Wie französisch ist die Region?

Völklingen/Großrosseln · Das Saarland soll auf lange Sicht zweisprachig werden – so will es die Landesregierung. Mehrere Schulen in Völklingen und im Warndt haben längst angefangen mit dem Blick nach Frankreich, schon Abc-Schützen lernen Französisch. In den Rathäusern jedoch stützt man sich bislang eher auf deutschsprachige Partner in Frankreich.

 Schieflage: Völklingens Rathauschef Klaus Lorig (CDU) feiert mit neuen Fahnen das Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Forbach. Aber die sprachliche Verständigung mit den französischen Nachbarn ist für Völklingens Verwaltung ein Problem. Und auf SZ-Fragen dazu gab es von Lorig auch nach vollen drei Tagen keine Antwort. Foto: Becker & Bredel

Schieflage: Völklingens Rathauschef Klaus Lorig (CDU) feiert mit neuen Fahnen das Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Forbach. Aber die sprachliche Verständigung mit den französischen Nachbarn ist für Völklingens Verwaltung ein Problem. Und auf SZ-Fragen dazu gab es von Lorig auch nach vollen drei Tagen keine Antwort. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Das zweisprachige Angebot an der Grundschule Ludweiler/Lauterbach wird gut angenommen. "Etwa 80 Prozent der Kinder besuchen den bilingualen Zug", berichtet Schulleiterin Stefani Ziegler. Vier Stunden Französisch stehen bei diesen Kindern auf dem Stundenplan. Die Fächer Sport, Musik und Kunst werden ebenfalls in französischer Sprache unterrichtet - und dazu eine Stunde Sachunterricht.

Und wie geht es nach der Grundschule weiter? Am Warndt-Gymnasium in Geislautern, erklärt Schulleiterin Beatrix Lafontaine, ist Französisch für alle Kinder die erste Fremdsprache. Wer sich intensiver mit der Nachbarsprache beschäftigen möchte, kann seit dem Schuljahr 2011/12 auch einen bilingualen Zweig wählen. Langfristig soll es diesen Schülern ermöglicht werden, ein deutsch-französisches Abitur, das so genannte Abibac, zu machen.

Zu Beginn dieses Schuljahres startete ein Schulversuch: Jungs und Mädchen von zweisprachigen Grundschulen, die bereits über fortgeschrittene Französischkenntnisse verfügen, konnten sich für ein zweites bilinguales Angebot mit höherem Einstiegsniveau entscheiden. "Wir hoffen auf entsprechende Unterstützung des Ministeriums", sagt Lafontaine mit Blick auf die Lehrerstunden. Nicht nur die Vermittlung der Sprache der Nachbarn spielt am Warndt-Gymnasium eine große Rolle, auch der kulturelle Austausch wird gepflegt. Regelmäßig beteiligt sich die Schule zum Beispiel am grenzüberschreitenden Konzert der Gymnasien.

An der Robert-Schuman-Schule in Großrosseln beginnen die Schüler ebenfalls mit der Fremdsprache Französisch. Partiell, erklärt Schulleiter Rüdiger Sander, werde auch in anderen Fächern auf Französisch unterrichtet. Seit 20 Jahren pflegt die Gemeinschaftsschule enge Verbindungen zur Partnerschule in Petite Rosselle. Beim regelmäßigen Austausch lernen die Schüler nicht nur den Unterricht des Nachbarn, sondern auch Land und Leute kennen.

Die Großrosseler Gemeindeverwaltung, berichtet Hauptamtsleiter Axel Weiter, kennt ebenfalls keine Kommunikationsprobleme mit Petite Rosselle: Denn in der Partnerkommune können alle Ansprechpartner Deutsch. Wichtige offizielle Schreiben, etwa von französischen Unternehmen oder Behörden, lässt man extern übersetzen.

Auch das Völklinger Rathaus haben wir wegen der Thematik kontaktiert. Unsere Anfrage vom frühen Mittwochmorgen wurde aber bis Freitag nicht beantwortet. Nach SZ-Informationen verfährt auch die Völklinger Verwaltung so, dass sie bei wichtigen französischsprachigen Dokumenten externe Übersetzer einschaltet. Mündlichen Verhandlungen zu komplexeren Themen sind die Stadt-Mitarbeiter nach Einschätzung von Stefan Rabel, sprachkundiger CDU-Fraktionschef im Stadtrat, sprachlich eher nicht gewappnet (siehe nebenstehenden Artikel).

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