Als Leinwand dient auch mal ein Bettlaken

Großrosseln · Der Lauterbacher Reinhold Herbert Schwarz malt bereits von Kindesbeinen an. Er widmet sich dabei auch provokativen Themen. Der 62-Jährige kommt jetzt mit einer Ausstellung im Großrosseler Rathaus zu Ehren.

 Reinhold Herbert Schwarz bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus. Foto: Nadia Haag

Reinhold Herbert Schwarz bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus. Foto: Nadia Haag

Foto: Nadia Haag

Manche Bilder von Reinhold Herbert Schwarz (62) provozieren - ähnlich wie die Zeichnungen des französischen Satire-Magazins "Charlie Hebdo". Die Ausstellung im Foyer des Großrosseler Rathaus, die am Dienstag vom Ersten Beigeordneten Jörg Steuer eröffnet wurde, erinnert an den Terroranschlag auf die Pariser Karikaturisten. "Nous sommes tous Charlie - Je suis Charlie!", lautet der Titel.

"Götterdämmerung" heißt eine der Arbeiten: Der alte Gott ist gestürzt, nun hängt sein Nachfolger am Kreuz. Aus Papiergeld wurde sein Körper geformt, eine Münze bildet den Kopf. "Islam - quo vadis?", fragt Schwarz in einer anderen Arbeit. Ein blutverschmiertes Schwert, eine Steinigung und eine verstümmelte Frau sind zu sehen. Die Missstände, die das Bild anklagt, hat der Maler neben die Szenen geschrieben: Er erinnert an die Beschneidung von Frauen, an Kindersoldaten und Sexsklaven der Terrormiliz "Islamischer Staat" - aber auch an alle missbrauchten Kinder in Deutschland.

Die Arbeiten, die sich nicht mit Religion auseinandersetzen, regen ebenfalls zum Nachdenken an. Welche Farben hat der Maler verwendet?, fragt sich der Betrachter. Auf welchen Untergrund wurden sie aufgetragen? Wie sind die Farbeffekte entstanden? Fantasieblumen hat Schwarz mit Acryl-Farbe in Aquarell-Technik gemalt. Ein Bild zeigt einen Hüttenarbeiter beim Eisenabstich am Hochofen. Das Motiv, verrät Schwarz, wurde auf ein altes Krankenhaus-Bettlaken gemalt. Bei einem Pelikan-Porträt verwendete er pulverisierte Kreide. Wie ein Magnet hat sie die noch flüssige Farbe angezogen, ein spannender Farbakzent entstand.

Schwarz, Jahrgang 1952, malt von Kindesbeinen an. Erste ernsthafte Zeichnungen entstanden 1962. Mit ihnen versuchte er den Tod seines Vaters zu verarbeiten, der beim Luisenthaler Grubenunglück ums Leben gekommen war.

Schwarz lebt in Lauterbach. Er besuchte mehrere Malkurse an der Völklinger Volkshochschule. Jedes Jahr nimmt er in Wijk aan Zee in Holland an einem großen Kunstevent teil. In unserer Region hat er bereits mehrmals ausgestellt, etwa im Alten Rathaus Völklingen oder bei den "Colors of Velsen".

Ob Stein, Holz, Metall, Schrott - Schwarz verwendet die unterschiedlichsten Materialien. Seine Arbeiten entstehen in einem Wohnwagen. Das Gefährt hat er zu seinem Atelier ausgebaut. "Das ist meine Insel", sagt er.

Bis 17. Juli im Großrosseler Rathaus während der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung.

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