„Tierschutz hat erste Priorität“

Völklingen · Parasitenbefall zwingt die Völklinger Fischzucht, Wolfsbarsche zu töten (die SZ berichtete). Hätte man nicht vorbeugen können?, haben Kommunalpolitiker gefragt. Wir haben die Frage weitergereicht an Johannes Weber von der Firma FMC, die seit Herbst 2014 die Stadtwerke berät.

"Der Parasit ist mit den Setzlingen in die Anlage gekommen", sagt Johannes Weber, "das ist ganz klar." Denn die Parasiten , die jetzt Probleme bereiten - Kiemenwürmer -, könnten ohne Wirt, also ohne Fisch, gar nicht überleben. Bei der Eingangskontrolle seien die Setzlinge wie üblich untersucht worden. Ohne Befund. Offenbar hätten nur einige wenige Tiere den Parasiten in sich gehabt. Und da jede Fisch-"Kohorte" aus 100 000 Setzlingen bestehe, sei es unmöglich, beim Check einzelne befallene Fische zu finden: "Das ist eine Nadel im Heuhaufen."

Festgestellt habe man den Parasiten erstmals am 15. Juni. Kurz zuvor war es heiß geworden, Außentemperaturen von 30 Grad. Das fördere den Parasiten , sei zugleich Stress für Fische , und der schwäche ihr Immunsystem, sagt Weber. Hinzu komme das Alter der Tiere: 20 oder sogar 24 Monate schwammen die betroffenen Wolfsbarsche bereits im Becken, 13 Monate seien nur vorgesehen.

Gestützt auf die Erfahrung, dass die Tiere 2014 noch größere Hitze mühelos überstanden haben, und auf tierärztlichen Rat habe das Team das Problem zunächst in den Griff bekommen. Doch in der vorigen Woche habe sich die Lage zugespitzt - so schnell, dass keine Zeit blieb für eine weitere Kur. Man habe fürs Abfischen entscheiden müssen, rasch, um den Tieren Leid zu ersparen. "Tierschutz und auch Verbraucherschutz haben allererste Priorität", sagt Weber. Am Donnerstag seien die letzten Fische aus dem Becken geholt worden. Dann werde erstmal "ozonisiert", also desinfiziert.

Informationen an den Aufsichtsrat seien da erstmal zweitrangig gewesen. Obwohl man das besser hätte machen können: "Wir haben schlicht nicht dran gedacht", räumt Weber ein. Der Aufsichtsrat werde aber noch ordnungsgemäß informiert. Das sei unabdingbar. Auch, weil die Notschlachtung den Verkaufserlös für die Anlage mindere.

Immerhin, das Konzept der Anlage - getrennte Becken mit je eigenen Wasserkreisläufen - habe sich bewährt. Die Fische in den anderen Becken seien frei von Kiemenwürmern. Anders übrigens als Fische im Meer: Die trügen diesen Parasiten so gut wie alle in sich. Und könnten normalerweise gut mit ihm leben.

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