Völklinger SPD plädiert für Fischrestaurant
Völklingen · Die Sozialdemokraten, mittlerweile wieder stärkste Fraktion im Stadtrat, zeigen ihre Muskeln. Ihr Spitzenduo, Erik Kuhn und Paul Hommes, fordert ein völliges Umdenken in der Völklinger Wirtschaftspolitik.
Die Bilanz der Völklinger Sozialdemokraten für die Wirtschaftsförderung der vergangenen zwölf Jahre fällt vernichtend aus. Die Leerstände in der Innenstadt hätten sich in dieser Zeit auf ein Level von 40 bis 60 eingependelt. Und außer Tauben sehe man abends niemand mehr auf der Straße, sagen Erik Kuhn, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, und Paul Hommes, SPD-Parteichef in Völklingen , in einem Gespräch mit unserer Lokalredaktion.
Die bisherige, vom Rathaus her betriebene Wirtschaftsförderung habe nicht gegriffen, so Kuhn und Hommes. Es sei mittlerweile davon auszugehen, das das City-Center Projekt nicht umgesetzt werden könne. Und wegen der zwei, drei Geschäfte, die an dessen Stelle vielleicht noch entstünden, komme sicher niemand in die Innenstadt. Völklingen brauche jetzt - unter gleichzeitiger Stärkung noch vorhandener Fachgeschäfte - echte Alleinstellungsmerkmale. "Warum bauen wir nicht die ganze Innenstadt zu einem Outlet-Center um?", meinen hier Kuhn und Hommes. Platz genug sei bei derzeit über 60 Leerständen im Innenstadt-Dreieck. Gebäude, die nicht mehr passten ("zum Beispiel Casino, Woolworth, frühere Röchling-Bank") müssten weg. Outlet-Center hätten sich vielerorts in Deutschland zu einem Erfolgsmodell entwickelt, und Finanziers ("es gibt Leute, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld") seien zu finden. Völklingen betreibe auch eine Meeresfischzucht ("von den Zahlen wollen wir jetzt nicht reden"). Und, so Kuhn und Hommes: "Was läge näher, als dieses Alleinstellungsmerkmal in einem Fischrestaurant in der Innenstadt umzusetzen?"
200 000 bis 300 000 Besucher kommen pro Jahr ins Weltkulturerbe Völklinger Hütte, gehen aber an der Innenstadt vorbei. "Wir vermarkten sie und ihre Sehenswürdigkeiten nicht, genauso wie bisher den Fisch", konstatieren die beiden SPD-Politiker. Deshalb müsse für die Innenstadt ein Stadtteilmanager her, der aktive und professionelle Wirtschaftsförderung betreibe und am Erfolg gemessen und bezahlt werde.
Ein aktueller Brennpunkt ist das bisherige Postgebäude in zentraler Lage am Otto-Hemmer-Platz. Es steht erneut zum Verkauf. Ein Privatunternehmen , das derzeit Qualitätsporzellan noch ausschließlich in Internet vertreibt, ist brennend interessiert. Falls die Stadt ihr Vorkaufsrecht ausübt, müsste sie eine öffentliche Nutzung nachweisen. Kuhn und Hommes denken unter anderem an eine Markthalle, die bereits in einer städtischen Entwicklungsstudie angedacht ist.