Anfang vom Ende in Ludweiler?

Ludweiler · Das Glas- und Heimatmuseum Warndt in Ludweiler, in Völklingen oft als touristische Attraktion gerühmt, stehe mangels Unterstützung vor dem Aus, mahnt der Förderverein Glaskultur. Und denkt in einem offenen Brief über Alternativ-Orte für ein Glasmuseum nach.

 Ehrenamtliche Museums-Betreuung: Doris Boschet (links) erklärt den Besuchern Sabine und Andreas Joram die gläsernen Exponate im Ludweiler Museum. Foto: Jenal

Ehrenamtliche Museums-Betreuung: Doris Boschet (links) erklärt den Besuchern Sabine und Andreas Joram die gläsernen Exponate im Ludweiler Museum. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Zum Jahreswechsel hatte Burkhardt Valentin, Glas-Spezialist im Heimatkundlichen Verein Warndt und Betreuer des Glas- und Heimatmuseums Warndt in Ludweiler , Alarm geschlagen. Anlass: Das Museum musste seine Öffnungszeiten reduzieren. Statt an sechs Tagen pro Woche konnte es nur noch am Wochenende seine Schätze öffentlich präsentieren. Ursache: Das Museum hatte seinen einzigen hauptamtlichen Mitarbeiter verloren. Michael Jähne, promovierter Kunsthistoriker, hatte sich drei Jahre lang als Bürgerarbeiter für das Haus engagiert - doch der Bund finanziert Bürgerarbeit nicht mehr.

Inzwischen ist auch bei den Ehrenamtlichen die Personaldecke dünner geworden. Seit August finden Besucher nur noch sonntags offene Museumstüren vor. Nun kommt der zweite, dringliche Alarmruf. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen vom Förderverein Glaskultur hat Valentin einen offenen Brief geschrieben an Vertreter der Landesregierung, der Kommunalpolitik und der Kultur-Szene. Darin warnen die Autoren, dass man "über kurz oder lang mit der Schließung des Museums rechnen" müsse. Sie denken zugleich darüber nach, ob Glaskultur und Glasgeschichte vielleicht "an einem anderen Ort im Land besser aufgehoben (wären) als in Ludweiler ".

Die Briefschreiber lassen zunächst die Vorgeschichte des Museums Revue passieren. Sie beginnt 2002, mit einem Workshop der damaligen Industriekultur Saar (IKS) GmbH zum Thema "Glas im Saarland". Ergebnis: Glas gehöre untrennbar zur regionalen Industriegeschichte , war Glasproduktion doch neben Kohle und Stahl der drittwichtigste Industriezweig im Land - also müsse man hinarbeiten auf ein saarländisches Glasmuseum. Dessen zwei erste Module seien 2007 in Ludweiler eröffnet worden, in der Trägerschaft des Heimatkundlichen Vereins Warndt. Aber um seine Rolle in der Museums-Landschaft der Großregion ausfüllen zu können, müsse das Museum wachsen - und daran hapere es. So habe die Stadt Völklingen "das mit ihr abgestimmte Museumskonzept … bisher nicht umgesetzt". Dazu noch die reduzierten Öffnungszeiten nach dem Wegfall der Bürgerarbeit: "Mit Ehrenamtlern allein ist der weitere Weg nicht zu schaffen", schreiben die Brief-Autoren und sehen den "Anfang vom Ende" gekommen. "Anziehungspunkt für Touristen" zwischen Völklinger Weltkulturerbe, Erlebnisbergwerk Velsen und Bergbaumuseum Petite Rosselle könne das Ludweiler Museum so nicht sein.

Weil "Nutzungskonflikte" fürs Ludweiler Haus die Entwicklung blockierten, denken die Briefschreiber über Alternativ-Standorte nach. Wadgassen, mit einer ungenutzten alten Glashütte? Das Weltkulturerbe? Das Historische Museum oder das Saarland Museum in Saarbrücken? Egal wo, man brauche "eine verlässliche Trägerstruktur", Geld für den Museumsbetrieb und hauptamtliche Arbeit sowie ein Entwicklungskonzept. Gerade jetzt, erinnert der Verein, beginne eine neue EU-Förderperiode; da müsse man sich in der Region rasch verständigen.

Erste Reaktionen auf den Brief habe es bereits gegeben, berichtet Valentin auf Nachfrage. Von der Landesregierung, von Weltkulturerbe-Chef Meinrad Grewenig, von der Gemeinde Wadgassen, - allerdings überall (noch) unverbindlich. Keine Antwort aber aus der Stadt Völklingen.

MeinungPflegen, was man hat

Von SZ-Redakteurin Doris Döpke

Politiker haben oft ein kurzes Gedächtnis. Und vergessen gern, dass es mit öffentlichkeitswirksamen Einweihungen nicht getan ist. Was gestern neu war, muss sich heute im Alltag bewähren - und da geht nichts von selbst, jede Einrichtung braucht Unterstützung und Pflege auf lange Sicht.

Im August 2010 schien es noch, als wisse man in Völklingen um diese simple Weisheit. Beim Kampf um seine Wiederwahl trat Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU ) in Ludweiler mit Versprechen für den Ort an. Auf Platz 2 seiner Rangliste: "Ausbau des Glasmuseums", ohne Wenn und Aber. Geschehen ist - nichts.
Das liegt nicht nur am fehlenden Geld. Sondern mehr noch am fehlenden politischen Willen. Zu pflegen, was man hat, ist halt mühsamer, unbequemer, weniger glanzvoll als ein Spatenstich für Neues. Doch genau auf diese Verlässlichkeit kommt es in der Kommunalpolitik an.

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