Noch einmal eine letzte Frist
Völklingen · Die Stadt Völklingen wird noch bis Jahresende zuwarten, ob sich etwas Handfestes am Projekt City-Center, jetzt auch Rathaus-Galerie genannt, tut. Einer Reihe von Stadtratsmitgliedern ist aber bereits jetzt der Geduldsfaden gerissen.
Am 1. April sollte die bisher letzte Frist für den Baubeginn am City-Center auslaufen. Sie ist nun, wie bereits gemeldet, bis zum Jahresende verlängert. Am Dienstagabend hat eine Mehrheit aus CDU, SPD und Pro Völklingen im Stadtrat dem entsprechenden Vorschlag von Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) zugestimmt. Linke, FDP und Grüne sagten Nein, die Freien Wähler enthielten sich der Stimme. Sie alle wollten sich nicht mehr auf vage Angaben des Investors verlassen.
Das ist der internationale Fonds Patron Dieter II. Der hat zwar bereits in Völklingen rund sechs Millionen Euro in Grundstückskäufe investiert, ist aber weltweit gewohnt, mit sechsstelligen Millionenbeträgen zu rechnen. Sein deutscher Vertreter Thorsten Vogt, Geschäftsführer der Main Asset GmbH, versicherte vor dem Rat: "Wir arbeiten sehr hart daran, in den nächsten sechs Monaten zu einem Abschluss zu kommen." Aber, so Vogt weiter: "Ich möchte keine verbindlichen Termine sagen, bevor ich weiß, dass ich das auch halten kann." Auch sonst blieb Vogt zurückhaltend, zeigte keine Entwürfe, nannte keine Namen von Mietinteressenten oder Projektentwicklern, von denen zwei im Rennen sein sollen - nachdem laut Angaben von Oberbürgermeister Lorig ein Entwickler bereits feststand.
Keine Verträge, keine Mieter
FDP-Fraktionschefin Denise Baldauf bewertete Vogts Ausführungen als "inhaltsleer" - mit einem Nein als zwangsläufigem Ergebnis. "Es gibt nichts Konkretes. Es sind keine Verträge, keine Mieter da", bilanzierte Manfred Jost (Grüne). Und Paul Ganster (Linke) sah bereits für November ein erneutes Ansinnen auf Fristverlängerung kommen.
Aber Politiker wie Karl-Heinz Remark (Pro Völklingen) vertrauen weiter auf den Investor: "Eine realistische Alternative gibt es nicht." Auch CDU-Fraktionschef Stefan Rabel baut auf die Realisierung des (mittlerweile auf ein Verkaufsgeschoss abgespeckten) Konzepts: "Ich sehe sonst keine Chance, die Innenstadt überhaupt zu retten." - "Eine einzige und letzte Chance", pflichtete ihm SPD-Amtskollege Erik Kuhn bei. FDP und Grüne wiesen dagegen erneut auf den geplanten Neubau des Berufsbildungszentrums als mögliche Alternative hin.
Gefährlicher Verfall
Die Abrissbagger am Ex-Kaufhof und Umfeld sollten bereits im April 2012 anrücken. Die Stadt hatte ihren Job, den Umbau der Karl-Janssen-Straße auf zwei Fahrtrichtungen, Kosten rund 300 000 Euro, pünktlich zum 2. April 2012 erledigt. Rowdys, Metalldiebe und private Video-Filmer, man registrierte auch eine Brandstiftung, hatten sich bereits zuvor in den Leerständen breitgemacht. Völklingens damaliger Polizeichef Werner Michaltzik freute sich wie viele andere auf einen baldigen Abriss, hatte aber auch die Rechnung ohne den Investor gemacht.
Inzwischen greift der Verfall weiter um sich. Jetzt hat die Interessengemeinschaft (IG) Pro Völklingen Gefahrenstellen angeprangert. Glasscherben am Durchgang vom Ex-Kaufhof zum Parkhaus drohten auf die Straße zu stürzen, und die Gebäude in der angrenzenden Alten Schulstraße präsentierten sich als eine "tickende Zeitbombe" für Fußgänger, warnte der IG-Vorsitzende Patrick Kolar. Hier müsse die Stadt sofort handeln. Auch wenn nun die Frist für den Investor bis Jahresende verlängert ist.