Ran an den Fenner Harz

Fenne · Fenner Harz ist jedem echten Saarländer ein Begriff. Und die Völklinger Mythenjäger, ein Arbeitskreis der Volkshochschule, feierten den süßen Brotaufstrich nun an dem Ort, an dem er seinerzeit hergestellt wurde. Zum Finale gab es ein heiß umkämpftes Wettessen.

 Die Gruppe Wildes Kraftwerk mit (von rechts) Andreas Schieber, Uwe Jager, Marc Siegwarth, Melanie Cartirus haute mächtig rein. Foto: Jenal

Die Gruppe Wildes Kraftwerk mit (von rechts) Andreas Schieber, Uwe Jager, Marc Siegwarth, Melanie Cartirus haute mächtig rein. Foto: Jenal

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 So sieht der Fenner Harz heute aus. Foto: Grafschafter Krautfabrik

So sieht der Fenner Harz heute aus. Foto: Grafschafter Krautfabrik

Foto: Grafschafter Krautfabrik

Fenner Harz - das ist ein Begriff, bei dem es Klick macht. Jeder echte Saarländer hat sofort ein gelbes Eimerchen vor Augen und ist geneigt, beim nächsten Supermarktbesuch im Marmeladenregal nach dem Zuckersirup zu stöbern. Und siehe da: Der Mythos lebt.

Die Völklinger Mythenjäger - das sind Hendrik Kersten, Susanne Rist, Michael Samsel und Horst Schillinger - haben allerdings herausgefunden, dass es sich um eine Art Wiederbelebung handelt. Die Lolly-Werke in Fenne stellten die Harz-Produktion Ende der 60er Jahre ein. Ein identisches Produkt aus dem Rheinland verkaufte sich schlecht an der Saar. Deshalb kauften die Rheinländer die Namensrechte von den Lolly-Werken und brachten fortan das "Grafschafter Fenner Harz" an den Mann. Nur hier bei uns heißt es so.

Über den Geschmack lässt sich streiten. Die einen mögen es, die anderen nicht. Jedenfalls ist es ein Naturprodukt aus Zuckerrüben. Die erste saarländische Meisterschaft im Harzschmieressen ging nun am Sonntagnachmittag im überdachten Hof der frisch renovierten Fenner Turnhalle über die Bühne. Schräg gegenüber waren früher die Lolly-Werke (bis 1972), wo das Harz her kam. Die Mythenjäger hatten einen magischen Kreis aus Zuckerrüben gelegt. Darin zwei lange Tische mit je vier Hockern. Sieben Vierer-Teams gingen an den Start.

Jeder bekam ein Tablett mit einer Scheibe Brot , etwas Butter und einer Frühstücksportion Fenner Harz. Dann ging es wie beim Staffellauf. Einer fing an. Schmierte, mampfte, gab das Messer weiter. Die einen aßen offen, andere zugeklappt. Als erstes trat Heidstock gegen Wildes Kraftwerk an. Beide Mannschaften brauchten zirka zehn Minuten. Die Leistungen steigerten sich von Mannschaft zu Mannschaft. Und die Letzen wurden die Ersten. Mit knapp über sieben Minuten heimsten die Kraftwerke Sieg, Ehre und Ruhm ein. Ein Sonderpreis als eleganteste Mannschaft ging an die Harzkrämer.

Auch eine Stellwand mit alten Fotos sorgte für Aufmerksamkeit. Der Fenner Hof, wo die Zuckerrüben angebaut wurden, Bilder von der Belegschaft der Lolly-Werke und andere Sachen aus der Süßigkeitenfabrik, beispielsweise Marzipan, animierten zu Erinnerungsarbeit. "Haben Sie das noch gekannt? Wir sind einmal mit der Schule hingewandert", fragte eine Frau aus Fenne . Eine andere suchte nach Vorfahren auf dem Belegschaftsbild. "Das war die zweitgrößte Gutzjes-Fabrik in Deutschland. 800 Leute haben dort gearbeitet", sagte ein junger Mann und überlegte, ob vielleicht der Lolly-Lutscher in Fenne erfunden wurde.

Für fünf Euro gibt es im Büro der Völklinger Volkshochschule ein kleines Themenheft "Mythos Fenner Harz. Süßes vom Acker" und Rezeptkarten für Pfannkuchen, Brot und Frikadellen.

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