Drei-Meter-Wand gegen Bahn-Krach?

Luisenthal/Heidstock · Wer in Luisenthal und auf dem Heidstock nahe der Bahnstrecke wohnt, sollte sich schon mal den 16. Oktober vormerken. Dann nämlich wollen Bau-Fachleute der Deutschen Bahn die Anwohner informieren über mögliche Lärmschutz-Maßnahmen entlang der Schienen. Am Mittwoch hat sich der zuständige Stadtratsausschuss mit dem Lärmschutz-Thema befasst.

 Direkt oberhalb der Straße des 13. Januar (vorn links) donnern die Züge vorbei. Hier könnte eine Lärmschutzwand den Schallpegel, der die Häuser erreicht, deutlich mindern. Links im Hintergrund sieht man das Fenner Kraftwerk auf der anderen Seite der Saar. Foto: Jenal

Direkt oberhalb der Straße des 13. Januar (vorn links) donnern die Züge vorbei. Hier könnte eine Lärmschutzwand den Schallpegel, der die Häuser erreicht, deutlich mindern. Links im Hintergrund sieht man das Fenner Kraftwerk auf der anderen Seite der Saar. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Der kleine Saal des Neuen Rathauses reicht nicht - das Thema Lärmschutz interessiert am Mittwochabend auch etliche Bürger. So zieht der Stadtratsausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt um in den großen Saal. Dort können alle auf der großen Leinwand verfolgen, was Sabine Weiler, Diplom-Ingenieurin bei der Bau-Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, berichtet über Lärmschutz-Pläne an den Völklinger Bahngleisen.

Die verdanken sich einem Sonderprogramm des Bundes. Weil die Bahn bei aller Umweltfreundlichkeit doch Krach macht, hat die damalige rot-grüne Regierung 1998 beschlossen, an den Schienenwegen "Lärmsanierungen" zu finanzieren. Freiwillig, es gibt kein Gesetz, das sie dazu verpflichtet. Aber weil Lärmschutz wichtig ist, gibt der Bund allerhand Geld dafür aus, 2014 sind es 120 Millionen Euro. Anfangs, sagt Weiler, standen 1500 Ortsdurchfahrten auf der Liste, die die Bahn seit 1999 abarbeitet. Nun ist Völklingen in der Priorität nach vorn gerückt, 2010 wurde das Geld dafür freigegeben. Jetzt ist das Gutachten fertig, das zeigt, wo die Stadt zu viel Lärm abbekommt und wie man den mindern kann.

Die Gutachter, erläutert Weiler, haben den Pegel nicht etwa gemessen. Sondern aus Bahn-Fahrplan, Fahrgeräusch-Daten, Topografie und Stadtplan errechnet. Für jedes Haus, "fassadengenau". Die Übersicht zeigt, dass die Schall-Grenzwerte, die das Förderprogramm festlegt, überall an der Straße des 13. Januar und auch noch in der Luisenthaler und Heidstocker Nachbarschaft überschritten werden - dort geht was bei der Lärmschutz-Förderung. Jedoch nur, wenn Bauten, Baugenehmigungen oder Bebauungspläne bereits vor dem 1. April 1974 Bestand hatten, also vor dem Inkrafttreten des Bundes-Immissionsschutzgesetzes; wer danach nahe der Bahn gebaut oder geplant hat, muss für den Lärmschutz selber sorgen.

Die Förderung richtet sich nach den örtlichen Verhältnissen. In die komplizierte Formel, die Kosten und Nutzen ins Verhältnis bringt, geht unter anderem ein, wie viele "Wohneinheiten" wie viel weniger Krach abkriegen. Könnten sich die Bewohner in der Straße des 13. Januar zum Beispiel anfreunden mit einer drei Meter hohen, einen Kilometer langen Lärmschutzwand, würde es in den Häusern 83 bis 185 - 132 Wohneinheiten - durchschnittlich um 10,5 Dezibel leiser. Eine zweite Wand auf Höhe der Theodor-Körner-Straße könnte den Pegel in 19 Wohneinheiten um 6,3 Dezibel reduzieren.

Aber ob solche Wände kommen, sagt Weiler, hänge auch davon ab, ob die Anwohner sie wollen. Wenn nicht, sei "passiver" Lärmschutz möglich: spezielles Fensterglas, Dämmung von Rollläden und Dächern, Einbau von Schalldammlüftern, die "völlig geräuschlos" (Weiler) frische Luft nach innen bringen. Bei diesen Einbauten müssen sich die Hausbesitzer allerdings beteiligen, mit 25 Prozent der "förderfähigen" Kosten. Um Planung und Handwerker-Aufträge brauchen sie sich dabei nicht zu kümmern, das übernehmen von der Bahn bezahlte Ingenieurbüros. Ernst wird es wohl erst 2017, weil man im Fall des Wände-Baus Vorlaufzeit braucht. Günstig auch für private Hauseigentümer, meint Weiler: Die könnten dann ihre Finanzen passend planen.

Ehe das offizielle Planungsverfahren beginnt, wollen Sabine Weiler und ihr Team zuerst die Anwohner genauestens informieren. Als Termin dafür ist - vorläufig - der 16. Oktober vorgesehen. Zeit und Ort stehen aber noch nicht fest.

bmvi.de/SharedDocs/DE/

Artikel/LA/laermvorsorge-

und-laermsanierung.html

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort