Da bleibt man eiskalt

Völklingen · Die Temperaturen sind zwar wieder etwas zurückgegangen. Doch es ist nach wie vor so heiß, dass mancher seine Berufswahl hinterfragt. Wo sind Völklingens kälteste Arbeitsplätze? Wir haben nachgefragt.

Einen besonders kalten Arbeitsort könnte man dort vermuten, wo leckeres Eis produziert wird. Aber weit gefehlt, wie bei Roberto Garreffa im Keller des Eiscafé Europa zu sehen ist. Während er morgens die Tages-Menge von etwa zehn Litern Eis in der automatischen Maschine herstellt, herrscht um ihn herum gerade mal Kellertemperatur, um die zwölf Grad Celsius. Richtig kalt ist es hier nur in den Maschinen und in den Kühlschränken, in denen die Rohstoffe aufbewahrt werden.

Einen kühleren Arbeitsplatz gibt es dort, wo Außenstehende eher große Hitze erwarten - im Völklinger Krematorium der Vereinigten Feuerbestattungen Saar nämlich. Tatsächlich gibt es hier auch knallig heiße Bereiche, wie Mitarbeiter Manfred Erwe weiß: "840 Grad sind es in der obersten Ebene der Brennkammer." Hinter den Öfen, wo einer seiner Arbeitsbereiche ist, herrschen immer noch 45 Grad: "Oben geht es noch, weil hier die Luft zirkuliert." Dazu kann er auch Ventilatoren einschalten. Wo die Verstorbenen lagern, ist es dagegen angenehm kühl, wie in einem begehbaren Kühlschrank. "Vier bis sechs Grad", liest er meist von den Bildschirmen an seinem Arbeitsplatz ab. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wäre es wärmer, schritte der Verwesungsvorgang zu schnell voran.

Während Erwe oft zwischen warmen und kühlen Bereichen wechselt, freut sich Gabi Neu den ganzen Arbeitstag lang über Kühle. Im Globus-Warenhaus sorgt die Klimaanlage für angenehme Lufttemperaturen, noch dazu arbeitet sie im Bereich der Kühltheken und -regale. "Mit der Zeit gewöhnt man sich daran", sagt sie.

Den unbestreitbar kältesten Job in Völklingen hat Marc Niederkirchner. Das zeigt schon seine Arbeitskleidung. Während die ganze Stadt in der Hitze des Rekordsommers ächzt, trägt er eine Winterjacke, auch außerhalb seines eigentlichen Arbeitsbereiches beim Großhandel C&C Union der Edeka-Gruppe . Um den Hals trägt er ein Stirnband, das er über die Ohren zieht, ehe er in die Kälte geht; dicke Handschuhe liegen griffbereit. Auf Knopfdruck öffnet sich die dicke Thermotür - ein eiskalter Hauch schlägt einem entgegen. "Minus 22 bis minus 24 Grad", sagt Niederkirchner eiskalt lächelnd. Wer jetzt in Sommerkleidung vor der Tür steht, hat binnen Sekunden Gänsehaut auf den Schienbeinen unter der Dreiviertelhose.

Niederkirchner fühlt sich hier wohl, während er dafür sorgt, dass Tiefkühlware vom Fischstäbchen bis zur Eisbombe auf den richtigen Platz und rechtzeitig in den Verkaufsbereich kommt. Und bei der Arbeit im Tiefkühllager vergisst er auch schon mal die Eiseskälte: "Sogar in der Kälte kann man ins Schwitzen kommen." Sein eiskaltes Reich ist so groß wie ein geräumiges Einfamilienhaus. Die Umstellung von der Kälte zur Alltagshitze ist nicht immer leicht. Meist versucht er, zuhause gleich unter die Dusche zu kommen, um sich zu akklimatisieren.

Ähnlich kalt ist es übrigens im Tiefkühlraum des Globus-Warenhauses, den Geschäftsleitungsmitglied Sascha Colin für die SZ öffnete.

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