Völklinger Woolworth-Gebäude: SPD und Linke fordern Aufklärung

Völklingen · Wie geht es weiter mit dem Woolworth-Gebäude? Der Oberbürgermeister weiß angeblich nichts. Linke und SPD im Stadtrat fordern mehr Informationen. Und es gibt eine Anzeige an die Kommunalaufsicht.

 Ein Teil des eingerüsteten Woolworth-Gebäudes ist mit transparenten Stoff-Bahnen verhüllt. Erkennbar sind die mit weißen Steinen zugemauerten Fensterfronten. Foto: Angelika fertsch

Ein Teil des eingerüsteten Woolworth-Gebäudes ist mit transparenten Stoff-Bahnen verhüllt. Erkennbar sind die mit weißen Steinen zugemauerten Fensterfronten. Foto: Angelika fertsch

Foto: Angelika fertsch

Die Geheimniskrämerei um das Woolworth-Gebäude in der Völklinger Rathausstraße geht weiter. Große Irritation löste bei den Stadtratsfraktionen der SPD und Die Linke die Tatsache aus, dass bereits die Fenster des Gebäudes zugemauert wurden und nun Platten aus Stein auf die Fassade aufgebracht werden. Das habe man aus der Zeitung erfahren müssen. Dabei komme unisono aus dem Rathaus die Auskunft wie schon im März und zuvor: "Pläne zur Fassadengestaltung liegen nicht vor."

Erik Kuhn, Fraktionschef der SPD im Stadtrat hat eine Anzeige an die Kommunalaufsicht verfasst wegen unterlassener Information. Er habe nicht gewusst, dass das Gebäude bereits im April 2015 verkauft worden sei. Ein Geheimnis werde auch aus dem neuen Eigentümer gemacht. "Wäre ich Oberbürgermeister, hätte ich den schon lange eingeladen und ihn gebeten, die Verwaltung über seine Pläne zu unterrichten." Kuhn selbst als Verfechter des Konzeptes, das Berufsbildungszentrum vom Bachberg in die City zu holen, hatte schon vor einem Jahr vorgeschlagen, das Woolworth-Gebäude neben ehemaliger Röchlingbank und dem benachbarten Kasino hinzuzukaufen. Damit hätte die Schule in der Innenstadt eine reelle Chance gehabt.

Auch der Fraktionsgeschäftsführer der Linken, Paul Ganster, wundert sich: Noch am 17. Mai im Ausschuss Innenstadtentwicklung sei von der Fassadengestaltung nichts bekannt gewesen. "Da es sich bei den Bauarbeiten (im Sanierungsgebiet der Stadt) um ein nicht geringfügiges Vorhaben handelt und es damit genehmigungspflichtig ist", fordert Ganster Aufklärung von Oberbürgermeister Klaus Lorig . Ganster plädiert zudem dringend für den Erlass einer Gestaltungssatzung für die Völklinger Innenstadt, ergänzt durch einen Gestaltungsbeirat.

Auf Nachfrage bei OB Klaus Lorig über seinen Pressesprecher kam am Donnerstagabend folgende Antwort: "Das Unternehmen hat uns kurzfristig mitgeteilt, dass das eigentliche Betontragwerk der Fassade schief ist und wohl zusätzlich bearbeitet werden muss. Wie letztendlich die Fassade gestaltet wird, ist derzeit noch nicht klar. Ziel sei aber weiterhin die schnellstmögliche Demontage des Gerüstes an der Gesamtfassade." In der Antwortmail enthalten war die Telefonnummer einer Karlsruher Firma, die das Gebäude betreut: Jedoch möchte die Geschäftsführung, wie uns mitgeteilt wurde, noch keine Details zu den zukünftigen Plänen mit der Immobilie in der Zeitung lesen. Nur so viel war zu erfahren: Der abschließende Fassadenputz soll ein Streifen-Dessin, farblich abgestuft, erhalten, das die Hausfarbe von Woolworth, also ein kräftiges Rot, aufgreifen soll.

 Nach dem Fall der Glasscheibe wurde der Gehweg vor dem Woolworth-Eingang mit Barken abgesperrt. Archivfoto: becker & bredel

Nach dem Fall der Glasscheibe wurde der Gehweg vor dem Woolworth-Eingang mit Barken abgesperrt. Archivfoto: becker & bredel

 11. Juni 2014: Zwei Männer der Völklinger Wehr schlagen die verbliebenen Glasscherben aus ihrem Rahmen. Archivfoto: Jenal

11. Juni 2014: Zwei Männer der Völklinger Wehr schlagen die verbliebenen Glasscherben aus ihrem Rahmen. Archivfoto: Jenal

Nur den ansonsten wortkargen Bauarbeitern, die seit einigen Wochen an der Fassade arbeiten, war zu entlocken, dass sie in knapp einem Monat fertig sein wollen. Seit sich am 11. Juni 2014 ein gläsernes Fassadenteil im obersten Stockwerk aus der Verankerung gelöst hatte und am Boden zerbarst, ist das Gebäude zur Dauerbaustelle geworden. Ein Gerüst wurde gestellt, ein Teil des Gebäudes verhängt. Zunächst begannen Ausbesserungsarbeiten an der Fassade, die im August gestoppt wurden. Bis zum Verkauf der Immobilie geschah nichts mehr. Und nun die Überraschung: Die Arbeiter haben fast alle Öffnungen zugemauert.

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