Eine Chance für die Inklusion

Dorf im Warndt · Mit der Entscheidung, Wladislav Grünwald einen Job zu geben, lag das Busunternehmen Baron in Dorf im Warndt richtig. Der junge Mann mit Handicaps ist in der Werkstatt eine wichtige Hilfe geworden. Grünwald ist dabei nicht der erste Baron-Angestellte mit Eingliederungshilfe.

 Bei Baron arbeitet Wladislav Grünwald (vorn) in der Buswerkstatt unter den Augen von Ausbilder Michael Lohre. Foto: Becker&Bredel

Bei Baron arbeitet Wladislav Grünwald (vorn) in der Buswerkstatt unter den Augen von Ausbilder Michael Lohre. Foto: Becker&Bredel

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Wladislav Grünwald hat Probleme mit dem Schreiben und dem Rechnen, wie er selbst sagt. Heute arbeitet er in der freien Wirtschaft und hat seinen Platz gefunden - ohne Schulabschluss, ohne Qualifikation und mit Behinderung. Das Busunternehmen Baron in Dorf im Warndt hat ihm Arbeit gegeben, der Chef ist glücklich und Wladislav auch.

"Als ich aus Russland kam, konnte ich schlecht Deutsch. Ich war drei Jahre auf einer Schule für Behinderte, dann bei der Lebenshilfe in den Bübinger Werkstätten", erzählt der junge Mann etwas holprig. Bei der Lebenshilfe habe er eine Industriebohrmaschine bedient. Dann habe man sich gekümmert, ihn zu vermitteln, damit er seinen eigenen Weg gehen kann. "Das ist gut gelungen", sagt Manfred Zimmer, der Vorsitzende der Lebenshilfe Obere Saar.

Und Wladislavs Ausbilder Michael Lohre stimmt ihm zu, denn in den Buswerkstätten ist der junge Mann als Werkstatthelfer eingestellt worden und heute eine wichtige Hilfe. "Als er zu uns kam, war er schüchtern und verstockt, er kam als ganz kleines Helferlein", sagt Lohre rückblickend. Jetzt sei das aber nach zwei Jahren der Eingliederung schon ganz anders. Der junge Mann könne viele Arbeiten ganz allein ausführen, und in Kürze werde man ihn auch Lackierarbeiten machen lassen. "Wenn das beim ersten Mal nicht so toll wird, ist das bei uns nicht so schlimm. Das arbeite ich nach", sagt Lohre. Sein junger Helfer lacht.

Kennengelernt haben sich die beiden schon vor der Gehilfenarbeit, denn Lohre fuhr auch schon den Bus für die Behinderten und wurde dort erstmals auf den jungen Saarbrücker aufmerksam. Andreas Baron sagt: "Wir sind froh, dass wir solche Leute haben. Das ist eine echte Unterstützung für uns." Der Unternehmer beschäftigt bereits zwei Menschen mit Eingliederungshilfe und hat, wie er sagt, sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Land unterstützt die Maßnahmen, doch Baron lässt keinen Zweifel, dass er die beiden behinderten Männer als Kollegen schätzt. "Da gibt es keine Lobhudelei. Wir machen das auch nicht, weil wir Inklusion üben. Diese Menschen passen zu uns, und wir arbeiten zusammen", sagt der Chef.

Manfred Zimmer ist hier zwei Mitarbeiter aus den Werkstätten "losgeworden". "Das ist nicht selbstverständlich, dass ein Träger seine Mitarbeiter nach außen vermittelt, aber wir sind die Lebenshilfe und wollen Lebenshilfe geben. Deswegen gibt es bei uns einen Mitarbeiter, der sich nur um die Vermittlung nach draußen kümmert und der schon 31 Menschen der Werkstätten in die freie Wirtschaft vermittelt hat. Landesweit gelang dies bislang in 150 Fällen, die Lebenshilfe Obere Saar mit Sitz in Kleinblittersdorf hat aber die Spitzenstellung", sagt Zimmer nicht ohne Stolz.

Stolz ist nicht zuletzt auch Grünwald, der bei Baron einen Job und nette Kollegen gefunden hat. Zu seinem Meister sagt er "Onkel" - das hat schon einiges zu sagen. "Wir sind halt ein Familienbetrieb", lautet Barons Kommentar. Das zeichne die Arbeit in der Firma im Warndt aus. Die Inklusion, so scheint es, hat hier eine sehr gute Chance.

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