr lebhaftes Rudel genug Auslauf hat, hier, von links, Chantalle, Paule und Athos. Foto: Warndt-Tatzen

Jeanette Henkel sorgt dafür, dass ihr lebhaftes Rudel genug Auslauf hat, hier, von links, Chantalle, Paule und Athos. Foto: Warndt-Tatzen

Foto: Warndt-Tatzen

Auf einen Blick Die Hundesteuer wurde in Völklingen Anfang diesen Jahres um satte 30 Prozent erhöht. Für den ersten Hund kostet sie jetzt 96 Euro statt 72 Euro jährlich, für den zweiten Hund 144 statt 108 Euro und für jeden weiteren Hund 216 statt 168 Euro. red

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