Wie ein Nichtleser zur Leseratte wurde

Völklingen · In der Völklinger Gemeinschaftsschule Sonnenhügel gab es für die Fünft- und Sechstklässler dieser Tage eine besondere Unterrichtsstunde. Der Jugendbuchautor Stefan Gemmel las aus seinen Büchern und erzählte vom Schriftsteller-Alltag.

 Stefan Gemmel hat bei seiner Lesung in der Völklinger Gemeinschaftsschule Sonnenhügel keine Mühe, die Aufmerksamkeit der Sechstklässler zu gewinnen – sie hören gebannt zu. Foto: Jenal

Stefan Gemmel hat bei seiner Lesung in der Völklinger Gemeinschaftsschule Sonnenhügel keine Mühe, die Aufmerksamkeit der Sechstklässler zu gewinnen – sie hören gebannt zu. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Begrüßung ist freundlich. "Guten Morgen, Herr Gemmel!", rufen die Sechstklässler der Völklinger Gemeinschaftsschule Sonnenhügel. Bevor der Autor seine neue Mystery-Geschichte vorstellt, will er die Zuhörer kennenlernen. In der gemütlichen Bibliothek zeigt sich schnell: Bei den Schülern steht Sport höher im Kurs als Mathe oder Deutsch. Einige schmökern fast jeden Tag, andere mögen keine Bücher.

"Ich war der absolute Nichtleser", verrät Stefan Gemmel mit Blick auf seine eigene Kindheit. Doch in der siebten Klasse kam die Wende. Die neue Lehrerin war nicht nur sehr nett, sie brachte auch jeden Morgen eine dicke Tasche voller Bücher mit. Eines Tages griff Gemmel zur "Schatzinsel". Er verschlang das Werk in einem Rutsch. Und wurde zur Leseratte.

Heute ist Gemmel Kinder- und Jugendbuchautor. Er lebt und arbeitet in Lehmen an der Mosel, seine Bücher wurden in 19 Sprachen übersetzt. Der sympathische Besucher kann nicht nur spannend schreiben, sondern auch anschaulich erzählen. Die Jungs und Mädchen hängen an seinen Lippen, schnell werden die Figuren beim Vorlesen lebendig. Zwischendurch plaudert der Schriftsteller aus dem Nähkästchen und erklärt, wie die Geschichte rund um den Hauptdarsteller Rouven entstanden ist.

400 Seiten mussten in zehn Wochen zu Papier gebracht werden. Beim Joggen im Wald hatte er gute Einfälle. Doch Stefan Gemmel musste sich nicht nur um die Story kümmern. Er berichtet von Diskussionen über den Buchnamen und das Titelbild. Und die Frage nach dem Verdienst bleibt auch nicht unbeantwortet. An den rund neun Euro, die der "Sichelmond" im Handel kostet, wollen der Verlag, die Illustratorin sowie Buchhändler, Buchdrucker und Buchbinder mitverdienen. Pro verkauftem Exemplar bleiben für den Autor 50 Cent.

Deshalb verdient Gemmel auch mit Lesungen Geld. Die Autogrammkarten, die er am Ende vereilt, gibt's für die Schüler natürlich gratis. Gegen halb zehn Uhr am Donnerstagvormittag verabschieden sich die zufriedenen Sechstklässler. Nach der Pause steht für Gemmel die Lesung mit den Fünftklässlern auf dem Stundenplan.

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