Belehrung wäre nicht nötig gewesen

Völklingen · Eingängige Lieder gab es am Mittwoch auf dem Völklinger Kolpingplatz, als Marion Ritz-Valentin von der Gruppe Ene Mene Mix auftrat. Und bemühte Pädagogik – die fanden die Kinder dann nicht so spannend.

 Marion Ritz-Valentin bei ihrem Mittwochnachmittags-Auftritt auf dem Kolpingplatz. Zum „Klamauk unterm Schirm“-Finale blieben etliche Stühle im Publikum leer. Foto: Jenal

Marion Ritz-Valentin bei ihrem Mittwochnachmittags-Auftritt auf dem Kolpingplatz. Zum „Klamauk unterm Schirm“-Finale blieben etliche Stühle im Publikum leer. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Letzte Ferienwoche, letzter Mittwoch-Klamauk, letzte Kinderversammlung auf dem Völklinger Kolpingplatz. Zum Finale hatte sich zwar die bekannte Saarbrücker Gruppe Ene Mene Mix mit Marion Ritz-Valentin und ihrem Kindermusical "Kinderaufstand" angekündigt, aber viele Kinder wollten offenbar doch lieber das ganz passable Freibadwetter nützen, so dass nur rund 50 Kinder zum Klamauk kamen.

Unter den Erwachsenen ringsum stehen auch Klaus und Maria Reichert aus Püttlingen, die ihre Enkelin Jennifer hergefahren hatten. "Ach ja", sagt der rüstige Großvater und deutet auf das Kindergewusel, "so jung müsste man nochmal sein!" "Sei vorsichtig", warnt seine Frau, "die Ritz-Valentin ist auch Schamanin, die zaubert dich gleich auf eines der Stühlchen!" "Ja, die kann zaubern", bestätigt ein Junge daneben. Er heißt Sven, ist zwölf Jahre alt und hat seine kleine Schwester zum Klamauk gebracht. "Ich selbst bin ja schon viel zu alt für so was", verkündet er, "und den Kinderaufstand habe ich hier schon gesehen, als ich noch ein Baby war."

Nun, da übertreibt Sven ein wenig, aber es sind doch immerhin sieben oder acht Jahre her, als Ritz-Valentin mit diesem Stück unterwegs war und bei den Kindern damals für Multikulti warb, wodurch hierzulande beispielsweise Pizza und Gelati und orientalische Märchen bekannt geworden seien.

Jetzt bezieht Ritz-Valentin ihr Stück ausdrücklich auf die aktuelle Migrantendiskussion - ein unpassender Vergleich, aber letztlich doch akzeptabel, weil im Schwarz-Weiß-Kontrast des Stückes ein Kriegstreiber angeprangert wird. Der heißt Ego, und er langweilt sich als Kriegsminister in Friedenszeiten so sehr, dass er ein Feindbild, nämlich die Ausländer , aufbaut.

Wollen die Kinder sich an solch einer Hetze beteiligen? In ständigem Frage-Antwort-Spiel versucht Ritz-Valentin den Kindern bewusst zu machen, wer die Ausländer sind oder sein können. "Eure Schuhe, eure Spielsachen, viele Kleider, Nintendo - all das haben Ausländer hergestellt." Und als sich zeigt, dass viele Kinder in den Ferien im Ausland waren und dort freundliche Menschen trafen, mahnt sie, nett zu den Fremden zu sein, sonst dürfe man vielleicht irgendwann nicht mehr ins Ausland fahren. Die mühsamen Belehrungen langweilen die Kinder. Hätte sie in ihrem politischen Stück Friedfertigkeit und gegenseitige Toleranz in den Mittelpunkt gestellt, wäre die Unterrichtsstunde sicher besser aufgenommen worden. So aber bleiben ihre nervigen Argumente mit Pizza , Eiscreme und Bauchtanz leer, und sie spürt das wohl auch. Also ermuntert sie die Kinder zum Singen und Tanzen und zeigt noch schnell vor Ferienende Verständnis für gestresste Schüler: "Physik und Chemie fallen mir schwer, wenn an denen doch nur was Natürliches wär!"

Na ja. Es ist immerhin zu hoffen, dass den Kindern die eingängigen Lieder in guter Erinnerung bleiben, die Ritz-Valentin wie vor Jahren mit ihrer dreiköpfigen Band Ene Mene Mix mit viel Temperament singt und spielt. Und viele der Erwachsenen wissen, dass diese Frau eine sehr begabte Liedermacherin, Buchautorin und Esoterikerin ist und eigentlich nicht auf Wiederholungen mit angeblicher Aktualisierung angewiesen ist.

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