Stadtwerke: Hoffnung auf Pump

Völklingen · Die Völklinger Stadtwerke können gerettet werden, sagt der Sanierungsgutachter. Voraussetzung sind aber weitere Millionenkredite und rasche Stadtrats-Entscheidungen über den künftigen Kurs.

 Von der früheren Goldgrube zum Sanierungsfall: Bürgermeister Wolfgang Bintz und Co-Geschäftsführer Christian Glaser wollen die Völklinger Stadtwerke aus der Krise führen. Foto: Jenal

Von der früheren Goldgrube zum Sanierungsfall: Bürgermeister Wolfgang Bintz und Co-Geschäftsführer Christian Glaser wollen die Völklinger Stadtwerke aus der Krise führen. Foto: Jenal

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Fast 240 Menschen arbeiten bei den Völklinger Stadtwerken. Um ihre Zukunft und die des städtischen Konzerns ging es gestern bei einer Pressekonferenz im großen Saal des Neuen Rathauses. Schlussfolgerungen aus dem Sanierungsgutachten sollten vorgestellt werden. Dementsprechend groß war der Medienauftrieb.

Die Stadtwerke sind bekanntlich durch die Meeresfischzucht in eine äußerst kritische Lage geraten. "Das Geld bei der Meeresfischzucht reicht bis Ende Februar, das bei der Holding voraussichtlich noch darüber hinaus", sagte Sanierungs-Gutachter Johannes Weber gestern. Die Zahlungsfähigkeit beruht im Moment bereits auf einem Notkredit von vier Millionen Euro, den die Saar-LB der Stadt gewährt hatte.

Der Gutachter von der Bremer Unternehmensberatungs-Firma FMC ist zu einer "günstigen Fortführungsprognose" gekommen, "sofern jetzt entschlossen gehandelt wird". Vom Stadtrat erwarte man nun in seiner Sitzung am 11. Februar "weitgehende Weichenstellungen", die man dann mit den Finanzierungspartnern besprechen müsse. Wie hoch die Kredite ausfallen, die auf den Stadtrat zukommen, konnte Weber gestern nicht sagen. Zur Abdeckung des Finanzierungsbedarfs gebe es nämlich verschiedene Möglichkeiten: Zunächst eine kurzfristige Lösung, die nur über die Stadt laufen könne, und langfristigere Alternativen. Konkrete Angebote könne man erst nach dieser Grundsatzentscheidung des Stadtrates einholen. Derzeit gilt der Stadtwerke-Konzern wegen fehlender Jahresabschlüsse als nicht kreditfähig. Dieser Zustand muss laut Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU ) schnell beendet werden: "Um für die nächsten zwei Jahre ein Testat zu kriegen, müssen wir die Finanzierung darstellen." Mit Bintz zusammen hat Christian Glaser, wie Gutachter Weber von der Firma FMC, die Geschäftsführung der Stadtwerke in der Krise übernommen. Glaser sagte, Bintz und er müssten "erst mal aus der Aufarbeitung der Altlasten auftauchen". Ziel sei, dass die Stadtwerke "zumindest eine schwarze Null" erwirtschafteten. Die Fischzucht, die jetzt ("aber nicht an den Erstbesten") verkauft werden solle, sei nicht das einzige Thema. Die Verkehrsbetriebe entwickelten sich wahrscheinlich noch stärker defizitär als bisher. Die Zeiten, zu denen noch jedes Jahr Weihnachten im Energiegeschäft gewesen sei, seien vorbei. Die Stadtwerke müssten sich von nicht notwendigen Immobilien und Randthemen trennen. Glaser nannte unter anderem das Parkhotel, den Catering-Service und den roten Doppeldeckerbus.

Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Jelinski versicherte bei der Pressekonferenz Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Ziel, "möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten". Der Betriebsrat habe bereits 2013 darauf hingewiesen, dass die Organisation bei den Stadtwerken "nicht in Ordnung" sei.

"Die Mitarbeiter dürfen nicht dafür bluten, dass anderswo katastrophale Fehler gemacht worden sind", bekräftigte Bintz. "Wir haben bei den Stadtwerken weder eine Führung noch eine Führungskultur vorgefunden", sagte Co-Geschäftsführer Christian Glaser. Man sei bereits "juristisch dabei, den Schaden einzufordern, der entstanden ist". Zwischenzeitlich reagieren aber auch die solchermaßen Kritisierten: Nach Ex-Geschäftsführer Jochen Dahm klagt nun laut Bintz auch Prokurist Ralf Schmitt gegen seine fristlose Entlassung.

Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ), seit langen Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke und Tochtergesellschaften samt Fischzucht, schwieg gestern. Er verfolgte die Pressekonferenz von den Zuhörerplätzen aus, während rund um ihn die Kameras liefen und die Verschlüsse der Fotoapparate klickten. Wolfgang Bintz ("ich kehre in mein Amt als Bürgermeister zurück") und Christian Glaser ("maximal bis zum 30. Juni") sehen sich derweil als Geschäftsführer auf Zeit. Der Zeit, die man braucht, um die Stadtwerke zurück in ein sicheres Fahrwasser zu bringen.

> : Weiterer Bericht.

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