„Wir lassen niemanden im Sterben allein“

„Muslimische Patienten – Sterben, Tod und Trauer in der Islamischen Kultur“ ist Thema des Saarbrücker Hospizgesprächs am Montag, 29. September. SZ-Redakteurin Dörte Grabbert hat mit Hüseyin Yavas, Vorsitzender der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs in Luisenthal, über Sterberituale im Islam gesprochen.

Herr Yavas, welche Sterberituale sind im Islam wichtig?

Yavas: Ein wichtiges Sterberitual ist das Glaubensbekenntnis, das der Sterbende vor seinem Tod ablegt. Im Prinzip kann jeder Muslim mit dem Sterbenden üben, damit er das Glaubensbekenntnis selbst sprechen kann.

Dazu gibt es Koranrezitationen am Sterbebett. Dabei kann ein Gemeindemitglied oder ein Imam helfen. Wir versuchen, den Koran so leise zu rezitieren, dass der Sterbende oder ein eventueller Zimmernachbar nicht gestört werden. Und wir begleiten im Islam nicht nur den Sterbenden, sondern auch die Angehörigen psychisch und religiös.

Auch über den Tod hinaus?

Yavas: Ja. Die Angehörigen werden nicht alleine gelassen. Es ist immer jemand da. Die Gemeinde kümmert sich auch um die Formalitäten nach dem Tod, damit die Angehörigen in Ruhe trauern können. Dazu gehören die Bestattung, Abmeldungen und eventuelle Überführungen in das Heimatland. Denn auf deutschen Friedhöfen läuft nach 25 Jahren die Frist für ein Grab ab. Dann können die Angehörigen verlängern oder eine andere Person bekommt das Grab. In den meisten Heimatländern von Muslimen gibt es keine Jahresfristen. Außerdem werden die Toten in Deutschland im Sarg bestattet, im Islam dagegen nur mit einem Leichentuch.

Was müssen Hospizbegleiter beachten, wenn sie muslimische Patienten betreuen?

Yavas: Sie sollen wissen, dass es Muslimen wichtig ist, das Glaubensbekenntnis abzulegen. Auch wenn sie den Wunsch nicht mehr äußern können. Und Hospizbegleiter sollen wissen, dass sie jede muslimische Gemeinde ansprechen können. Dort gibt es immer Menschen, die den Sterbenden religiös begleiten. Das wird keine Gemeinde ablehnen. Es ist ganz egal, woher der Sterbende kommt oder ob er Angehörige in der Gemeinde hat. Wir lassen niemanden im Sterben allein.

Zum Thema:

HintergrundHüseyin Yavas hält am Montag, 29. September, um 19 Uhr den Vortrag beim Saarbrücker Hospizgespräch im Haus der Ärzte in Saarbrücken. Der Eintritt ist frei. Organisiert wird die Reihe "Hospizgespräche" vom Förderverein St. Jakobus Hospiz. dögstjakobushospiz.de

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