Der Herrscher über den „König“

Völklingen · Seit 1998 sitzt Andreas Mehs regelmäßig auf der Empore der Völklinger Eligiuskirche. Denn dort steht sein Arbeitsgerät: die Orgel. Das Bedienen des riesigen Instruments ist aber nicht seine einzige Aufgabe.

 Andreas Mehs an seinem Arbeitsplatz in der Völklinger Pfarrkirche St. Eligius. Foto: Jenal

Andreas Mehs an seinem Arbeitsplatz in der Völklinger Pfarrkirche St. Eligius. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Dieser Mann übt einen recht seltenen Beruf aus. Und immer, wenn er mitten in der Stadt mit seinem riesigen Werkzeug arbeitet, können ihn die Menschen nicht sehen. Aber umso mehr hören.

Dieser Mann heißt Andreas Mehs und ist 42 Jahre alt. Er ist Organist in der Völklinger Eligiuskirche. "Eigentlich mache ich ja nur Wind", sagt er lachend und schwingt sich auf die Sitzbank am Spieltisch der Orgel , die wie ein Gebäude im Gebäude der Kirche wirkt. Spieltisch? Das ist zwar die korrekte Bezeichnung, aber für Laien sieht dieser Arbeitsplatz eher aus wie das Cockpit eines Flugzeugs. Da gibt es mehrere Tastenreihen wie gestapelte Klaviere, Fußpedale aus langen Brettern, dazu viele Schalter und Knöpfe, die alle der Regulierung des Luftstroms durch die Pfeifen dienen. "Die Orgel ist das größte und lauteste Musikinstrument", erklärt Mehs, "aber sie kann auch sehr leise gespielt werden und viele andere Instrumente nachahmen."

Mit neun Jahren begann er mit Klavierunterricht. "Mit 15 durfte ich dann endlich zum ,König der Instrumente', wie Mozart die Orgel nannte, obwohl er nur wenig Orgelmusik komponierte." Nach dem Abitur fiel Mehs die Wahl des Studienfachs leicht: Kirchenmusik an der Musikhochschule Saarbrücken. "In meinem Beruf ist man vor allem zu Beginn immer auf das Wohlwollen der Pfarrer angewiesen, denn man will ja in den Kirchen üben", sagt er und berichtet von Kollegen, die sich nachts in Kirchen einsperren lassen. Er hatte schon während der zwölf Semester gute Kontakte zu Saarbrücker Pfarreien, unter anderem zu Christkönig, wo er nach dem Examen als Assistent des Regionalkantors tätig war.

Seit 1998 ist sein Arbeitsplatz auf der Empore der Völklinger Eligiuskirche, und von dort oben sind es nur ein paar Meter Luftlinie bis zu seiner Wohnung. Denn wenn Kirchenbesucher nicht genau aufpassen, stehen sie direkt vor der Tür des Organisten . "Die Wohnlage ist leider nicht so toll, aber dafür meine Anreise zum Arbeitsplatz umso besser." Als Dekanatskantor sitzt er aber nicht nur am Spieltisch, sondern hat noch diverse Aufgaben mit Projekten zu Chortreffen, kirchenmusikalischer Beratung und Unterricht für Orgelschüler sowie ökumenische Musikveranstaltungen mit der Versöhnungskirche.

Das ganze Jahr über bietet Mehs an jedem ersten Sonntag im Monat um 17 Uhr die beliebte "Geistliche Abendmusik". "Dafür suche ich immer eine Mischung ganz unterschiedlicher Kompositionen aus", sagt er. Ab Herbst wird auch wieder das "Grenzüberschreitende Orgelfestival" mit der Versöhnungskirche und den beiden Forbacher Kirchen stattfinden.

Und wie beurteilt der Kirchenmusiker Mehs sein Hausinstrument? "Diese Stahlhuth-Orgel ist eine der besten in der Region", erklärt er. Nach Sanierungen und einer kompletten Reinigung stehen jetzt 53 Register zur Verfügung, und die Akustik von St. Eligius ist hervorragend. "Wenn die Kirche allerdings sehr gut besetzt ist, wird der Klang trocken", sagt er. Trocken? "Ja, der Hall nimmt ab, und der ist ja bei manchen Kompositionen extra vorgesehen."

Andreas Mehs schwingt die Beine zurück über die Sitzbank und schaut über ein zierliches Metallgeländer hinter der Bank hinunter in den Kirchenraum. "Das wurde extra hinter meinem Sitz angebracht", erläutert er, "denn auch für Organisten gibt es arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen, Sicherheit am Spieltisch sozusagen."

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