Helm auf zur Meditation

Völklingen · Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte kann man neuerdings, als sinnige Ergänzung zur „Buddha“-Kunstausstellung, mit Gebrauchsanleitung meditieren. Wie auf dem echten Lebensweg gilt aber auch auf dem „Pfad der Erkenntnis“: Man kriegt nichts geschenkt.

 Zur Eröffnung begleiteten buddhistische Mönche des Wat Somdej Buddhahauses in Waldhölzbach die Besucher auf dem „Pfad der Erkenntnis“. Hier die Station 4: „Das Tun“. Foto: Oliver Dietze

Zur Eröffnung begleiteten buddhistische Mönche des Wat Somdej Buddhahauses in Waldhölzbach die Besucher auf dem „Pfad der Erkenntnis“. Hier die Station 4: „Das Tun“. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Wege zur Erkenntnis" dürfte es so zahlreich geben wie "zur Traumfigur" oder "zum Lottoglück". Am Donnerstag ist ein weiterer hinzugekommen: der "Pfad der Erkenntnis" im Weltkulturerbe Völklinger Hütte . Selbst Halbweise ahnen es: Auch hier kriegt man nichts geschenkt - aber immerhin auch nichts versprochen und, sogar im wahren Wortsinn, nichts vorgemacht. Das Ganze versteht sich als Einladung zur Meditation über das eigene Dasein, und zwar in der Kulisse der riesigen Maschinen und Bauwerke. Was im Einzelnen dabei herauskommt, hängt von Bereitschaft und Stimmung ab. Man muss sich darauf einlassen und die Ergebnisse selbst erarbeiten. Es ist keine Schau, sondern eine Gelegenheit.

Der "Pfad der Erkenntnis" versteht sich als Begleitangebot zur Kunstausstellung "Buddha". Die thematische Nähe scheint augenfällig, und wie von den Völklinger Verantwortlichen versichert wird, wurde der Pfad "in Kooperation mit dem Tibethaus Deutschland" in Frankfurt entwickelt. Zur Eröffnung war der in Waldhölzbach bei Losheim lebende Mönch Phaiboonkit Silaphong anwesend.

Der Besucher macht sich, wie er es sich bei einem Mönch vorstellt, auf den Meditationsweg mit acht Stationen. Sie bringen auf je einer Tafel mit wenigen Sätzen eine "buddhistische Weisheit" nahe ("Vollkommene Anschauung ist immer voller Güte und friedvoll") und geben eine Handlungsempfehlung. Der erste Rat lautet meist, sich auf eine der eigens aufgestellten Bänke zu setzen und von dort dieses und jenes zu betrachten ("...die Linien der Muster in den Steinfeldern"). Die Stationen sind gut ausgeschildert und mit blauem Teppichboden und teilweise Gebetsfahnen adrett arrangiert. Bis auf die Erste (in der Gebläsehalle) liegen sie weit verstreut im Freien.

Mit auf die Reise nimmt man ein persönliches Ziel, das mit einem Bleistift auf einen weißen Stein zu schreiben ist. Am Eröffnungstag haben die meisten Leute, einer entsprechenden Empfehlung folgend, Zustände wie "Glück", "Stärke" oder "Gelassenheit" notiert, gern auch "Friede", wogegen konkrete Wünsche wie "Sechser im Lotto" wohl als unschicklich gelten und der Selbstdisziplin geopfert werden. "Blutdruck 135:75" wäre vielleicht ein angemessener Mittelweg zwischen Erdverbundenheit und Utopie. Übrigens ist es nicht verkehrt, einen kleinen Stein den großen vorzuziehen, denn sie sind von abfärbender Weißheit und man soll sie ja bis zum Ende des Weges in der Hand tragen und erst an Station 8 ablegen, sofern man sein Ziel in erreichbarer Nähe ahnt (schon deshalb taugt der "Lottogewinn" nicht).

Station 5 schlägt doppelt aus der Reihe: Sie befindet sich in 30 Metern Höhe über den Hochöfen und ist nicht für jeden leicht erreichbar. Sie ist auch die einzige, bei der ein Helm zu tragen ist. Da man den Kopfschutz auf den weiteren Pfad mitnimmt, aber vielleicht nicht tragen will, fehlt eine freie Hand (in der anderen ist ja der Stein). Das kann die Andacht stören. Empfehlung: direkt von Station 4 zu Station 6 gehen und die Station 5 als Sonderprüfung am Ende dranhängen.

Wie Pilger ihre Pilgerstempel sammeln, so drückt sich der Völklinger Erkenntnispfadfinder an jeder der acht Stationen selbst einen Stempel in seinen immerhin DIN-A-3 großen "Meditationspass", den er ebenfalls mitführt. Am Ende hat er einen Nachweis über die idealerweise vollständig bewältigte Strecke. Das Meditationsziel ist natürlich auch ohne diese Planerfüllung (und wohl auch ohne Stein) zu erreichen, das Stempeln kann allerdings der Selbstdisziplinierung dienen und macht hernach bei den Daheimgebliebenen was daher.

Am ersten Tag war wohl Station 7 so etwas wie der Lieblingsort. Hier darf man eine Klangschale anschlagen. Außerdem liegt sie in einem Kamin, aus dem man direkt in den Himmel guckt und schöne Gedanken haben kann. An Station 4 kann man Räucherstäbchen anzünden. Nach etwa drei Kilometern Weg und zwei Stunden weiß man, ob der Pfad zumindest teilweise "angeschlagen" hat oder ob man zur Vervollkommnung vielleicht nochmal losgehen sollte. So oder so gibt es zum Ende als Belohnung einen Tee.

"Pfad der Erkenntnis", Meditieren im Weltkulturerbe Völklinger Hütte , täglich 10 bis 19 Uhr.

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