Die Angst geht um

Völklingen · Seit Jahresbeginn müssen sich die Fußball-Clubs in Völklingen an den Energiekosten beteiligen. Einige Vereine bangen nun sogar um ihre Existenz. Der große Streitpunkt dabei ist die Jugendarbeit, die laut den Fußballern bei diesem Thema viel zu wenig beachtet wird.

 Keine Rücksicht auf die Jugendarbeit? Diese wird in dem Modell nur unzureichend verrechnet, sagen die Verantwortlichen. Auch die jungen Kicker der SF Heidstock sehen unzufrieden aus. Foto:Jenal

Keine Rücksicht auf die Jugendarbeit? Diese wird in dem Modell nur unzureichend verrechnet, sagen die Verantwortlichen. Auch die jungen Kicker der SF Heidstock sehen unzufrieden aus. Foto:Jenal

"Es geht ums Überleben", sagt Michael Krieg, 1. Vorsitzender des SV Geislautern. Eine drastische Wortwahl. Doch diese benutzen auch die Verantwortlichen der anderen Völklinger Fußball-Clubs, wenn das Thema Energiekosten aufkommt. Denn ab diesem Jahr werden sie zur Kasse gebeten. Aufgrund der Schuldenbremse hat der Stadtrat Völklingen im vergangenen November beschlossen, dass die Fußball-Clubs ab 2014 die Energiekosten auf ihren Sportplätzen schrittweise übernehmen sollen.

Der erste Schritt sieht für dieses Jahr 40 Prozent der Energiekosten vor. Anschließend sollen pro Jahr 20 Prozent draufgepackt werden, bis die Vereine 2017 die kompletten 100 Prozent selbst übernehmen. "Man kann unsere Situation nicht mit anderen Gebieten vergleichen, wo die Vereine die Energiekosten schon lange mittragen. Das sind gewachsene Strukturen. Hier holte man einfach die Keule raus und sagte ‚so, jetzt zahlt mal'", verdeutlicht Krieg und wirft die Frage auf: "Wie soll das funktionieren?"

Geislautern muss seit Jahresbeginn laut Krieg pro Monat 505 Euro berappen, also etwa 6000 Euro im Jahr. Ähnliche Zahlen nennt Stephan Baierschmitt, der 1. Vorsitzende der Sportfreunde (SF) Heidstock. "Wir bezahlen 488 Euro im Monat. Wenn dann bis 2017 tatsächlich diese jährliche Erhöhung kommt, wird es sehr schwierig für uns", sagt Baierschmitt. Beim SV Röchling Völklingen haben die Verantwortlichen bislang offenbar noch keine Zahlungsaufforderung erhalten. "Wir bezahlen jeden Monat feste Energiekosten für unser Clubheim, aber in dieser Sache haben wir noch keine Rechnung bekommen. Deswegen wissen wir auch gar nicht, was auf uns zukommt", meint Wolfgang Brenner, 1. Vorsitzender des Oberligisten.

Alle drei verweisen jedoch darauf, dass es nicht darum geht, sich vor den Kosten zu drücken. "Es ist ganz wichtig zu betonen, dass wir uns alle an den Kosten beteiligen wollen. Nur muss eine Chancengleichheit hergestellt werden", unterstreicht Michael Krieg.

Streitpunkt Jugendarbeit

Das Reizthema ist die Jugendarbeit . So sind die Hallengebühren für Kinder und Jugendliche zum Beispiel weiterhin komplett frei, wovon unter anderem die Handball-Vereine profitieren. "Die Jugendarbeit muss auch bei den Fußball-Vereinen ins Kalkül gezogen werden", sagt Wolfgang Brenner, dessen SV Röchling 13 Jugendmannschaften mit etwa 260 Spielern gemeldet hat. Auch bei den SF Heidstock (150 Jugendspieler) und dem SV Geislautern (120) besteht ein Großteil der aktiven Kicker aus Kindern und Jugendlichen.

"Unsere Vereine verrichten eine enorme soziale Arbeit. Wir vermitteln den Kindern wichtige Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Pünktlichkeit oder Zusammenhalt", erläutert Wolfgang Brenner. Das müsse alles berücksichtigt werden - wird es im bisherigen Beschluss aber nur unzureichend. "Wer mehr als fünf Jugendteams hat, bekommt fünf Prozent Erlass. Bei zehn Teams sind es zehn Prozent. Aber wenn ich es hochrechne, verbraucht die Jugend bei uns etwa 50 Prozent der Energiekosten ", kalkuliert Michael Krieg.

Ob die Stadt ihren Beschluss nun neu kalkuliert? Zumindest ist ein Treffen mit den Fußball-Vereinen terminiert. Am 25. September wollen sich die Verantwortlichen zusammensetzen, um über eine Lösung zu sprechen - schließlich geht es ums Überleben der Clubs.

Zum Thema:

Auf einen BlickFolgende Völklinger Fußball-Vereine sind von der neuen Regelung betroffen: SV Ludweiler, SV Wehrden, FSV Lauterbach, SC Fenne, SF Heidstock, SV Fürstenhausen, VfB Luisenthal, SV Hermann-Röchling-Höhe, SV Röchling Völklingen , SC Ay Yildiz, SV Geislautern. hej

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