Einander verstehen lernen

Völklingen · Sie sollen sich gegenseitig besser kennenlernen – Sitten, Bräuche und Feste. Während eines Projektunterrichtes am BBZ entstanden gemeinsame Plakate von Schülern einer Friseur- und einer Flüchtlingsklasse rund um die unterschiedlichen Kulturen.

 So bunt wie die Herkunftsländer und Hautfarben der Schüler waren die Plakate. Foto: Thomas Seeber

So bunt wie die Herkunftsländer und Hautfarben der Schüler waren die Plakate. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Die Lehrer Frank Müller und Julia Neumeyer des Berufsbildungszentrums (BBZ) Völklingen hatten sich für die Schüler einer Friseur- und einer Flüchtlingsklasse etwas Besonderes ausgedacht - im Rahmen eines Projektunterrichtes sollten sie sich über ihre Kulturen austauschen und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf Plakaten festhalten. Und das taten die 40 Schüler in den vergangenen vier Wochen jeden Freitag in der fünften Stunde. Aufgeteilt in neun gemischte Gruppen unterhielten sich die Schüler aus Eritrea, Syrien und Deutschland über Sitten, Feste und Bräuche ihrer Kulturen und schrieben ihre neuen Erkenntnisse nieder.

Die Gestaltung der Plakate war den Schülern frei überlassen, so schmückten bei der Präsentation unter freiem Himmel auf dem Schulhof teils ausgedruckte Fotos, teils Flaggen und Papierschnipsel die Papierbögen. Auf einigen Plakaten klebten Bilder von Weihnachtsbäumen und von Familien beim Fastenbrechen im Ramadan. Andere waren bunt verziert: "Die verschiedenen Farben stehen für die Hautfarben, die es auf der Welt gibt", erklärte eine Schülerin. Zu den Themen, die die jungen Menschen aufgriffen, gehörten beispielsweise die verschiedenen Weihnachtsbräuche, das Zuckerfest und das Oktoberfest sowie der Umgang mit Homosexualität - in Eritrea und Syrien wird Homosexualität mit jahrelangem Freiheitsentzug bestraft, unvorstellbar für die deutschen Schüler .

Auch das Thema Hochzeit offenbarte große Unterschiede. Während in Deutschland jeder frei wählen darf, wen und ob er heiraten möchte, sucht in Syrien der Vater eine Braut für seinen Sohn aus. Erst nach der Hochzeit dürfen die Mädchen von Zuhause ausziehen, müssen dann im Elternhaus ihres Mannes wohnen und sind dort für den Haushalt zuständig. In Eritrea ist nur die kirchliche Hochzeit rechtsgültig, während in Deutschland der Gang zum Standesamt vorgeschrieben ist.

"Am Anfang des Projektes waren die Schüler sehr skeptisch", berichtete Müller. Und manche waren es am Ende immer noch. Bei der Präsentation war spürbar, dass einige Gruppen eng zusammenarbeiteten, andere sich eher distanziert gegenüberstanden. Doch die meisten Schüler waren sich einig: Besser als normaler Unterricht sei das Projekt gewesen. Außerdem habe man einander näher kennengelernt, und vielleicht gebe es jetzt nicht mehr nur nach Herkunft getrennte Gruppen auf dem Pausenhof.

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