Als Menschen aus dem Saarland flohen

Völklingen · Zum Gedenken an zahlreiche Opfer von Faschismus und Krieg legten gestern Mitglieder des Deutschen Gewerkschaftsbundes einen Kranz am Denkmal im Schillerpark nieder. Auch eine Ausstellung, die sich mit der ersten Saarabstimmung 1935 beschäftigt, wurde im Neuen Rathaus anlässlich des Antikriegstages eröffnet.

 Großes Interesse fand die Ausstellung im Neuen Rathaus, die die erste Saarabstimmung 1935 beleuchtet. Foto: Becker & Bredel

Großes Interesse fand die Ausstellung im Neuen Rathaus, die die erste Saarabstimmung 1935 beleuchtet. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Rund 70 Besucher folgten am Dienstagnachmittag der Einladung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zur traditionellen Kranzniederlegung am Denkmal der Opfer des Faschismus im Völklinger Schillerpark. Jedes Jahr setzt die Gewerkschaft am Antikriegstag ein Zeichen für den Frieden und gedenkt der Opfer von Kriegen und Faschismus .

Der Völklinger Ortsverbandsvorsitzende Dieter Blaesy erinnerte an die in Deutschland produzierten Waffen. Obwohl sie nicht in Krisengebiete verkauft werden dürften, tauchten sie überall auf. "Kriege kommen nicht über uns, sie werden gemacht", sagte Bettina Altesleben. Die Regionsgeschäftsführerin Saar sprach sich für ein Verbot der NPD aus.

Beide DGB-Redner verurteilten die Fremdenfeindlichkeit, mit der Flüchtlingen mancherorts begegnet wird. "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus !", forderten die Gewerkschafter. Die Linke Völklingen legte am Mahnmal ein Gesteck nieder.

Nach der Gedenkstunde wurde im Neuen Rathaus eine Ausstellung des Netzwerks für Demokratie und Courage Saar (NDC) eröffnet. Thema ist die erste Saarabstimmung am 13. Januar 1935. Das von jungen Leuten getragene bundesweite Netzwerk engagiert sich für Demokratieförderung und gegen menschenverachtendes Denken.

Die Ausstellung, die vier Wochen im Rathaus gezeigt wird, ist im Rahmen einer Geschichtswerkstatt mit Jugendlichen entstanden. Jugendliche und junge Erwachsene sollen auch angesprochen werden, erläuterte Hanne-Clara Wendorff, die Leiterin der Saarbrücker NDC-Geschäftsstelle.

Zehn Roll-Banner informieren über Vorgeschichte, Einzelschicksale und Ergebnisse. Dabei wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen. "Auch heute noch gibt es nationalistische und rechte Bestrebungen. Im Saarland und in Europa", erklärt die Ausstellung mit Blick auf die "Sturmdivision Saar" oder den französischen "Front National ".

Beleuchtet wird auch die Form der damaligen Auseinandersetzung. Je näher die Abstimmung rückte, um so drastischer wurden die Schikanen und Repressionen gegen die Einheitsfront. Sie setzte sich für die Beibehaltung des Status Quo ein, also für die weitere Verwaltung des damaligen Saargebiets durch den Völkerbund . Das Abstimmungsergebnis war eindeutig: 90,7 Prozent der Saarländer votierten für die Rückkehr des Saargebiets zum Deutschen Reich. Auch damals gab es Flüchtlinge. Vielen blieb nichts anderes übrig, als das Saarland zu verlassen, erklärte Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ).

Musikalisch umrahmt wurden Kranzniederlegung und Ausstellungseröffnung von Gitarrist und Sänger Wolfgang Winkler.

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