Regierung will bei G 8 nachbessern

Völklingen · Lehrer an Gymnasien sollen sich vor allem in der Mittelstufe stärker um einzelne Schüler kümmern können. Ein anderer Unterricht führe zu besseren Leistungen, so das Bildungsministerium. Die Opposition ist skeptisch.

Das Bildungsministerium hat nach jahrelanger Kritik von Eltern, Schülern und Lehrern am achtjährigen Gymnasium Nachbesserungen in Aussicht gestellt. Die für Gymnasien zuständige Referatsleiterin Kathrin Andres sagte am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion der Landtags-Piraten in Völklingen : "Wir nehmen die Argumente der Befürworter von G 9 schon ernst." Die Qualität von Bildung und Unterricht hänge aber nicht von der Anzahl der Jahre in der Schule ab.

Konkret will das Ministerium den Gymnasien vom nächsten Schuljahr an ein Programm mit dem Namen "Individuelle Lernbegleitung" anbieten. Dabei handele es sich, so das Ministerium, um ein "schülerzentriertes Unterrichtsentwicklungsprogramm für die Klassenstufe 5 bis 9 mit Schwerpunkt in der Mittelstufe".

Ziel sei es, dass Schüler im Unterricht besser individuell begleitet und gefördert werden. Denkbar sei zum Beispiel, dass Lehrer zu zweit in den Unterricht gingen, sagte Andres. Sie betonte, es gehe nicht um zusätzliche Unterrichtsstunden für die Schüler , sondern um eine qualitative Veränderung des Unterrichts. Die Lehrer sollen für diese Aufgaben qualifiziert werden und sich in einem professionellen Netzwerk austauschen, auch mit externen Experten. Schulen können sich in dem Programm laut Ministerium für die Fächer Mathematik, Deutsch, Französisch oder in den Naturwissenschaften (Chemie, Biologie und Physik) bewerben.

Die weitere "Professionalisierung" der Lehrer in puncto individuelle Betreuung - so die Erwartung des Bildungsministeriums - werde zu einer Veränderung des Unterrichts führen, und diese werde wiederum bessere Schülerleistungen zur Folge haben. "Diese Wirkungskette ist belegt", sagte Andres. Die Schulen sollen dazu mehr Lehrerstunden erhalten. Die Details will das Ministerium nach Ostern bekanntgeben.

Die Linke reagierte zurückhaltend: "Ein Förderprogramm und Lernbegleitung sind gut und schön, beheben das Problem G 8 aber nicht, das für viele Schülerinnen und Schüler zu erheblichem Stress und Druck führt", sagte die Bildungspolitikerin Barbara Spaniol . Nötig bleibe die grundsätzliche Wahlfreiheit zwischen G 8 und G 9 auch am Gymnasium und eine weitere Stärkung der Gemeinschaftsschulen. Klaus Kessler (Grüne) sagte, das Förderprogramm werde wirkungslos bleiben, solange Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) an seinem strikten Sparkurs im Bildungsbereich festhalte. Allein in diesem Haushaltsjahr streiche die Landesregierung 18 Stellen für Gymnasiallehrer.

Die Piraten-Abgeordnete Jasmin Maurer teilte mit, die angekündigten Verbesserungen werde die Kritik am jetzigen G 8 nicht beseitigen. "Damit mindert man zwar den Lerndruck in diesen Fächern, weitere heftige Kritikpunkte wie fehlende Zeit für Hobbys und Freizeitgestaltung, (...) bleiben nach wie vor bestehen."

"Mit dem G 8, so wie es im Saarland läuft, sind wir als Schüler nicht zufrieden, aber es gibt Länder wie Sachsen und Thüringen, wo G 8 funktioniert", sagte der Sprecher der Landesschülervertretung, Florian Weimann. Er verlangte eine Reform des Lehrplans und einen Bildungsgipfel mit Minister Commerçon. "Wir wollen Schulfrieden auf Dauer", gab er als Parole aus: "Dazu brauchen wir eine Überarbeitung der gymnasialen Oberstufe und des G 8". Eine Rückkehr zu G 9 lehnte die Landesschülervertretung ab.

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