SPD-Fraktionschef kocht vor Ärger

Lauterbach · Darf es auch etwas mehr sein? Diese altbekannte Metzger-Frage stellt sich nun auch beim Lauterbacher Backhaus-Verein. Er wünscht sich von der Stadt einen Anbau, der doppelt so groß wie der ursprünglich geplante ausfallen soll. Am Donnerstag will der zuständige Stadtratsausschuss entscheiden.

 Das Lauterbacher Backhaus wird viel genutzt: hier Chef-Bäcker Gerhard Scherschel (l.) und Backpatin Elke Kiefer (2.v.r.) mit Gästen von der Lebenshilfe Kleinblittersdorf. Foto: Andreas Lang

Das Lauterbacher Backhaus wird viel genutzt: hier Chef-Bäcker Gerhard Scherschel (l.) und Backpatin Elke Kiefer (2.v.r.) mit Gästen von der Lebenshilfe Kleinblittersdorf. Foto: Andreas Lang

Foto: Andreas Lang

Seit 2008 blüht und gedeiht das öffentliche Backhaus im Grundschulgebäude in Lauterbach . Es ist schon mehrfach erweitert worden. Und der Trägerverein rund um die Vorsitzende Esther Zimmer und Schatzmeister Gerhard Scherschel hatte schon den Zuschlag für einen weiteren Anbau von 16 Quadratmetern in der Tasche.

Dann wurde neu nachgedacht. Der städtische Grundstücks- und Gebäudemanagementbetrieb (GGM) mit seinem Chef Heinz Beck zeichnete neue Pläne. Nun geht es um einen doppelt so großen Anbau - einen Lagerraum mit eingebauter Kühlzelle. Der GGM-Betrieb rechnet nun mit Baukosten von rund 44 000 Euro. Geht dabei von einem Zuschuss aus dem Leader-Förderprogramm in Höhe von 55 Prozent aus und rechnet mit einem Eigenanteil des Vereins in Höhe bis zu 10 000 Euro. Wobei im GGM-Wirtschaftsplan bereits 17 500 Euro an städtischem Geld bereitsteht.

Es gab bereits eine teilweise hitzige Debatte im für den GGM-Betrieb zuständigen Stadtratsausschuss. Vereinsvorsitzende Esther Zimmer begründete dort das Vorhaben so: Der Verein benötige doppelt so viel Platz samt einer Kühlzelle, damit Mehl und Gärkörbe sicher vor Verderb aufbewahrt werden können. Zudem solle auch normaler Lagerraum bleiben, damit dort unter anderem die Knetmaschine, die bisher im Hauptraum steht, aufbewahrt werden kann.

Unter den genannten Bedingungen, meinte Gerold Fischer (Grüne), komme die Verdoppelung der Fläche auf 32 Quadratmeter die Stadt nicht teurer als das ursprüngliche Projekt. Aber SPD-Fraktionschef Erik Kuhn ("wir drehen sonst bei den Vereinen jeden Groschen um") argumentierte in andere Richtung. Warum 32 Quadratmeter, wenn 16 Quadratmeter doch nur etwa 30 000 Euro kosten würden? Bei einem kleineren Bau verringere sich auch der Kostenanteil der Stadt, bestätigte GGM-Werkleiter Heinz Beck. Kuhn meinte weiter, es sei für ihn nicht einsichtig, warum Mehl in eine Kühlzelle müsse. Es stelle sich zudem die Frage, wer die zusätzliche Energierechnung zahle.

Bisher zahlt der Verein keinerlei Energiekosten im Backhaus, bestätigte GGM-Leiter Heinz Beck. Dies beruht laut Esther Zimmer auf einem über 20 Jahre hin abgeschlossenen Pachtvertrag. Der aber, wie Ratsmitglied Denise Baldauf (FDP ) als "Vorschlag zur Güte" meinte, beim Bau einer Kühlzelle geändert werden könne.

Der GGM-Ausschuss beschloss mit acht Ja-Stimmen (SPD , ein Grüner, ein Linker) gegen fünf Nein-Stimmen der CDU , dass der GGM-Betrieb eine Kostenrechnung für eine kleinere Lösung vorlegen soll: ein Anbau von 16 Quadratmetern mit eingebauter Kühlzelle und gleicher Bausubstanz. Darüber soll nun in der nächsten Sitzung des Ausschusses am 24. Juli (öffentlich, 16.30 Uhr, Saal 1 im Neuen Rathaus) entschieden werden. Das Backhaus entstand zu einer Zeit, als die Gewerbesteuer in Völklingen nur so sprudelte. Und der Trägerverein war mit dem damaligen CDU-Fraktionschef Gerhard Scherschel als Schatzmeister bestens beraten. Aber der damals abgeschlossene Pachtvertrag entspricht nicht mehr der heutigen Zeit. Alle anderen Vereine werden nun für die Betriebskosten städtischer Anlagen und Gebäude in die Pflicht genommen. Andererseits wäre es schade, wenn ein sinnvoller Anbau an diesem Grund oder gar an parteipolitischen Ressentiments scheitern würde. Die einleuchtende Lösung wäre, dass der Verein zumindest einen Teil der Kosten im Backhaus übernimmt.

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