Er ist „der, der unsere Lieder hat“

Karlsbrunn/ Kinshasa · 76 Jahre ist er alt, im Herzen ist er jedoch jung geblieben, Großrosselns neuer Ehrenbürger Alfons Müller (wir berichteten bereits über die Ehrung) – dank seiner missionarischen Arbeit im Kongo und dank der Musik.

 Pater Alfons Müller ist derzeit in Karlsbrunn zu Besuch. Vor ihm auf dem Bildschirm ein Foto „seines“ kongolesischen Chors. Foto: Ruppenthal

Pater Alfons Müller ist derzeit in Karlsbrunn zu Besuch. Vor ihm auf dem Bildschirm ein Foto „seines“ kongolesischen Chors. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Der Mann, der einst auszog, im Auftrag der Steyler Missionare das Christentum in alle Welt zu tragen und im Kongo eine zweite Heimat gefunden hat, kehrt immer wieder gerne nach Großrosseln zurück: Alfons Müller. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft hat Großrosseln jetzt sein großes Engagement gewürdigt. Pater Alfons Müller empfindet die Auszeichnung "als große Ehre", aber auch als Verpflichtung. Schließlich fühlt er sich seiner Heimatgemeinde tief verbunden. "Man muss immer wissen, woher man kommt", sagt er, "nur dann weiß ich auch, wohin gehe." Und seine Großrosseler haben ihn stets bei seiner Arbeit unterstützt, auch seine Familie: "Meine Tanten und Onkel waren immer meine größten Sponsoren."

Die Gitarre war der Schlüssel

An einem Pfingstsonntag geboren, "also mit dem Heiligen Geist auf die Erde gekommen", sorgten sein Vater, ein Bergmann, und seine aus Lothringen stammende Mutter früh dafür, dass er eine gute schulische Ausbildung genießen konnte. "Das war damals keineswegs selbstverständlich", sagt Müller. "Der Alfons kann was, der muss studieren", hatte Lehrer Ohlberger die Eltern animiert, den talentierten Buben das Gymnasium besuchen zu lassen. Und Pastor Schmitz empfahl, ihn doch zu den Patres nach St. Wendel zu schicken. Gesagt, getan, zumal das auch dem Wunsch der Mutter entsprach. Später lockte die Dritte Welt, Neu-Guinea stand oben auf der Wunschliste, der Kongo auf Platz zwei.

Es wurde nach dem Studium der Kongo. Dort fasste Müller trotz schwierigster Rahmenbedingungen schnell Fuß - dank der Musik. Als er in Afrika den Flieger verließ, hatte er seine Gitarre dabei. Wie sich später herausstellte, war dies der Schlüssel. Im Kongo, sagt Müller, führe der Weg zum Glauben bei den allermeisten Menschen über die Musik. Und da der Großrosseler von Anfang an bemüht war, auch die Sprachen der Menschen zu lernen, fand er selbst im tiefsten Busch schnell Zugang zu den Menschen.

Stnndenlang zeichnete er mit seinem Tonband die Musik und die Gesänge der Menschen auf. Als er ihnen dann später die Ergebnisse vorspielte, hatte er seinen Spitznamen weg - Ngayime, übersetzt "der, der unsere Lieder hat". Der später daraus entstehende Chor heißt Bana Ngayime: "Die Kinder von dem, der unsere Lieder hat". Müller lernte schnell, nach welchen Gesetzmäßigkeiten Musik om Kongo funktioniert: Dort bestimmt eher der Rhythmus als die Melodie. Müller schrieb neue Lieder, ganz nach dem Empfinden seiner afrikanischen Freunde.

48 Jahre ist er nun im Kongo zuhause. Viele große und kleine Höhepunkte habe er erlebt, berichtet er, aber auch Rückschläge: Er wurde mit der Maschinenpistole bedroht, es wurde allerlei wertvolle Technik gestohlen. Aber seinen Glauben an Gott und an die Menschen hat er dabei nie verloren.

Kommunikation ist dabei sein Metier geworden: "Man muss auf die Menschen zugehen, sie mit Respekt und Achtung als gleichberechtigte Gegenüber behandeln, dann findet man schnell Zugang zu ihnen", sagt er. Bei der Missionsarbeit in Afrika krempelte er die Öffentlichkeitsarbeit um, verlagerte die Glaubensverkündung vom geschriebenen Wort zunächst auf gesprochene Sprache, dann, per Film und Fernsehen, aufs Visuelle. Inzwischen ist er zuständig für Kommunikation für Gesamt-Afrika.

Noch zu früh fürs "Nichtstun"

 Und hier einige Mitglieder des Chors Bana Ngayime in voller Lebensgröße (das Foto entstand bei einem Großrosseln-Gastspiel vor zwei Jahren). Foto: Chor

Und hier einige Mitglieder des Chors Bana Ngayime in voller Lebensgröße (das Foto entstand bei einem Großrosseln-Gastspiel vor zwei Jahren). Foto: Chor

Foto: Chor

Ans Aufhören denkt der 76-Jährige nicht, auch wenn viele Arbeitsfelder heute von seinen afrikanischen "Schülern" bestens ausgefüllt werden. Doch ein Pensionärsdasein mit Spazierengehen und "Nichtstun" kann sich Alfons Müller nicht vorstellen. Noch bis Anfang Dezember weilt er bei seinem Bruder Heinz und dessen Frau in Karlsbrunn - um dann wieder in seine andere Heimat zu reisen, in den Kongo.

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